Ein neues Zuhause für Housam und Ahmad

27. Februar 2020


Philipp Schneider kennt den Wohnungsmarkt. Als Gesellschafter eines inhabergeführten Hamburger Immobilienunternehmens arbeitet er seit vielen Jahren im Bereich Verwaltung, Vermietung und Verkauf. Er weiß, wie groß der Andrang auf freie Mietwohnungen in der Metropolregion ist. Das Thema Wohnungsmangel ist auch hier in aller Munde. Und das nicht erst seit die Stadt zahlreiche Gemeinschaftsunterkünfte aufstellen musste, nachdem zehntausende Menschen nach ihrer Flucht am Hauptbahnhof gestrandet waren. Die meisten der Flüchtlinge besitzen die formale Berechtigung, eine eigene Wohnung zu beziehen.

Auf einem Hausverwalter-Stammtisch des IVD Nord lernte Schneider Mitte November 2017 die Wohnbrücke Hamburg kennen. Zwei Mitarbeiter des Projekts warben dort bei den Kollegen für die Idee, Wohnungen an Geflüchtete zu vermieten. Das Ziel: die integrative Unterbringung der Neuankömmlinge in den bestehenden Hamburger Quartieren.

In der Kaffeepause sprach Schneider den Wohnbrücken-Mitarbeiter Sven Sieg an. „Ich hatte schon länger mit dem Gedanken gespielt, eine Wohnung an Flüchtlinge zu vermieten“, sagt Schneider. „Die Projektvorstellung beim Stammtisch kam also zum richtigen Zeitpunkt.“

Danach ging alles recht schnell. Ein Besichtigungstermin in der 2-Zimmer-Wohnung im Hamburger Osten wurde für Anfang Dezember vereinbart. Vorher hatte er mit Sven Sieg über seine Vorstellungen an die zukünftigen Mieter gesprochen: verbindliche Zahlung, gute Deutschkenntnisse und nachbarschaftliche Rücksichtnahme sind ihm bei allen Vermietungen wichtig.

In einem Telefonat schlug ihm Sven Sieg daraufhin den 20-jährigen Housam und seinen drei Jahre älteren Bruder Ahmad als Mietinteressenten vor. Beide lebten vor ihrer Flucht in der syrischen Stadt Aleppo, hatten ihr Abitur gemacht und schmiedeten Pläne für die berufliche Zukunft. Der Bürgerkrieg mit anschließender Flucht kam ihnen dazwischen. „Die beiden haben gleich einen sympathischen Eindruck auf mich gemacht,“ erzählt Philipp Schneider. „Der jüngere Housam war zwar noch etwas schüchtern, aber Ahmad hat dafür umso mehr gesprochen — in fließendem Deutsch!“. Auch bei den Brüdern stimmte das Bauchgefühl: „Die Wohnung gefällt uns sehr“, schrieb Ahmad nach der Besichtigung. Die Wohngegend kannten die Brüder bereits, sie hatten mit Mutter und Schwester in einem Wohncontainer der Stadt am Ende der Straße gewohnt.

Mit Unterstützung der Wohnbrücke Hamburg und eines ehrenamtlichen „Wohnungslotsen“ erledigten die Mietinteressenten alle Formalitäten. Im Büro von Philipp Schneider unterschrieben sie noch im Dezember ihren ersten Mietvertrag, zusammen mit Herrn Sieg. Seitdem sind zwei Jahre vergangen und Herrn Schneider sind noch keine Beschwerden zu Ohren gekommen. Ahmad hat mittlerweile sein Maschinenbaustudium aus Syrien wieder aufgenommen. Und auch der jüngere Housam ist seit Oktober 2018 Student und spricht nun ganz ohne Hemmungen Deutsch mit seinen Kommilitonen.

„Die Wohnbrücke Hamburg hat mich vor allem wegen ihrer verbindlichen Art und persönlichen Beratung überzeugt“, sagt Schneider. „Ich konnte von Anfang an über alle Themen offen sprechen. Insbesondere, was die aufenthaltsrechtliche Seite der Vermietung anging, war ich zunächst skeptisch. Aber die Wohnbrücke Hamburg hat bereits vorher geprüft, ob eine Bleibeperspektive bei Ahmad und Housam besteht und mich kompetent beraten.“

Die Wohnbrücke Hamburg akquiriert abgeschlossene Wohnungen und schlägt Eigentümern passende Haushalte mit Fluchthintergrund als Neumieter vor. „Vorher prüfen wir in einem persönlichen Gespräch, dass Mietzahlung und Aufenthalt gesichert sind und die Mietinteressenten zur Hausgemeinschaft und den Vorstellungen des Eigentümers passen“, erklärt Sven Sieg. Das Besondere: Jeder Haushalt wird durch einen ehrenamtlichen „Wohnungslotsen“ unterstützt, der den Umzug begleitet und bei allen Formalitäten sowie beim Ein- und Umzug unterstützt. „Die Wohnungslotsen werden durch die Wohnbrücke in einer Schulung auf ihre Aufgaben vorbereitet und bleiben den Neumietern als Ansprechpartner im laufenden Mietverhältnis erhalten,“ so der Mitarbeiter. „Zusätzlich zum Team der Wohnbrücke Hamburg steht der Wohnungslotse dem Vermieter als zusätzliche Ansprechperson zur Verfügung, falls erforderlich.“

Mit diesem Konzept hat die Wohnbrücke Hamburg seit November 2015 659 Umzüge von 1950 Personen aus Hamburger Flüchtlingsunterkünften vermittelt und unterstützt. Neben einigen genossenschaftlichen Vermietern sind es vor allem Privateigentümer und Immobilienverwaltungen wie die von Philipp Schneider, die sich an der integrativen Unterbringung von Geflüchteten beteiligen. „Engagierte Vermieter sorgen dafür, dass die geflüchteten Menschen hier einen echten Neuanfang wagen können“, freut sich Sven Sieg. Und auch Philipp Schneider ist zufrieden: „Ich bin froh, dass ich auf diese Weise bei der Integration von Flüchtlingen in Hamburg unterstützen konnte.“

Telefon: 040 466551433
E-Mail: wohnbruecke@lawaetz-ggmbh.de
www.wohnbruecke-lawaetz.de

 

Fotos: © Lawaetz-wohnen&leben gGmbH, Wohnbrücke Hamburg