5 Faktoren, die darüber entscheiden, wer vorne mitspielt

27. September 2022


#Marktwende, #Baukostenexplosion, #New Work — was denn noch alles? Täglich kommen neue Herausforderungen auf die deutschen Immobilienunternehmer zu. Und in der Tat: war lange die Wirtschaftlichkeit die größte Challenge, so werden nun die äußeren Umstände problematischer — Inflation, Energiediskussionen und der Strukturwandel in der Arbeitswelt belasten zusätzlich. Hier meine fünf Wegweiser aus der Krise.

Von Birgit Ströbel

In Krisenphasen beobachte ich unterschiedlichste Reaktionen in Managementteams — von Rückzug über Kontrollwahn bis hin zu Aufbruchstimmung. Warum gelingt es manchen Unternehmen, Krisen als Chance zur Verbesserung zu nutzen während andere schleichend absteigen?

Fünf Faktoren entscheiden über die Zukunftsfähigkeit

Alle Immobilienunternehmen, ob etablierter Mittelstand oder junges StartUp stehen doch vor den gleichen Herausforderungen:

  • Welche Strategie ist die Richtige für die Zukunft?
  • Wie stelle ich mein Unternehmen zukunftsfähig auf?
  • Wie werde ich attraktiv für die besten Mitarbeiter?

Für jede dieser Herausforderungen gibt es bestimmt viele Antworten, und doch sind es aus meiner Erfahrung fünf Faktoren, die über die Zukunftsfähigkeit entscheiden.

  1. Klarer Blick in die Zukunft
  2. JA zur Schwarmintelligenz
  3. Keep it simple & digital
  4. Kapitalanlage Mitarbeiter
  5. Keine Angst vor neuen Lektionen

Klarer Blick in die Zukunft

„Wie unsere Zukunft aussieht, können wir nicht sagen.“ „Unsere Strategie: Wir fahren jetzt erst mal auf Sicht.“ Könnten diese Aussagen von Ihnen sein?

Kein Mensch weiß, was die Zukunft bringt. Aber wir können mit Szenarien eine Ausrichtung für die Zukunft definieren: Welche unserer Stärken können wir breiter nutzen? Wer ist künftig unser Kunde und wofür bezahlt er noch? Wie organisieren wir uns, damit wir schneller agieren, statt zu reagieren? Diese Fragen müssen Unternehmer beantworten. Denn daraus entsteht eine Strategie als „Fahrplan“.

Zukunftsfähige Unternehmen haben eine Vision — und geben damit die Richtung für die Entwicklung des Unternehmens vor. Damit können alle auch zeitweise „auf Sicht“ fahren und immer wieder überprüfen, ob sie wieder einlenken. Sie wissen ja jetzt, wohin die Reise geht.

JA zur Schwarmintelligenz

Immer wieder erlebe ich Geschäftsführer, die nervös sind, weil erneut die Umsatzziele stark verfehlt werden. Als Reaktion wird mangelndes Engagement im Vertrieb unterstellt und der Druck auf die Führungskräfte erhöht. Klingt das zukunftsfähig?

Nein! Leistungswille entsteht durch eigene Motivation und durch Zugehörigkeit. Menschen wollen ernst genommen und beteiligt werden — in guten und in schweren Zeiten. Was in StartUps oft selbstverständlich ist, gilt erst recht für zukunftsfähige Unternehmen: Transparenz und gemeinsame Ziele.

Wie das funktioniert, habe ich bei einem meiner Kunden erlebt. In der Pandemie hat der Geschäftsführer eines Bauunternehmens die interne Kommunikation komplett geöffnet. Gemeinsam mit den Bereichen wurden die Kernthemen für nötigen Fortschritt priorisiert und dazu gemeinsame Ziele definiert. Alle Mitarbeitenden kennen somit ihren Beitrag zur Entwicklung. In jedem Quartal wird transparent der Status Quo besprochen, auftretende Probleme diskutiert und jeder überlegt, was er in Eigenverantwortung verbessern kann. Schon nach einem Jahr sind die Fortschritte spürbar.

Merke: Die Gruppe, der Schwarm, ist intelligenter als der Einzelne.

