Erfahrungsaustausch auf Augenhöhe

26. März 2020


Berufliche Netzwerke sind seit jeher eine der zentralen Voraussetzungen für Makler und Hausverwalter, um sich für das Tagesgeschäft fit zu halten. Neben der Mitgliedschaft in einschlägigen Berufsverbänden haben sich sogenannte ErFa-Gruppen als ideales Format etabliert, um die Leistungskompetenz kleiner und mittlerer Makler- und Verwaltungsunternehmen zu stärken. Nicht umsonst gibt es laut Deutsche Gesellschaft für Personalführung rund 4.000 bis 5.000 Erfa-Gruppen in Deutschland. Tendenz steigend.

Zahlreiche IVD-Mitglieder sind bereits in Erfa-Kreisen organsiert. „Unser Erfa-Kreis funktioniert hervorragend, wenn gewisse Regeln eingehalten werden“, sagen viele der Teilnehmer. Wichtige Basis ist Offenheit, ein Umgang, der von Geben und Nehmen geprägt ist, und möglichst kein direkter Wettbewerb unter den jeweiligen Erfa-Mitgliedern.

Offenheit und Vertrauen sind die Basis

Was bedeutet Erfa? Der Begriff steht für Erfahrungsaustausch. Eine Gruppe von ähnlich strukturierten Betrieben trifft sich in fester Zusammensetzung ein-, zweimal oder häufiger pro Jahr im engeren Kreis von meist fünf bis zehn Personen. Die Vermittlung von Management-Know-how und der gegenseitige fachliche Austausch zu aktuellen „Problemen“ im Unternehmen und Branchenentwicklungen stehen häufig im Zentrum dieser Treffen.

Hilfreich sind Zusammenschlüsse von Betrieben mit ähnlichen Strukturen und Kompetenzstandards, so dass Vergleiche möglich sind. Um eine Atmosphäre der Offenheit und des Vertrauens in den Erfa-Verbünden zu schaffen, sollten möglichst keine unmittelbaren Wettbewerber in einer Gruppe sein. Die Erfa-Gruppen laufen je nach Bedarf der teilnehmenden Unternehmen über einen Tag oder über anderthalb bis zwei Tage.

Es wird Tacheles gesprochen

Jan Mettenbrink, Geschäftsführer der maison Immobilien GmbH, ist ein typischer Netzwerker, der auch einem Erfa-Kreis vorsteht. Auch wenn oder gerade weil man sich nur zwei bis maximal dreimal jährlich trifft, sind das Arbeitstempo und der Ertrag hoch, so Mettenbrink. „Dabei geht es durchaus ans Eingemachte. Bis zu vier bis fünf Stunden gehen alle in Klausur zu einem zuvor bestimmten Oberthema.“ Sei es Provisionen oder Potenzierung durch Filialisierung.

Er trifft sich in der G8-Gruppe, so der interne Name, zu der sieben weitere Maklerunternehmer unter anderem aus Osnabrück, Halle, Bremen, Hannover, Schwerin und Berlin zählen. „Wir sprechen Tacheles über Strukturen, die BWA und deren Vergleichbarkeit, Gemeinschaftsaktionen im Marketing, Auftraggeber- und Eigentümergewinnung oder Software-Anwendungen“, so Mettenbrink.

Gewünscht ist bei den Erfa-Teilnehmern zumeist ein strammes Abarbeiten, bei Bedarf werden auch mal externe Profis in ihrem jeweiligen Themenprofil eingeladen. Und die nötige Offenheit heißt dann auch, Fehler einzugestehen, aus denen letztlich alle viel lernen können. Ziel ist es, einen organisierten Rahmen für die Auseinandersetzung mit dem eigenen Unternehmen und dessen Problemen zu bieten und ein gemeinsames Benchmarking zu ermöglichen.

Erfa als neues Format für die Mitglieder

Gut investierte Zeit nennt auch IVD-Vize Björn Petersen sein Erfa-Netz mit etwa fünf Treffen, verteilt über das Jahr. Trotz vieler Verbindlichkeiten im Tagesgeschäft freut er sich regelmäßig auf diesen intensiven Austausch – zu Themen wie Exposé-Gestaltung, Digitalisierung oder Vermarktung via Social Media.

„Viel mehr als zehn Personen sollten es nicht sein“, sagt Petersen. In seinem „netten“ Kreis seien Fachleute aus Bremen, Oldenburg, Melle, Sylt, Nienburg, Bremerhaven, Braunschweig, Münster, Duisburg und eben Kiel. Dass man nicht unmittelbar im Wettstreit steht beziehungsweise jeder eine andere Region vertritt, hält Petersen für unverzichtbar.

Aus dieser guten Erfahrung heraus haben Björn Petersen und sein Präsidiums-Kollege Axel Quester aus Duisburg, der seit vielen Jahren dem gleichen Erfa-Kreis angehört, das Projekt „Erfa im IVD“ ins Leben gerufen. Beim Deutschen Immobilientag 2020 am 18. und 19. Juni in Bochum sollen die ersten Erfa-Gruppen gegründet werden. Dabei gibt es zwei Kategorien von Gruppen:

1. Unternehmer-Runden zu allgemeinen strategischen und operativen Themen mit Gebietsschutz, bei denen ein Mitglied als „primus inter pares“ jeweils für ein Jahr die Moderation übernimmt. Diese können auch ein spezifisches Profil bekommen wie zum Beispiel „Makler im ländlichen Raum“, „für Hotel- oder Einzelhandelsimmobilien“ oder „Ein-Mann- oder Frau-Unternehmen“. Die Unternehmer-Runden sind dauerhaft angelegt und können eine Mischung aus persönlichen Treffen und digitalen Meetings darstellen.

2. Gruppen zu eingegrenzten Themenstellungen wie „Makler-/Verwalter-Software – Probleme, Lösungen, Best Practice“ oder „Meine neue Homepage – was muss heute sein, worauf muss ich achten, was darf das kosten?“ Diese Erfa-Gruppen tauschen sich primär über digitale Chat-Kanäle aus. (ivd)

Erfa im IVD – machen Sie mit!

Zunächst drei Gruppen sollen auf dem DIT 2020 starten. Zu welchen Themen – das haben Sie als Mitglied in der Hand. Welchem Erfa-Kreis würden Sie sich gerne anschließen? Bei welchen Themen kann man am besten von Kollegen lernen? In welchem Bereich stoßen Sie immer wieder auf Unsicherheiten, zu denen Sie sich den offenen kollegialen Austausch wünschen. Teilen Sie uns mit, an welchem Erfa-Kreis Sie interessiert sind:

  • Ein-Mann/ein-Frau Unternehmen
  • Makler im ländlichen Raum
  • Makler für Einzelhandelsimmobilien
  • Makler-Software
  • Verwalter-Software
  • Homepage

Oder machen Sie uns Vorschläge, zu welchen Themen Sie einen Erfa-Kreis wichtig finden. Schreiben Sie an Nathalie Boensch: nbm@ivd.net.

 

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