Keine Scheu vor Bürobauten

24. August 2017


Viele Investoren haben Angst, in Büros zu investieren. Zudem versagen ihnen die Banken häufig die Kredite. Auch viele Kommunen weisen lieber Bauland für Wohnen als für Gewerbe aus. Warum ihre Ängste unbegründet sind und mehr Büroneubau notwendig ist.Von Stefan Frey

Dass das Thema Bürobau bei Entwicklern und kommunalen Entscheidern ein stiefmütterliches Dasein führt, hat mehrere Gründe. Mit Bürogebäuden lässt sich erstens in Ballungszentren weniger Politik machen als mit Wohnungsbau. Viele Bürger fordern von Politikern in Anbetracht steigender Immobilienpreise und Mieten mehr Wohngebäude. Diesem Druck geben viele nach. Die Zahl der Personen und Wirtschaftsverbände, die mehr Büroneubauten fordern, ist dagegen gering. Mit Wohnungsbau-Programmen werden Wahlen gewonnen, mit Gewerbebauprojekten nicht.

Zweitens sind viele Entwickler und Banken vorsichtig aus Angst vor Leerständen. Die Finanzinstitute denken erst über Büro-Finanzierungen nach, wenn der Entwickler Vormietverträge über einen großen Teil seiner geplanten Flächen vorweisen kann. Dieses System spiegelt nicht die Realität wider. Ebenso wie beim Wohnungsbau könnte beim Büroneubau problemlos auf Vorrat gebaut werden. Denn es ist kein Problem, Neubauflächen zu guten Konditionen zu vermieten: Die meisten Unternehmen auf Flächensuche wollen moderne Räume und sind dafür bereit, etwas tiefer in die Taschen zu greifen. Vor allem Firmen mit Kundenverkehr wie Steuerberater, Anwälte und Dienstleister brauchen ihre Räume, um bei Kunden ein Image zu transportieren, sich zu präsentieren. Andere würdigen die flexiblen Grundrisse. Auch schätzen Büronutzer energieeffiziente Gebäude, die Nebenkosten sparen und bei Kunden gut ankommen.ANZEIGE

Kaum Angebot für Büros mit über 1.000 Quadrmeter Fläche

Insbesondere bei Flächen ab 1.000 Quadratmeter finden allerdings fast keine Firmen in den A- und B-Städten ein adäquates Angebot. Der Büroleerstand in Köln ist mit fünf Prozent historisch niedrig. In Stuttgart und Berlin liegt er bei drei, in München bei 4,2 Prozent. Dies geht aus Recherchen der NAI Apollo Group hervor. Lediglich in Frankfurt ist er mit 10,8 Prozent zweistellig. Eine Quote von unter fünf Prozent ist marktschädigend. Aus der Not heraus weichen Interessenten in andere Städte aus und zahlen ihre Gewerbesteuer dort. Oder sie bauen ihr Bürogebäude selbst. Alleine in Köln stieg in den letzten Jahren die Zahl der eigen genutzten Büroimmobilien um über 30 Prozent; viele Eigenregie-Projekte sind in Planung.

Ein Argument vieler Investoren und Entwickler, einen Bogen um Bürobauten zu machen, ist die Angst vor kurzen Mietverträgen. Sie ist nicht von der Hand zu weisen. Aber gerade bei Erstvermietungen sind längere Laufzeiten verhandelbar und üblich. Der Vermieter sitzt am längeren Hebel, weil die Nachfrage das Angebot übersteigt. Andere Entwickler lassen sich durch Zukunftsszenarien abschrecken, die suggerieren dass bald die Menschen in Cafés und nicht in Büros arbeiten. Gewiss werden Unternehmer ihre Flächeneffizienz erhöhen und vermehrt Desksharing und Homeoffice ermöglichen. Aber Büros werden weiter gebraucht. Selbst ein Innovationstreiber wie Zalando residiert in Berlin auf 8.000 Quadratmeter Bürofläche, Google in München auf 11.000. In Städten mit Einwohnerzuwachs wird die Zahl der Büroarbeitsplätze steigen.

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