Keep it simple & digital

Jedes Unternehmen, mit dem ich in Kontakt bin, sucht derzeit Mitarbeiter. Ressourcenengpässe durch fehlendes Personal, Krankheit, Mitarbeiterwechsel sind zum Dauerthema geworden. „Unsere Stärke ist die persönliche Beziehung. Unsere Aufgaben kann keine Maschine erledigen“, höre ich noch immer von Geschäftsführern in der Immobilienbranche. Geht nicht — gibt´s nicht! Machen Sie Ihre Mitarbeiter „frei“, um die Beziehungsarbeit zu erledigen, die so wichtig ist. Digitalisieren und automatisieren Sie Routineabläufe. Einheitliche Bauprozesse, standardisierte Projekttypen oder das Onboarding neuer Mitarbeiter — Standards und Automatismen schaffen Freiräume für produktive Jobs. Frage: Wie bekommt man zum Beispiel die zeitraubenden Wohnungs-Erstbesichtigungen in den Griff? Antwort: Mit einem fahrbaren Video-Roboter. Diese kreative Lösung hat ein Kölner Maklerunternehmen umgesetzt. Via Handy steuert der Interessent die High-Tec-Maschine. Auch Bonitätsprüfung, Unterlagencheck und Dokumentenunterzeichnung laufen dort komfortabel digital. Also, raus aus der Komfortzone! Unproduktive Jobs abschaffen, Prozesse vereinfachen und Technik als Helfer begrüßen.

Kapitalanlage Mitarbeiter

New Work, Homeoffice, Work-Life-Balance — die Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Menschen, ob jung oder älter, hinter-fragen stärker, für wen sie arbeiten, legen mehr Wert auf Flexibilität und Vereinbarkeit von Job und Privatleben. Das ist einfach der Trend: Es kündigt nicht mehr der Chef, sondern der Mitarbeiter!

Was tun? Was, wenn der Kickertisch und das Gehalt nicht die entscheidenden Kriterien sind? Wie werden Unter-nehmen attraktiv als Arbeitgeber?

Eine starke Kultur ist die Antwort. Wie zum Beispiel in einem großen PropTech-Unternehmen, das sich zum Ziel gesetzt hat, stärker auf seine Mitarbeitenden zu hören und die Firma zu einem wertschätzenden Arbeitsort zu entwickeln. Motto: Miteinander Großes bewegen! Man hat ein modernes Führungsverständnis entwickelt und Werte, die aktiv im Alltag gelebt werden. Alle Mitarbeiter arbeiten jetzt mit klaren Rollen und hoher Eigenverantwortung. Als Ergebnis hält die Belegschaft in denKrisenzeiten zusammen, sucht nach Wegen zum Erfolg. Was für ein lukratives Investment?!

Keine Angst vor neuen Lektionen

Gestern noch Top — heute leider nur noch Kreisliga!? Menschen erleben gerade in allen Hierarchiestufen, dass ihre Erfahrung oft nicht zum Ziel führt, bewährte Herangehensweisen nicht mehr funktionieren. Kunden haben andere Vorstellungen, neue Regularien erschweren die Arbeit, und so weiter.

Wer jetzt denkt, die Führungskräfte müssten das richten, liegt falsch. Zukunftsfähige Unternehmen haben gelernt, sich permanent an verändernde Situationen anzupassen. In ihren Pro-
zessen, in der Arbeitsweise und auch in der Art, zu lernen.

Doch wie werden Unternehmen agil und offen für Neues? Es beginnt beim Management und der Offenheit für Ausprobieren. Um Lust auf Unbekanntes zu wecken, braucht es Formate. So sollten Unternehmen „Experimentierräume“ schaffen, in denen abteilungsübergreifend kreativ an Lösungen für Kunden, Markt et cetera gearbeitet werden kann.

Auch müssen wir alle wieder lernen zu lernen. Kleine Schulungssessions und Workshops für neue Methoden helfen Menschen dabei, mit freiem Kopf innovativ neue Wege zu gehen. Die positive Energie, die dabei entsteht, beflügelt die Zukunftsfähigkeit im Unternehmen.

 

Foto: © Birgit Ströbel