Feedback von der Heizung

6. Juli 2017


Wohnung warm, Kasse leer – smarte digitale Technologien in der Wohnung bieten Mietern und Eigentümern eine bessere Kostenkontrolle. Für Vermieter bedeutet das: weil die Wohnungen attraktiver sind, können sie die Kaltmiete erhöhen. Interview von Andreas Besenböck

Herr Göppel, Ihr Unternehmen beschäftigt sich mit Dienstleistungen für Energieeffizienz. Wo sehen Sie im Wohnbereich die größten Potenziale mittels Digitalisierung Energie einzusparen?

Andreas Göppel: Den größten Teil der Energie in Wohngebäuden verbraucht die Raumheizung. Daher liegen dort auch die größten Einsparpotenziale. Durch Digitalisierung kann der Heizungsbetrieb optimiert werden und die Verbraucher sind motiviert Energie zu sparen – ohne dabei auf Komfort verzichten zu müssen.

Sie haben gemeinsam mit RWE ein neues Projekt für eine digitale Infrastruktur von Neubauten ins Leben gerufen. Was ist das Besondere daran? Welchen Vorteil haben Mieter, welchen Vermieter?

Vermieter können mit geringen Mitteln die Attraktivität ihrer Immobilie erhöhen und somit eine bessere Vermietbarkeit oder höhere Kaltmieten erzielen. Bewohner erreichen mit der Technologie ein Optimum aus individuellem Komfortbedarf und Energiekostenkontrolle. Die intelligente Verknüpfung von Smart-Home-Lösungen und Smart Submetering dient zusätzlich dem direkten und schnellen Feedback an den Bewohner und sorgt damit für ein besseres Verständnis über das eigene Verbrauchsverhalten.

Welche weiteren Möglichkeiten sehen Sie im Smart-Home-Segment das Wohnen für Mieter oder Eigentümer noch komfortabler und sicherer zu machen?

Die technologischen Möglichkeiten sind bis heute bei Weitem noch nicht ausgereizt. Es geht jetzt darum, vorhandene Anwendungen miteinander zu vernetzen. Im Fokus werden dabei Lifestyle und Komfort für den Bewohner stehen, denn er wird sich nicht von komplizierter Technologie überfordern lassen. Die nächsten Schritte sehen wir in der Verknüpfung von Smart Metering, der Heizungsanlage, automatischer Lüftung, Zutrittskontrolle und der Vermieter-Mieter-Kommunikation.

Digitalisierung im Gebäudemanagement gibt es mittlerweile vor allem im Bereich der Gewerbeimmobilien. Warum haben sich Smart-Home-Lösungen im Wohnbereich bisher nicht stärker durchsetzen können?

Das hat meines Erachtens maßgeblich zwei Gründe: Das Nutzer-Investor-Dilemma führt dazu, dass der Gebäudeeigen-
tümer selten in Energieeinsparungen investiert, wenn er die Kosten dafür nicht auf die Mieter umlegen kann — auch wenn das in der Summe zu geringeren Gesamtkosten für den Mieter führen würde. Die schwer überschaubare Anzahl an Kommunikationssystemen verunsichert zusätzlich viele potenzielle Nutzer und führt zu Kaufzurückhaltung. Der Verbraucher versteht nicht, warum er für jeden neuen Anwendungsfall eine neue Basisstation kaufen soll oder warum er Komponenten anderer Hersteller nicht problemlos in bestehende Systeme integrieren kann.

Genau an diesen beiden Stellen setzen wir an. Wir entwickeln Geschäftsmodelle, die eine Win-win-Situation für Bauherren, Vermieter und Mieter schaffen, dabei aber auf einfach erweiterbare Systeme setzen.

Wie können Unternehmen der Wohnungswirtschaft von der Digitalisierung von Prozessen profitieren?

Die Digitalisierung führt zu immer schnelleren und effizienteren Prozessen. Standardisierte Datenschnittstellen und integrierte Abrechnungen sparen beispielsweise Zeit und verringern die Fehler-
anfälligkeit manueller Prozesse. Zusätzlich ergeben sich neue Möglichkeiten der Kommunikation mit Bewohnern und Dienstleistern. Reparaturaufträge, Wartungen, Terminabstimmungen oder Rechnungsstellungen lassen sich digital einfacher und günstiger abwickeln.

Andreas Goeppel e1499339195929                                                  Andreas Göppel, Vorstand der KALO

Zum Abschluss: Wie sieht das Smart-Home der Zukunft aus? Wie werden wir in fünf bis zehn Jahren wohnen?

Erheblich intelligenter und vernetzter. Die Digitalisierung schreitet in großen Schritten voran und macht auch vor der Wohnung nicht halt. 2025 werden die meisten Sensoren, Geräte und sonstigen Antriebselemente in den Wohnungen miteinander kommunizieren können: Heizung, Beleuchtung, Multimedia und Elektrogeräte. Stromzähler und die Steuerung der Heizungsanlagen werden immer stärker darin eingebunden sein. Die Kunst wird darin bestehen, Produkte mit hohem Lifestyle-Faktor und gleichzeitigem Mehrwert für die Gebäudeeigentümer und die Bewohner zu entwickeln. Für diese Herausforderungen entwickeln wir gerade die passenden Lösungen.

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