Jetzt ja nicht verzetteln!

16. Mai 2022


Am 27. April 2022 startete das „Bündnis bezahlbarer Wohnraum“ unter dem Vorsitz von Bauministerin Klara Geywitz. Die Herausforderungen sind enorm. Es gibt keine Zeit zu verlieren. Erst recht darf man sich jetzt nicht verzetteln.

Jürgen Michael Schick

Dem Bündnis für bezahlbaren Wohnraum gehören insgesamt knapp 50 Vertreter von Bund, Ländern und Kommunen, Bau- und Wohnungswirtschaft, privaten Vermietern, Mieterverbänden, Gewerkschaften, Sozialverbänden, Kirchen und Umweltorganisationen an. Das ist ein gewaltiger Bündnis-Kreis und dem Umstand
geschuldet, dass die Bauministerin möglichst die breite Gesellschaft abbilden will. Das ist grundsätzlich nachvollziehbar.

Für die Zusammenarbeit haben sich die Vertreter auf eine möglichst straffe Arbeitsstruktur verständigt. Diese sieht so aus: In der Bündnis-Spitzenrunde vereinbaren das Bundesministerium mit den Spitzenvertretern die Ziele, identifizieren die notwendigen Instrumente und schaffen Verbindlichkeit. In einer Bündnis-Arbeitsrunde werden die Vorschläge für ein Maßnahmenpaket unter Einbindung der Länder erarbeitet. In Ad-hoc-Arbeitsgruppen und Fachdialogen werden die Themen vertieft und Experten hinzugezogen.

Bis zum Herbst 2022 will das Bündnis Vorschläge für ein politisches Handlungspaket erarbeiten. Es soll dann bei einem Bündnis-Tag auf Einladung des Bundeskanzlers Olaf Scholz vorgestellt und verabschiedet werden. Soweit der Fahrplan.

Bei der Auftaktrunde war zu hören, dass jeder Vertreter seinen Beitrag zum Gelingen leisten will. Man sei sich der großen Herausforderung bewusst. Das Spitzengespräch mit der Bauministerin, die das Bündnis zur Chefsache macht, war von dem Geist getragen, dass es ein Ruck in der Wohnungspolitik geben muss. Konstruktiv statt konfrontativ lautete das Motto.

 

Makler mit Eigentümern zusammenbringen!

Mit unserem Warmakquise Content Paket bekommst du Akquise-Werkzeuge an die Hand, um neue Aufträge zu generieren.

Eule

 

Das ist ein tolles Signal. Denn der zentrale Erfolg unseres Bündnisses wird davon abhängig sein, inwieweit alle Beteiligten, die die verschiedensten Interessengruppen vertreten, bereit sind, Kompromisse und pragmatische Lösungen einzugehen. Für ewig lange Diskussionsrunden und den Versuch, es allen und jeden recht zu machen, ist keine Zeit. Das Bündnis darf sich nicht verzetteln.

Jetzt gilt es, in einer Welt mit Krieg, gestiegener Zinsen, hoher Energiekosten, weitgehend ausgesetzter Neubauförderung, Materialknappheit, Lieferengpässen und Fachkräftemangel jeden dazu zu animieren, Wohnraum zu schaffen. Jetzt muss angepackt werden! Im Kern geht es bei der Bündnis-Arbeit um die von der Bundesregierung anvisierten 400.000 neu gebauten Wohnungen pro Jahr. Inwieweit diese Zielmarke unter den zum Teil dramatischen Sondereinflüssen überhaupt realistisch ist, wird letztlich von den Rahmenbedingungen abhängen.

Entscheidend ist für mich der Weg zu diesem Ziel — und das kann nur der Weg der Angebotsausweitung beziehungsweise die Art und Weise, wie neuer Wohnraum geschaffen wird, sein.

Hierbei sollte sich die Bundesregierung neben dem Neubau verstärkt der Umnutzung, des Umbaus und der Reaktivierung bestehender Gebäude widmen. Der Anteil der Baugenehmigungen für Wohnungen, die aus Bestandsmaß-nahmen neu entstanden sind, betrug in den vergangenen Jahren regelmäßig zwischen 11 und 12 Prozent. Diesen Anteil gilt es zu erhöhen, weil das Potenzial aus Aufstockungen und Redevelopment riesig ist. 4,3 Millionen Wohnungen wären bis 2040 aus dem Bestand möglich, das wären 240.000 pro Jahr. Übrigens: Ein Drittel der Bauanträge geht auf private Bauherren und Erwerber
zurück. Ein investitionsfreundliches
Klima brauchen also im Besonderen auch die privaten Investoren.

Ein weiteres dickes Brett, das weiterhin zu bohren ist, heißt „Wohneigentum“. Nach dem Auslaufen des Baukindergeldes gibt es derzeit keine effektive Förderung. Das muss sich ändern. Jeder neue Wohneigentümer macht eine Mietwohnung frei. Auch hier steckt enormes Potenzial.

 

Foto: © tigran.gasparyan.m/Depositphotos.com