Im Zeichen des Wohneigentums

10. Februar 2020


Genug des Mietrechtsregulierungswahns, wir beginnen das Jahr 2020 mit einer Eigentumskampagne. In den kommenden Monaten werden wir die Öffentlichkeit, die Politik und unsere Verbandsmitglieder mit einem konzertierten Maßnahmenplan unterstützen, um mehr Menschen in Wohneigentum zu bringen. Denn dass Wohneigentum gut und wichtig ist, ist in der Bevölkerung allseits bekannt. Und ebenso ist landauf, landab kein Geheimnis, dass angesichts des Niedrigzinses jetzt, im Jahr 2020, der beste Zeitpunkt für den Erwerb der selbst genutzten, kapitalgedeckten Altersvorsorge ist.

Von Jürgen Michael Schick, IVD-Präsident

Allerdings verstehen viele Menschen nicht, warum dann von der Politik kaum Unterstützung kommt; warum, im Gegenteil, immer nur von Mieterschutz und Mieterrechten die Rede ist, statt vom Sprung in die eigenen vier Wände. Diese Fehlhaltung der politisch Verantwortlichen nährt die Verunsicherung in der Bevölkerung vor der mit Recht wohl zu überlegenden „größten Lebensinvestition“, die der Erwerb von Wohneigentum weiterhin ist. In Deutschland vertrauen die Menschen ihrer Regierung, und wenn von dort kein Ruf nach mehr Eigentum kommt, dann, so denkt man sich, wird das wohl einen Grund haben. Unverantwortlich ist es, dass die Politik so mit dem guten Glauben der Wählerinnen und Wähler spielt.

Also werden wir noch mehr aufklären: Wir intensivieren unsere Gespräche mit allen relevanten Parteien, führen Umfragen und werden gezielt auch die nachwachsenden Generationen X, Y und Z ansprechen. Wenn nämlich die Menschen zwischen 20 und 35 Jahren nicht bald den Schritt ins Wohneigentum angehen – indem sie zum Beispiel ganz klassisch mit dem Aufbau von Eigenkapital beginnen —, dann droht der Eigentumsquote in den kommenden Jahren ein böses Erwachen. Schon heute ist der Anteil an Wohnungseigentümern nur dank der demografischen Entwicklung relativ stabil: Immer mehr Menschen werden immer älter, und viele Ältere haben seinerzeit Eigentum erworben.

Die Menschen wollen Eigentum

Fragt sich natürlich, warum der ganze Aufwand? Anscheinend fährt die Politik ganz erfolgreich damit, immer nur die Mieter zu schützen — die Wähler danken es der Politik. Aber das stimmt nicht. Wir haben erst vor Kurzem bei YouGov eine repräsentative Umfrage in Auftrag gegeben, und deren Ergebnisse sprechen eine unmissverständliche Sprache. 46 Prozent der Menschen in Deutschland besitzen Wohneigentum, sei es selbst genutzt, sei es vermietet. Von den verbleibenden 54 Prozent Nicht-Eigentümern wollen aber wiederum 51 Prozent nichts sehnlicher als — Eigentum. Das heißt: Drei Viertel der Bevölkerung hat oder wünscht sich Wohneigentum. Wenn das selbst vor dem Hintergrund wahltaktischer Überlegungen kein Pfund ist!

Ein Blick in die Presselandschaft der vergangenen 18 Monate hingegen spricht eine andere Sprache. Wann immer über „Wohnen“ berichtet wurde, ging es meistens um Mieten, nicht um Eigentum. Von dem Wohngipfel im Bundeskanzleramt gingen zwar einige positive Impulse pro Wohnungsneubau aus, aber vor allem ging es wieder um Mietrechtsverschärfungen — mit dem Ergebnis, dass die Mietpreisbremse nochmals verlängert wurde, und zwar ohne die ursprünglich im Gesetz enthaltene Sinnhaftigkeitsüberprüfung dieses Gesetzes.

Im Koalitionsausschuss im Sommer 2019 wurde etwa nicht eine Ausweitung von Eigentumsförderungen oder ein Baukindergeld 2.0 beschlossen, sondern das genaue Gegenteil: die Erschwerung von Aufteilungen im Bestand. Dabei ist der Erwerb einer Bestandswohnung für viele Menschen mit mittlerem Einkommen inzwischen der einzige Weg ins Eigenheim — so rasant sind die Baukosten im Wohnungsneubau gestiegen. Und letztlich hat Berlin mit seiner bundesweiten gesellschaftlichen Ausstrahlungskraft das Übrige getan: Zuerst fordern parteinahe Nostalgiker die Enteignung von Wohnungsunternehmen, und dann beschließen die nostalgiker-nahen Parteien einen flächendeckenden Mietendeckel.

All das bestärkt uns in der Überzeugung, dass auf die Politik als einerseits mahnende und andererseits einende Stimme in unserer Gesellschaft zumindest beim Thema Wohnen derzeit kein Verlass ist. Es geht vielen Verantwortlichen nicht mehr darum, den Menschen das zu ermöglichen, was sie sich wünschen, nämlich die Sicherheit des eigenen Heims, die Unabhängigkeit vor marktbedingten Mieterhöhungen, die Investition in das eigene Vermögen, sondern ausschließlich darum, den Menschen Angst zu machen und die Gesellschaft zu spalten. Der IVD kann da nicht tatenlos zusehen und hält mit der Eigentumskampagne dagegen.