Gemeinsam Schnittstellen finden

21. Dezember 2017


Die Digitalisierung kommt mit einer Fülle von Anwendungen. Um sich besser orientieren zu können, hat der IVD deswegen den Digitalkompass entwickelt und im Juni dieses Jahres vorgestellt. Auf einem Experten-Workshop in Düsseldorf kamen nun Proptech-Unternehmen mit Maklern, Verwaltern und Sachverständigen zusammen, um den Digitalkompass weiterzuentwickeln und einheitliche digitale Standard-Schnittstellen zu diskutieren.

Von Jan Kricheldorf

Wie gelingt es, Webseite, Webanwendungen, CRM-Software und Buchhaltungsprogramme einheitlich zu vernetzen? Beim Experten-Workshop in Düsseldorf war diese Frage ganz zentral. Es zeigte sich, dass noch viele Gräben überwunden werden müssen. Die Experten — ausgewählte Anwender und Anbieter von digitalen Technologien — analysierten die aktuelle Situation in drei Gruppen für Makler, Verwalter und Sachverständige.

Zum besseren Verständnis: Digitale Schnittstellen gewährleisten einen fehlerfreien Datenaustausch zwischen verschiedenen Anwendungen verschiedener Anbieter. Gäbe es in der Immobilienbranche ein einheitliches Protokoll oder Standards dafür, müssten Kundendaten nicht, wie derzeit oft üblich, mehrfach angelegt werden. Beim Abgleich von Daten können fatale Fehler entstehen, wenn die Systeme nicht miteinander „sprechen“ können. Die Buchhaltungssoftware etwa ließe sich ganz einfach über eine Standard-Schnittstelle mit der Unternehmensdatenbank verbinden und synchronisieren. Dadurch wären die Daten in allen Systemen aktuell und einheitlich gepflegt. Die Makler-Runde leitete Dagmar Faltis, Geschäftsführerin der Smartexposé GmbH: „Die meisten Makler können sich keine eigene IT-Abteilung leisten, um Software zu entwickeln. Die Anbieter und Startups müssen das gemeinsam leisten. Am besten geht das über Open Source — also über offene Standards, die dafür sorgen, dass die Programme miteinander kommunizieren und Daten austauschen können.“

Im Maklerbereich leistet das bereits die OpenImmo-Schnittstelle.Immobilien können so problemlos in Portale oder die Webseite übertragen werden. Beim Austausch zwischen CRM-Software und Webanwendungen gibt es aber noch viele Defizite. Eine Übertragung wäre an sich problemlos möglich, doch einige Anbieter blockieren oder begrenzen die Möglichkeiten des Datenaustauschs. Dadurch können nützliche Anwendungen wie Akquisetools nicht optimal eingesetzt werden und verkomplizieren die Bereitschaft der Maklerunternehmen, Prozesse zu digitalisieren oder automatisieren.

Beispiel: Auswertungen aus einer Newsletter-Software können nicht automatisch Kundenmerkmale in der Datenbank der CRM-Software anreichern. Das Fehlen von Standards führe zu einer Überforderung mit vielen digitalen Angeboten, da nicht immer klar sei, ob das Produkt auch nachhaltig einsetzbar ist, beklagten die Anwender. Diese Kritik wurde auch seitens der Immobilienverwalter und Sachverständigen geäußert.

OpenImmo für Verwalter?

Die IVD-Juristin Annett Engel-Lindner sieht  neben den Kontroversen auch viele Gemeinsamkeiten bei der Erörterung zentraler Fragen: „Welche Daten brauchen die Verwalter eigentlich? Das haben wir zunächst anhand der Betriebsprozesse von Verwaltern gemeinsam erarbeitet.“ Als direktes Ergebnis des Workshops soll nun geprüft werden, ob die OpenImmo-Schnittstelle, die von Maklern bereits eingesetzt wird, auch für Verwalter und Sachverständige als gemeinsamer Standard erweitert werden kann. Hier signalisierten Software-Hersteller wie HausPerfekt und TSA Solution ihre Bereitschaft zu prüfen, ob der OpenImmo-Standard für eine Erweiterung geeignet ist. Derzeit werden die Richtlinien von einem Konsortium von Anbietern festgelegt, aktualisiert und weiterentwickelt.

Der Westersteder Verwalter und Makler Arne Pistoor ist von der derzeitigen Situation enttäuscht. In den letzten Jahren hat der Unternehmer die Betriebsprozesse in seinem Betrieb massiv digitalisiert. Und dennoch: „Ich glaube, wir stehen gefühlt noch sehr am Anfang. Das Problem ist, dass durch die fehlende Schnittstelle, sinnvolle Tools nicht zusammenarbeiten können. Jeder Anbieter hat ein eigenes Intranet oder Portal und die harmonisieren nicht miteinander.“ Daten aus einem Aufzugsportal oder von Messdienstleistern sollten direkt in Verwalter- oder Maklersoftware migriert werden können. Derzeit behelfe man sich mit manueller Übertragung. Da müssten dann doch noch Excel-Listen abgeglichen werden. Eine lästige und zeitraubende Angelegenheit.

Sachverständige noch zu analog

Bei der Gruppe der Sachverständigen unter Leitung des DIA-Geschäftsführers Peter Graf galt es noch mehr Basis-Arbeit zu leisten: „Die Datenbeschaffung für die Bewertung ist das Hauptthema des Sachverständigen.“ Offenbar spielt dabei die Digitalisierung für viele Gutachter derzeit noch eine untergeordnete Rolle. Entsprechend gibt es generell derzeit wenig digitale Angebote, obwohl es viele Bereiche gäbe, in der digitale Technologien hilfreich wären. Die Sachverständige Stephane Schäfer: „Wir werden nicht wahrgenommen als Kunden. Es gibt kaum Firmen, die uns diesbezüglich etwas anbieten.“ Daher konzentrierte sich der Workshop folglich darauf, zunächst Anforderungen gegenüber Anbietern aber auch der Politik zu definieren, um digitale Prozesse damit überhaupt erst möglich zu machen.  „Besonders die Zusammenarbeit mit Städten und Behörden ist derzeit alles andere als digital“, so Schäfer. Dabei gäbe es bei den Kommunen sogar bereits Schnittstellen, auf die potentiell zugegriffen werden könnte.

Was gemeinsame Standards oder eine Schnittstelle betrifft, wünscht sich IVD-Bundesgeschäftsführerin Sun Jensch schon bis Frühling 2018 umsetzbare Lösungsvorschläge von den Experten: „Jeder Monat ist für uns wichtig, damit unsere Mitglieder weiterkommen beim digitalen Wandel.“