Das richtige Heizungswasser sorgt für Effizienz und Langlebigkeit

30. Mai 2018


Bereits in den 1950er Jahren erschien die erste Auflage der Richtlinie zur „Vermeidung von Schäden in Warmwasserheizung“ VDI 2035. Leider sind die Vorgaben der Richtlinie bis heute nicht voll umfänglich im Markt angekommen. Doch ohne die richtige Behandlung des Heizungswassers drohen erhebliche Schäden.

Von Burkhard Maier

Beispielsweise leiden Hocheffizienzpumpen gravierend unter anfallendem Magnetit im System. Ebenfalls führen Ablagerungen, wie u.a. Kesselstein, in Engstellen des Systems, u. a. in Wärmeüberträgern und Thermostatventilen, zu einem erhöhten Energiebedarf von 10-15 Prozent oder sogar zu Ausfällen der Anlage.

Die Hauptbestandteile des sogenannten Kesselsteins sind im Regelfall eine Mischung aus Kalk, Calciumsilikat, Calciumphosphat und Calciumsulfat (Gips) sowie Magnesiumsalzen. Dieses Gemisch sorgt in der gesamten Anlagentechnik für eine erhebliche Reduzierung der Effizienz. So bewirkt ein harter Belag von 1 mm Stärke einen Mehraufwand an Primär- und Hilfsenergie von 10-15 Prozent. Hinzu kommen zusätzliche Probleme im hydraulischen System, wie Reduzierung der Dehnungsfähigkeit der Metalle, Spannungsrisse (bevorzugt an Edelstahl Wärmetauschern), Veränderung der Durchflussmengen durch verengte Rohrdurchmesser sowie verstopfte Thermostatventile.

Doch nicht nur harte Ablagerungen machen dem Heizsystem zu schaffen. „Weiche Ausfällungen“, wie z. B. Calciumphosphat legen sich in Form von Schlamm in den unteren Bereichen von Heizkörpern und Pufferspeichern oder Fußbodenheizungsrohren ab und führen zu Effizienzverlusten, hydraulischen Problemen — oder bei Stahlbauteilen sogar zu Korrosion.

Eine weitere Problemstellung der Installationen bilden die verwendeten Materialien bzw. deren Korrosionsverhalten. Heute sind praktisch alle Werkstoffe in einem System zu finden: Kupfer, verschiedenste Arten von Stahl, Rotguss und Kunststoff. Hier gilt es, einen goldenen Mittelweg zu finden, der allen Materialien gerecht wird und Korrosionsschäden verhindert, da diese für die Leitfähigkeit des Heizungswassers eine entscheidende Rolle tragen. Studien haben ergeben, dass das Korrosionsrisiko unterhalb von ca. 200 µS/cm signifikant sinkt. Für Chloride stellt sich hingegen eine Grenze bei ca. 15 mg/l ein.

Problemstellung Ergänzungswasser

Die VDI 2035 geht von einer zweifachen Ergänzungswassermenge zzgl. der Erstbefüllung innerhalb eines Lebenszeitraums von heute angenommenen 15 Jahren aus. Dies entspricht jedoch nicht der Realität. Durch Entlüftungsmaßnahmen, nicht komplett diffusionsdichte Membranausgleichsgefäße, nicht diffusionsdichte Kunststoffleitungen diffusionsgefährdete Dichtungen, Pressfittinge, Gewindebereiche, Mischin-
stallationen und das unterschiedliche Alter der Installationen, wird nicht selten das Vier- bis Sechsfache an Heizungswasservolumen ergänzt.

Die Hürden in der Praxis

Für die Berechnung der benötigten Verbrauchsmittel werden zum Beispiel folgende Informationen benötigt:

•    Wasserqualität
•    Heizleistung und Systemtempe-        ratur
•    Anlagenvolumen
•    und weitere

Aus diesen Erkenntnissen ist es dem Sanitär-, Heizungs- und Klima-Fachhandwerker möglich, ein auf die jeweilige Anlage zugeschnittenes Konzept zu entwickeln, das eine langfristig problemlose Funktion der Heizungsanlage sicherstellt und frühzeitig Reparaturkosten vermeidet.

Moderne Lösung der Wasseraufbereitung und Wasserbehandlung

Versicherungen gehen inzwischen sensibel mit dem Thema um und verweisen bei Schadensfällen auf die Vorgaben der VDI 2035. Daher sollte das Füll- und Ergänzungswasser im System zu jedem Zeitpunkt den Richtwerten entsprechen. In der VDI 2035, Blatt 2 heißt es dazu: „Bei allen Anlagen, bei denen eine Behandlung des Füll- und Ergänzungswassers bzw. des Heizwassers erfolgt, sind die Leitfähigkeit und der pH-Wert nach Herstellerangaben, mindestens jedoch einmal jährlich, zu messen und zu dokumentieren.“

Hersteller bieten aus diesem Grund professionelle Systeme und Serviceleistungen zur Unterstützung des Fachhandwerks an, da es verschiedene Interpretationen und Herangehensweisen bezüglich der VDI 2035 gibt. Heizungswassermodule dienen beispielsweise der qualitätsgesteuerten, normgerechten Herstellung eines teilentsalzten Füllwassers in Heizungs- und Kältekreisläufen. Diese sollen sowohl die Gewährleistungsbedingungen der Kesselhersteller und Komponentenlieferanten als auch einen energieeffizienten Betrieb der gesamten Heizungsanlage ermöglichen.

Besonders bei Bestandsanlagen sollte darüber hinaus eine sanfte Reinigung im laufenden Betrieb gestartet werden, so dass problembehaftete Systeme auf einen VDI-konformen und effizienten Stand gebracht werden.

Für Anlagen, in denen es bereits Ablagerungen und Verunreinigungen vorliegen, wurden spezielle Produkte entwickelt, die eine schonende Reinigung des Systems im laufenden Betrieb ermöglichen. Alle Verunreinigungen wie Schmutz, Schlamm, Rost und Korrosionsrückstände werden zuverlässig entfernt. Dies gilt insbesondere auch für die sehr feinen Magnetitrückstände (<1 µm), die über die patentierte Magnaflow-Einheit des Moduls wirkungsvoll abgeschieden werden.

Fazit

Dem Heizungswasser wird nach wie vor zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Denn dieses hält, vergleichbar mit dem menschlichen Blut, alle Prozesse in einem Heizkreislauf am Leben und verteilt die Energie dorthin, wo sie benötigt wird. Um bei dem Bild zu bleiben, steht das Kreislaufwasser nicht nur mit dem Herzen (dem Heizkessel und der Pumpe) in Kontakt, sondern mit jedem Organ des Körpers (des Heizungssystems). Erster Ansprechpartner sollte daher der SHK-Fachinstallateur sein.