Bonitätsabfragen in Echtzeit

2. Dezember 2022


Steigende Zinsen und höhere Eigenkapitalanforderungen sorgen bei Nachfragern für Verunsicherungen. Kann ich mir das Eigenheim noch leisten? Durch API Anbindungen können Interessenten nun auch Finanzierungsprüfungen direkt und in blitzschnell im Exposé durchführen.

Von Jan Kricheldorf

Viele Immobilienunternehmen arbeiten partnerschaftlich mit Finanzdienstleistern wie Dr. Klein, Interhyp oder regionalen Anbietern zusammen. Die Prüfung der Finanzierbarkeit von Immobilienkäufen hat mit den letzten Zinsanstiegen und der Energiekrise deutlich an Geschwindigkeit verloren. Viele Banken verlangen deutlich mehr Eigenkapital und prüfen noch sorgfältiger als bisher die Bonität der Interessenten. Die Immobilienbewertungen der Banken öffnen bei den ermittelten Werten große Gräben zwischen Beleihungsauslauf und Kaufpreisen. Das verzögert derzeit die Abschlüsse von Immobilienmaklern und die verdienten Provisionen lassen auf sich warten.

Kooperationen sind wichtiger geworden

Die derzeitigen Turbulenzen an den Immobilienmärken machen die Kooperationen zwischen Maklern und Finanzierungs-vermittlern nun noch einmal wichtiger. Die Schnittstellen zwischen Maklern und Finanzdienstleistern sind dabei optimierbar. Denn systemübergreifende Echtzeitabfragen waren bislang kaum möglich und im Verteilermarkt auch bislang unnötig. Das ändert sich jetzt. 

Finanzdienstleister sind vorbereitet

Finanzdienstleister nutzen schon seit langem einen softwaregesteuerten Pool, in dem die bonitätsrelevanten Informationen der Nachfrager und die Immobilieneckdaten eingespeist werden und per Ampelsystem geprüft werden kann, ob eine Finanzierung grundsätzlich möglich ist. Der Dienstleister konnte mit den anonymisierten Anfragen justieren, zu welchen Bedingungen die Banken eine Finanzierung begleiten würden. 

Die direkte Verbindung vom Nachfrager über den Makler zum Finanzierer

Über API-Anbindungen lassen sich nun die Prüfsysteme der Finanzdienstleister mit den CRM-Systemen der Makler verbinden und sogar über die Webseite und das eigene Exposé steuern. Dazu müssen die Nachfrager lediglich ihr Haushaltsnettoeinkommen und das vorhandene Eigenkapital im erhaltenen Web-Exposé ergänzen. Die Eingaben der Interessenten werden dann mit dem bereits erfassten Immobilienprofil in einen Pool von circa 500 Banken eingespeist. Genügen Eigenkapital und Haushaltsnettoeinkommen, schaltet die Ampel auf Grün und der Nachfrager erhält nach wenigen Sekunden die drei besten Angebote der Banken direkt im dynamischen Web-Exposé angezeigt. In den Grenzbereichen der machbaren Finanzierungen schaltet die Ampel auf Gelb und eine persönliche Beratung ist unvermeidlich. Schaltet die Ampel auf Rot, erhält der Nachfrager eine Absage.

Nachfrager automatisch qualifizieren

Auf diese Weise können Interessentenanfragen schon frühzeitig automatisiert vorqualifiziert werden. Bonitätsangaben wie das eingegebene Eigenkapital und das Haushaltsnettoeinkommen werden zeitgleich mit der Anfrage in der Makler-CRM erfasst, so dass der Immobilienberater schnell erkennen kann, bei welchem Interessenten die Abschlusswahrscheinlichkeit hoch und bei welchem sie niedrig ist.

Technische Voraussetzungen müssen gegeben sein

Voraussetzung für solche automatisierten Workflows sind kompatible API-Schnittstellen zwischen den verschiedenen Systemen. Im beschriebenen Fall sind mindestens drei API-Endpunkte notwendig, nämlich seitens Bankenpool, CRM und der Web-Anwendung des Exposés. APIs sind Programmierschnittstellen, die den bidirektionalen Datenaustausch zwischen fremden Systemen ermöglicht. 

Komplexe Lösungen dienstleistungsübergreifend nutzen

In den letzten Jahren haben immer mehr Software-Produzenten solche Schnittstellen geschaffen, weil die Vernetzbarkeit eine wichtige Voraussetzung ist, um komplexe Lösungen dienstleistungsübergreifend nutzen zu können. Immer mehr Makler-CRM-Anbieter bieten APIs an. Flowfact und Propstack haben bereits eine solche Schnittstelle von Haus aus an Bord, bei onOffice kann sie kostenpflichtig dazu gebucht werden. Ammon und Estate bieten ebenfalls kostenlose APIs an, allerdings bislang noch mit eingeschränktem Leistungsumfang.

 

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