Elektronische Fahrtenbücher im Praxistest

25. Juli 2017


Ein Fahrtenbuch führen zu müssen, nervt. Vor allem, wenn es darum geht, den Anforderungen der Finanzämter zu entsprechen. Die meisten nutzen deswegen die 1%-Regelung und nehmen steuerliche Einbußen hin, obwohl korrekt geführte Fahrtenbücher mehrere Tausend Euro Steuerersparnis im Jahr bedeuten können. Ihre digitalen Pendants können das lösen, sagen die Hersteller. Was schön wäre so kurz vor dem Sommerurlaub und vielen Reisekilometern. AIZ-Volontärin Julia Ceitlina hat die zwei Anbieter Pace und Vimcar getestet.

Der „Pace Car“ Link im Test

Insgesamt hat „Pace Car“ neun Smartcar-Funktionen, die dem Nutzer unter anderem Performance-Daten des Autos in Echtzeit anzeigen, günstige Tankstellen finden und bei einem Unfall sogar automatisch den Notruf kontaktieren mit genauer Standortangabe.

Design & Lieferumfang

Der „Pace Link One“ ist auffällig klein, vergleichbar mit einer halben Streichholzschachtel. Ebenfalls im Lieferumfang enthalten, ist die „Pace Car App“, passend für iOS und Android und eine Smartphone- Halterung, die man an der Frontscheibe anbringen kann.

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Zur App & Registrierung

Die „Pace App“ kann man sich ohne Zusatzkosten im App Store herunterladen. Nach der Registrierung werden alle notwendigen Angaben zum Fahrzeug gemacht. Dazu gehört der Hersteller, das Baujahr, das Kennzeichen und der Kilometerstand. Ob das Fahrzeug mit dem Link kompatibel ist und wo sich der ODB-Anschluss (normalerweise wird der zum Auslesen von Elektronikfehlern in Werkstätten benutzt) für den Pace Link befindet, lässt sich auf der Webseite des Anbieters herausfinden.

Ohne Bluetooth Funktion geht nichts — denn nur so kann eine Verbindung zum Gerät hergestellt werden. Das mit dem Verbinden läuft allerdings nicht immer einwandfrei und es dauerte eine Weile bis das Smartphone  den Link erkannt hat. Ob das im stressigen Arbeitsalltag praktikabel ist, bleibt abzuwarten.

Der Praxistest

Als Erstes muss einmalig der Kilometerstand eingegeben werden, um alles andere kümmert sich der Link. Wird das Gerät vom ODB entfernt, muss diese Prozedur jedoch wiederholt werden.  Der Standort wird automatisch gefunden, wenn der Ortungsdienst aktiviert ist. Sobald die Fahrt beendet ist, legt der Fahrer fest, ob die Fahrt privat oder geschäftlich war. Das kann direkt in der App eingegeben werden oder später über den Computer am Schreibtisch. Während der Fahrt macht die App zusätzlich auf die Fahrweise aufmerksam. Nämlich ob effizient geschaltet, zu stark beschleunigt oder zu stark gebremst wird.

Wichtig: Der Pace Link kann Fahrten nur aufzeichnen, wenn eine Verbindung besteht. Doch was, wenn das Gerät über die App nicht bei Fahrtantritt aktiviert wird? Besonders bei Fahrzeugen, auf die mehrere Personen Zugriff haben, dürfte das öfter passieren. Unser Test ergab, dass die Fahrt in diesem Fall automatisch als private Fahrt geführt wird. Die Verortung der Route fällt dann allerdings flach. Der Hersteller gibt den Anwendern danach noch sieben Tage Zeit, die Fahrt zu bearbeiten. Nachträge verursachen zusätzlichen Verwaltungsaufwand, was wiederum zu absichtlichen oder unabsichtlichen Fehlern führen kann. Für das Finanzamt sind nachträgliche Änderungen jedoch ersichtlich und eine Plausibilitätsüberprüfung kann dazu führen, dass die Fahrt als Privatfahrt geltend gemacht werden muss.

