Im Gespräch mit Schauspieler Roman Knižka – Mit dem Fahrrad durch das Loft

26. Januar 2018


Roman Knižka liebt das Schöne nicht nur auf der Bühne und vor der Kamera. Sein Zuhause hat der Schauspieler und Ästhet mit viel Bedacht geschmackvoll eingerichtet. Im Interview verrät er uns, wie er eine kahle Fabriketage mit viel Liebe zum Detail in ein gemütliches Loft verwandelte.  Von Julia Ceitlina

Hallo Roman, wohnst Du zur Miete oder im Eigentum?

Ich wohne langfristig zur Maiete in einer ehemaligen Industriehalle, die ich mir zu einem gemütlichen Loft umbauen konnte.
Da musstest Du doch sicher viel Arbeit reinstecken…

Ja, das habe ich auch. Es war eine komplette Hausetage, die ich mit einem Freund in der Mitte geteilt habe. Somit hat jeder seinen eigenen Aufgang. Die Überlegung war natürlich, was macht man mit so einer riesigen Fläche? Gehören da Wände rein, oder nicht? Vielleicht nur eine Badewanne und die Hi-Fi-Anlage? Denn das war die Grundidee. Und dann merkt man aber, man braucht die eine oder andere Tür. So hat es angefangen. Außerdem habe ich mir damals zwei Architekten dazu geholt, die mich unabhängig voneinander beraten haben. Inzwischen wohne ich seit 14 Jahren in dem Loft.

Der Eigentümer ist also ziemlich entspannt was den Umbau angeht?

Absolut. Der Deal zwischen ihm und mir ist der, dass ich so viele Nägel in die Wände schlagen kann wie ich will, solange das Haus dadurch nicht einstürzt.

Was hat Dich dazu motiviert?

Ich wollte einen schönen Lebensraum schaffen, indem meine Kinder sogar Fahrrad fahren lernen können. Das ließ sich tatsächlich umsetzen. Heute fahre ich selbst manchmal mit einem Hoverboard durch die Räume.

Bei einem Loft stelle ich es mir schwierig vor, als Familie darin zu wohnen. Habt ihr mehrere abgetrennte Zimmer?

Auf dem Parkettboden markierten wir damals mit Klebeband die Wände wie wir sie uns vorstellten und mittlerweile hat jeder seinen eigenen Raum bekommen.

Was bedeutet „Zuhause“ für Dich? Du bist ja beruflich viel unterwegs..

Ich bin ein ziemlich sinnlicher Mensch und lege auch großen Wert auf Ästhetik — kulinarisch, gegenständlich und menschlich. Das alles kann ich am besten zu Hause genießen.

Gibt es bestimmte Dinge, auf die Du bei der Inneneinrichtung Wert legst?

Ich mag es zu mischen: unterschiedlichste Stile und Epochen treffen auf den Charme des Industriegebäudes mit seinen freihängenden Stahlträgern, Säulen, den großen Industriefenstern und den gewölbten Kappen-Decken. Bei uns zu Hause legt einer mehr Wert auf Ästhetik und der andere ist eher praktisch veranlagt. Das ist in meinen Augen eine gute Mischung. Die Wohnung soll leben. Und außerdem: Gute Dinge dürfen gutes Geld kosten.

Was macht für Dich Ästhetik aus?

Ich versuche vor allem, sprachlich bzw. klanglich ästhetisch zu sein. Ich mache Hörbücher, wo es um eine saubere und sehr klare Stimme geht. Ich arbeite mit Musikern zusammen, die mich ein eigenes Stück kreieren lassen und da geht es auch um die Ästhetik der Sprache. Ich möchte, dass es sich die Menschen gönnen, ihre Augen zu schließen, weil sie es genießen. Das ist das Schöne am Schauspielerleben, dass wenn man es sich einrichten kann, dass man sich auf verschiedenen Feldern ausleben kann: Sowohl sprachlich als auch in der Spielart.

Inspirieren Dich Filmsets für die Einrichtung?

Äußerst selten. Zur Zeit leben die 20er Jahre aber wieder in Berlin auf, was mir besonders gefällt, weil es für Design und Architektur eine bedeutende Epoche war. Tatsächlich habe ich mir mal aus einem Filmset einen exotischen Paravent mitgenommen. Auf dem Rückflug hatte ich dann angegeben, es handele sich um ein Surfbrett.

Und wenn Du mal gerade nicht drehen musst — wie entspannst Du am liebsten?

Manchmal im unkaputtbaren Eames Lounge Chair mit seinem Ottomanen: Darin kann man einfach die Beine hochlegen und sich richtig gut entspannen. Manchmal ziehe ich das ausladende Sofa vor, aus dem es allerdings sehr schwer fällt wieder herauszukommen.

Wie kam es zu der Entscheidung, Schauspieler zu werden?

Ich wollte erst mal Theater verstehen lernen, hinterm geschlossenen Vorhang.
Nachdem ich dann den Theaterbetrieb kennenlernte, habe ich es mir zum Ziel gesetzt den nächsten Schritt zu wagen und eine Ausdrucksform zu finden, die zu mir passt. Ich habe es dann in Angriff genommen Tänzer zu werden und tanzte in einer Ballettschule vor. Damals war ich 19. Da hatte ich auch gute Chancen, doch ich hatte mir letztendlich überlegt, dass die Schauspielerei besser für mich ist — körperlich wie sprachlich.

Was hältst Du von Smart Home Technologie?

Sehr viel. Das, was ich mir für die unmittelbare Zukunft wünsche, ist, dass ich meine Heizung übers Smartphone steuern kann. Den Sound reguliere ich bereits darüber.

Gibt es irgendetwas, das Du in puncto Einrichtung schrecklich findest, etwas, was du gar nicht nachvollziehen kannst?

Ja, wenn man sich die Wohnung gedankenlos vollstellt und Dinge hortet. Das wäre mir nur ein Ballast.

Hast Du ein Lieblingsgebäude in Berlin?

Den Martin-Gropius-Bau. Da sind wir wieder bei der Renaissance. Ich mag diesen Baustil, weil er nach dem Mittelalter die erste Epoche darstellt, die etwas Vollkommenes hatte. Der Mensch stand nun, statt Gott, im Mittelpunkt. Und die Menschen realisierten, dass man schön leben und wohnen kann, dass Behausungen ästhetisch einen echten menschlichen Wert haben dürfen und nicht nur für Gottheiten gebaut wurden.

Was hast Du dir für die nächsten Jahre vorgenommen — worauf freust Du dich am meisten?

Nachdem ich kürzlich Martin Luther spielen durfte, würde es mich reizen, einen weiteren biographischen Film zu drehen. Es muss nicht Mick Jagger sein, wär aber schon geil!