Meine Meinung zum Bestellerprinzip bei Kaufimmobilien

13. Dezember 2018


Liebe Leserinnen und Leser, in unserer neuen Rubrik „Meine Meinung…“ finden Sie zukünftig Leserbriefe, Mails und Statements — auch aus Sozialen Medien — zu jenen Themen, die unsere Branche besonders beschäftigen. Momentan wird das Bestellerprinzip für Kaufimmobilien kontrovers diskutiert. Vier Makler aus unterschiedlichen Regionen Deutschlands haben uns verraten, wie sie zum Bestellerprinzip stehen.

Auch in der nächsten Ausgabe wollen wir dieses Thema mit Ihnen diskutieren.

Mischen Sie sich ein! Beteiligen Sie sich an der Diskussion. Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften:
redaktion@aiz.digital.

Mirko Kaminski, Arthax Immobilien, Hannover

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„…denn sie wissen nicht, was sie tun“

Schon das letzte Bestellerprinzip brachte keinen neuen Wohnraum, sondern verteuerte die Preise. Eine geplante Verlagerung des Maklerhonorars auf Verkäufer führt zu einer indirekten Grunderwerbsteuerhöhung, die der Käufer wieder mit dem Kaufpreis bezahlt. Unserer Politik fehlt es einfach an Nachhaltigkeit: Während in Ballungszentren Wohnraum immer stärker nachgefragt wird, boomt der Leerstand auf dem Land. Weniger Regeln schaffen Vertrauen und stärken das Miteinander. Neubauten machen Platz im Bestand und decken die Nachfrage. Und bezahlbare Mieten erreicht man nur mit angemessenen Löhnen. Aber dafür gibt es ja die Mietpreisbremse…

 

Regina Burchardt, Burchardt Immobilien, Berlin

MB DSC0764 BEA kleinDas Bestellerprinzip lässt Käufer im Regen stehen und machts teurer. Sündenböcke zu benennen ist leicht, eine differenzierte Betrachtung und neue Antworten sind wünschenswert, denn: „Wer immer dieselben Fragen stellt und auf andere Antworten hofft, ist verrückt.“ sagte schon Einstein. Also fragen wir doch mal: 30.000 neue Wohnungen sind bis 2021 allein in Berlin geplant, wer baut die? Gibt es eine Ausbildungsinitiative für Handwerker? Wohin kann gebaut werden? Wie Wohnungstausch, Erbbaupacht, Dachaufstockung (1,5 Mio. Whg. sind lt. TU Darmstadt damit möglich), Barrierefreiheit und Nahverdichtung schneller voranbringen? Kann stadtnahes Land bevölkert werden, z. B. mit ÖPNV, schnellem Internet, Kitas, Schulen? Wieviel Quadratmeter braucht jeder zum Leben? Liebe Politik, gibt es bessere Antworten auf Kostenspirale und Wohnraummangel als dieses Bestellerprinzip, dann finde sie! Leitplanken gegen unverantwortliche Immobilienspekulationen baut man so nicht.

 

Dirk Wullkopf, Wullkopf & Eckelmann Immobilien, Hamburgwullkopfeckelmann wullkopf dirk 108 re klein

Das Bestellerprinzip und vor allem die kolportierte Deckelung der Courtage auf 2 Prozent werden eine echte Herausforderung. Und unabhängig davon, ob das alles richtig oder falsch ist: Wirklich schwierig finde ich, dass wir gerade eine kommunikative Chance verpassen! Wir Makler hätten jetzt einer breiten Öffentlichkeit transparent Inhalte und Nutzen unserer Serviceleistungen darlegen können. Stattdessen werden Argumente lanciert, bei denen die Öffentlichkeit zurecht müde abwinkt. Dennoch zweifeln wir im Team keine Sekunde daran, dass wir auch künftig die Kunden von unserem Service überzeugen können. Wir glauben auch nicht, dass sich durch die Einführung des Bestellerprinzips unsere Auftragslage groß ändern wird. Aber die Umsätze werden leiden. Und das betrifft dann nicht nur unsere Branche, sondern natürlich auch andere. Wenn die Immobilienbranche weniger verdient, merken das z. B. auch Werbeunternehmen und Verlage. Ich weiß nicht, inwiefern das alles als Ergebnis des Wohngipfels dazu beitragen soll, eine sicherlich notwendige Wohnraumoffensive zu befeuern.

 

Sebastian Hirn, Hirn Immobilien, Ulm

hirn2 kleinWir haben kein Problem mit dem Bestellerprinzip. Seit 2016 verkaufen wir ca. 85% unserer Gebraucht-Immobilien für den Käufer provisionsfrei. Dies ist unserer Meinung nach ein fairer Verkauf und wird so auch von den Verkäufern, mit denen wir zusammen arbeiten, akzeptiert. Womit wir auf keinen Fall leben möchten, ist die Einschränkung der Provisionsfreiheit in der Höhe. Der Vorschlag der Grünen wäre unserer Meinung nach ein sehr starker Eingriff in die Preisgestaltung und die freie Marktwirtschaft. Sollte dies als Gesetz festgelegt werden, müssten wir mit Sicherheit Personal entlassen und unsere Prozesse noch weiter digitalisieren, um Personalkosten zu sparen. Bisher kostenlose Serviceleistungen würden dann als separate Leistungen verkauft. Dies wäre ein starker Nachteil für die Käufer und Verkäufer und würde auch keine Kostenersparnis für die Käufer bringen. Eins ist aber ganz klar: Das Bestellerprinzip wird sicherlich nicht dazu führen, dass die Nebenkosten beim Immobilienkauf erheblich günstiger werden!