Fazit:

Der Pace Car Link überzeugt durch seine geringe Größe und eine Vielzahl an Funktionen, die über die Nutzung als Fahrtenbuch deutlich hinausgehen.  Fuhrparkmanager können sich zum Beispiel den augenblicklichen Standort des Fahrzeugs anzeigen lassen. Vorausgesetzt Bluetooth war beim Verlassen  des Wagens aktiviert. Weniger überzeugt, dass die Fahrten nur aufgezeichnet werden, wenn der Link mit dem Smartphone verbunden ist. Wird die Bluetooth-Aktivierung vergessen, müssen Fahrten nachgetragen werden.

Der „Vimcar Link“ im Test

Design & Lieferumfang

Der „Vimcar Link“ ist fast doppelt so groß  wie Pace und kommt ohne weiteres Zubehör wie der Smartphone-Halterung.
Für Vimcar ist ein Smartphone auch gar nicht nötig, da eine SIM-Karte und ein GPS-Empfänger bereits integriert sind, die alle  Daten automatisch an die App bzw. Webanwendung übertragen. Wird das Gerät erst einmal angeschlossen, muss man sich um nichts mehr kümmern. Das Tracking wird vom Fahrtenbuchstecker im Hintergrund erledigt. Der größte Unterschied zum Testpartner — das Gerät dient ausschließlich zum Führen eines Fahrtenbuchs und bietet keine weiteren Funktionen.

Zur App & Registrierung

Das Herunterladen der zum Gerät gehörenden App ist kostenlos, anschließend werden ein Kundenprofil hinterlegt und Angaben zum Wagen gemacht. Bei der Konfiguration der App muss die IMEI-Nummer des Geräts eingetragen werden, damit die integrierte SIM-Karte aktiviert werden kann. Auf der Webseite kann vor Kauf ermittelt werden, ob das Gerät mit dem Auto kompatibel ist und wo der ODB-Anschluss zu finden ist. Das sollte auch unbedingt getan werden, da der Anschluss nicht bei allen Autos an derselben Stelle verbaut und manchmal hinter einer Abdeckung versteckt ist. Im Testfahrzeug erwies sich die Größe des Geräts als Schwachpunkt. Nach der Installation ließ sich die Abdeckklappe zum ODB-Anschluss nicht wieder verschließen. Positiv hingegen ist, dass auf dem Smartphone Bluetooth nicht extra aktiviert werden muss. Auf der Webseite des Herstellers kann zudem der Steuervorteil errechnet werden, den man voraussichtlich haben wird.

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   Der Praxistext

Wie erwähnt, ist der Vimcar Stecker etwas größer vom Format, daher muss die Abdeckung, die im Testfahrzeug über dem ODB Anschluss liegt, abgenommen werden. Das sieht unschön aus, beeinträchtigt den Fahrer aber nicht.

Durch die integrierte SIM-Karte läuft die Aufzeichnung der notwendigen Daten vollautomatisch. Dazu gehören Datum, Startadresse, Zieladresse und Kilometerzahl. Nach kurzer Teststrecke überprüfen wir in der App, ob die Fahrt aufgezeichnet wurde. Laut Hersteller soll nach Beendigung der Fahrt die Strecke zu sehen sein. Auch bei Vimcar können Änderungen und Kategorisierungen der Fahrt innerhalb von sieben Tagen durchgeführt werden. Auf dem Bildschirm der App wurden bei unserem Test allerdings erst einmal keine Fahrdaten angezeigt. Offenbar ein Übertragungsfehler. Zurück im Büro waren die fehlenden Daten im Browserfenster des Schreibtischrechners dann vorhanden und konnten angezeigt werden. Wenig später waren dieselben Daten dann auch in der App sichtbar.

Fazit:

Großer Pluspunkt durch die unkomplizierte Handhabung — das Fahrtenbuch läuft vollautomatisch im Hintergrund und benötigt für den Betrieb kein zusätzliches Smartphone. Die Fahrten können bequem am Bildschirm editiert und verwaltet werden. Das Gerät bietet jedoch wenig Zusatzfunktionen und ist durch seine Größe nicht in allen Fahrzeugen komfortabel mit der Hardware zu verbinden.

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