Offenheit und Transparenz wesentliche Bausteine für ein besseres Image

1. September 2020


Der Fachanwalt für Miet- und WEG-Recht, Kai-Peter Breiholdt, ist neuer „Ombudsmann Immobilien IVD/VPB – Grunderwerb und -verwaltung“. Er nahm seine Tätigkeit zum 1. Juli 2020 auf. Der Immobilienverband Deutschland IVD und der Verband Privater Bauherren VPB betreiben die Schlichtungsstelle seit drei Jahren gemeinsam. Der Ombudsmann hilft dabei, eventuell auftretende Streitigkeiten bei privaten Bauvorhaben und Immobilienkäufen außergerichtlich zu lösen. Vor zwölf Jahren hatte der IVD die Schlichtungsstelle errichtet.

 

Interview von Heiko Senebald

 

AIZ: Der Ombudsmann Immobilien im IVD ist seit 12 Jahren ein wichtiges Aushängeschild für den Verbraucherschutzgedanken, dem sich IVD-Mitglieder verpflichtet fühlen. In dieser Funktion sitzt man qua Amt als Schlichter zwischen den IVD-Mitgliedern und deren Kunden. Insoweit könnte man als Verbraucherschützer argumentieren, dass der Ombudsmann — weil die Stelle vom IVD eingerichtet und bezahlt wird — nicht ganz neutral sein kann.

 

Kai-Peter Breiholdt: Da muss hoffentlich niemand Sorgen haben. Den Verantwortlichen im IVD und mir war von Anbeginn der Gespräche klar, dass der Ombudsmann Immobilien ein Höchstmaß an Neutralität zu wahren hat. Die Einrichtung und Unterhaltung einer solchen Schlichtungsstelle würde sonst keinen Sinn machen. Dieses grundlegende Verständnis von der Aufgabenbeschreibung hatten nach meiner Kenntnis auch schon die Verantwortlichen im IVD, die 2008 für die Einrichtung der Schiedsstelle gesorgt haben. Wie Sie wissen, war mein Vater der erste Ombudsmann des Verbandes. Es wäre mit seinem Selbstverständnis und seinem Standing nicht vereinbar gewesen, dass auch nur ansatzweise Zweifel an der Neutralität des jeweiligen Amtsträgers auftauchen könnten.

Ich selbst habe oder hatte keine Funktion im IVD. Zudem bin ich als stellvertretender Vorsitzender des Landesverbands von Haus & Grund Berlin in einer Organisation tätig, deren Mitglieder eher zu den Kunden der IVD-Mitglieder gehören. Das sollte für die nötige Neutralität sorgen.

 

Sie sind auch Ombudsmann im Auftrage des Bundesfinanzministeriums für die Einhaltung der Sozialcharta der privatisierten Wohnungen der Treuhandliegenschaftsgesellschaft. Inwieweit können die Erfahrungen aus dieser Tätigkeit für das neue Amt hilfreich sein?

 

Die Aufgaben der beiden Ombudsmannstellen sind inhaltlich nur sehr begrenzt vergleichbar. Bei der TLG Ombudsstelle geht es ja eher um Mietrecht; gleichwohl gibt es auch dort natürlich eine Verfahrensordnung, anhand derer der Ombudsmann zu arbeiten hat. Dazu gehört zum Beispiel auch die Fertigung eines jährlichen Tätigkeitsberichts für das Ministerium. Der Umgang mit solchen, für eine Schlichtungsstelle wichtigen, Formalien ist mir also durchaus vertraut.

 

Haben Verbraucher Probleme beim Immobilienkauf, können sie den Ombudsmann anrufen. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen in Ihrem neuen Amt?

 

Der Ombudsmann soll unter Beachtung der Rechtslage auf eine gütliche Einigung der Parteien hinwirken. Anders als in Gerichtsverfahren sind an dem Schlichtungsverfahren Juristen beziehungsweise Rechtsanwälte eher selten beteiligt. Deshalb wird es darauf ankommen, eine für die Verbraucher — aber natürlich auch für die IVD-Mitglieder — verständliche Sprache zu finden, damit mögliche einvernehmliche Lösungen nicht schon an Kommunikationsschwierigkeiten scheitern.

 

Der Ombudsmann ist auch ein Gütesiegel für IVD-Mitglieder. Wird es von den Mitgliedern schon ausreichend genutzt, was denken Sie?

 

Darüber konnte ich mir noch keinen Überblick verschaffen und werde dies wohl auch in der Zukunft angesichts einer Zahl von ca. 6.000 Mitgliedern nur begrenzt tun können. Ich weiß aber, dass jedenfalls Präsidium und Geschäftsführung den Willen haben, die Position des Ombudsmann Immobilien IVD/VPB im Bewusstsein der Öffentlichkeit stärker zu verankern. Dies wird aber nicht ohne den aktiven Beitrag der Mitglieder funktionieren.

 

Die Öffentlichkeit ist kritisch, was Berufsgruppen in der Immobilienbranche betrifft. Was können Sie und was können die Mitglieder für ein besseres Image tun?

 

Die Immobilienbranche steht in der Tat derzeit erheblich unter Beschuss. In Berlin kann man dies besonders gut beobachten. Es scheint aber auch zunehmend auf andere Bundesländer überzugreifen. Die Berufsgruppe der Makler hat mit solchen Antipathie-Wellen immer mal wieder Erfahrung machen dürfen. Aus meiner Sicht ist es gerade heutzutage wichtig, offen und transparent mit der Öffentlichkeit über bestehende Probleme zu kommunizieren. Die Stelle des Ombudsmann Immobilien ist nach der Intention ihrer Erfinder ein wesentlicher Baustein im Rahmen dieser Strategie. Sie soll — ebenso wie zum Beispiel die Standesregeln des IVD — der Öffentlichkeit vermitteln, dass die Mitglieder des IVD nach Regeln spielen und sich insoweit auch beim Wort nehmen lassen.

Deshalb ist es beispielsweise wichtig, dass IVD-Mitglieder in ihrer Kommunikation nach außen auf das Bestehen dieser Schlichtungsstelle offensiv hinweisen, denn auf die Mitglieder kommt es letztlich an.