Authentische Postings? Ja, aber bitte ohne Essensfotos

14. Dezember 2023


Menschen folgen Menschen – keinen Unternehmen. Deswegen ist der persönliche Kanal von CEOs und anderen Entscheidern für die Markenbildung einer Firma mindestens genauso wichtig wie der offizielle Unternehmenskanal. Expertinnen und Experten, die jedoch immer nur die neuesten Marktzahlen, Charts und Trends posten, wirken zwar professionell, aber wenig nahbar. Deswegen gehört zur modernen C-Level-Positionierung auch eine gesunde Dosis von persönlicheren Postings, wobei eine gesunde Mischung bei etwa 80 Prozent beruflichen und 20 Prozent persönlichen Inhalten liegt.

Von Sonja Rösch

Professionelle Social-Media-Netzwerke bieten nicht nur etablierten Führungskräften die Möglichkeit zur persönlichen Markenbildung, sondern auch Fachkräften mit unterschiedlichsten Erfahrungsstufen und Hintergründen. Längst haben beispielsweise junge Maklerinnen und Makler erkannt, dass das Netzwerken über LinkedIn und Co. ähnlich wichtig ist wie der Austausch auf Messen oder anderen Events.

Jedoch gibt es meiner Erfahrung nach zwei klassische Fehler, die gerade Young Potentials machen: Entweder sie verfügen noch nicht über das Selbstvertrauen, persönlichere Töne anzuschlagen, und bleiben auf den sozialen Netzwerken geradezu krampfhaft professionell. Oder aber sie lassen sich vom „Vorbild“ selbsternannter Influencerinnen und Influencer verleiten, werden übermäßig emotional oder auch pseudo-intellektuell. Solche Posts erhalten zwar in der Regel viel Reichweite – dass sie allerdings auf die meisten Nutzer eher peinlich wirken, steht in keiner Performance-Auswertung.

Vier goldene Regeln für das richtige Maß

Wer seinen Auftritt auf LinkedIn und Co. systematisch aufbauen will, kann sich an vier goldenen Regeln orientieren. Mit diesen gelingt eine gesunde Balance zwischen beruflichem und persönlichem Content, um negative Reaktionen zu vermeiden und um das eigene Netzwerk konsequent zu erweitern.

Erstens: Definieren Sie Ihre Zielgruppe

Überlegen Sie sich vor dem Posten, wen Sie mit ihrer Botschaft erreichen wollen und warum. Welche Erwartungshaltung haben die Menschen aus dieser Gruppe? Wenn es sich um institutionelle Investoren handelt, sollte auch der eigene LinkedIn-Kanal vor allem Professionalität ausstrahlen. Persönlicher Content ist zwar nach wie vor wichtig, sollte aber wohldosiert sein. Anders sieht es aus, wenn es darum geht, Young Professionals anzusprechen – hier können Sie sich bei der Tonalität und den Formaten etwas mehr trauen und den Kanal „menschelnder“ gestalten. Dennoch sollten Sie sich stets auf das Geschäft fokussieren: Teilen Sie primär Inhalte, die mit Ihrer Branche und Ihrem beruflichen Schwerpunkt zu tun haben.

Zweitens: Seien Sie authentisch, aber professionell

Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie etwas posten sollten, können Sie sich selbst folgende Frage stellen: Würde ich diese Inhalte auch im Gespräch auf einer Fachtagung erzählen? Wenn ja, ist das grundsätzlich ein gutes Zeichen. Wenn nicht, dann sollen Sie den Post nochmals überdenken. Sie können persönlichen Content teilen, um Authentizität zu zeigen, aber bleiben Sie dabei immer professionell. Ich bin fest überzeugt davon, dass Fotos vom Mittagessen, der Hochzeitsfeier, dem Strandurlaub oder dem eigenen Corona-Test nicht auf eine Plattform wie LinkedIn gehören. Eine gute Idee kann es hingegen sein, Einblicke in Ihre tägliche Arbeitsweise und Ihre Projekte zu geben, damit Ihre Community erfährt, wo Ihre Schwerpunkte und Erfahrungen liegen. Natürlich ist die Privatsphäre der eigenen Kunden dabei heilig, es sollten keinerlei persönliche Informationen von diesen mit einfließen.

Drittens: Sie können kontrovers sein – aber bitte innerhalb Ihres Fachgebiets

Niemand ist dazu gezwungen, auf LinkedIn und Co. kritische Töne anzuschlagen. Wenn Sie ein Charakter sind, der innerhalb seines Fachgebiets hin und wieder aneckt, können Sie aber dennoch ruhig etwas spitzer formulieren. Es gibt Persönlichkeiten innerhalb der Immobilienbranche, die sich genau auf solche Inhalte spezialisiert haben – weil es zu ihrer Persönlichkeit passt. Wer diese Personen live kennenlernt, erkennt das sofort.

Es gibt jedoch ein großes Aber: Vermeiden Sie unbedingt kontroverse Themen außerhalb ihrer Branche. Diskussionen über religiöse, politische oder ähnliche Streitpunkte haben auf LinkedIn nichts zu suchen und können selbst auf einer Businessplattform zu einem Shitstorm führen. Bedenken Sie auch, dass das Internet so schnell nicht vergisst. Es kann sehr gut sein, dass Ihre Inhalte von anderen aufgegriffen werden und somit sogar noch breiter gestreut werden. Posten Sie also nur etwas, von dem Sie überzeugt sind, dass Sie auch in vielen Jahren noch damit einverstanden sind.

Viertens: Überprüfen Sie regelmäßig Ihre Online-Präsenz und managen Sie Ihre Community

Einen authentischen und vertrauenerweckenden persönlichen Post zu schreiben, ist nur die halbe Miete. Genauso wichtig ist es, die Interaktionen regelmäßig zu prüfen. Die beste Möglichkeit, um die eigene Reichweite zu steigern, besteht darin, die Antworten auf Ihre Beiträge zeitnah zu liken und zu kommentieren. Dabei muss Ihre Community nicht immer einer Meinung sein. Wenn eine konstruktiv-kritische Diskussion entsteht, bei der es sachlich und respektvoll zugeht, kann das sehr hilfreich sein. Denn so können Sie sich noch stärker positionieren.

 

Foto: Mactrunk/depositphotos