Sachkundenachweis könnte schnell eingeführt werden

15. Februar 2022


Chris Kühn war bis zur Bundestagswahl 2021 der Sprecher für Bau- und Wohnungspolitik der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen. Nach der erfolgreichen Koalitionsbildung von SPD, FDP und Grüne wurde der Tübinger von der Umweltministerin Steffi Lemke zum Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz ernannt. In seinem Ressort wird der im Koalitionsvertrag verankerte Sachkundenachweis für Immobilienmakler und -verwalter zwar nicht auf den Weg gebracht, aber aufgrund des persönlichen Interesses von Chris Kühn begleitend forciert. Die AIZ sprach mit ihm darüber.

Interview von Heiko Senebald

AIZ: Gratulation zu Ihrer Berufung zum Parlamentarischen Staatssekretär. Haben Sie sich im neuen Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz schon eingelebt?

Chris Kühn: Das Ankommen ist ein fortwährender Prozess — vor allem organisatorisch, aber natürlich auch thematisch. Allerdings hilft es mir schon sehr, dass in meiner bisherigen parlamentarischen Arbeit umweltpolitische Themen einen großen Stellenwert hatten.
Das betrifft die Ressourcen- und Klimapolitik sowie Klimaanpassungsmaßnahmen, die auch in einer zukunftsfähigen Baupolitik bereits von hoher Wichtigkeit waren. Positiv kommt hinzu, dass mir die freundliche Aufnahme im Haus, und vor allem auch meine neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Büro des Parlamentarischen Staatssekretärs das Ankommen sehr erleichtert haben.

Haben Sie einen Glücksbringer?

Ich habe aus meinem alten MdB-Büro ein paar Muster-Exemplare nachwachsender Baustoffe mit ins Ministerium genommen. Sie stehen für mich symbolhaft für die Klammer meiner bisherigen und jetzigen politischen Arbeit. Vielleicht bringen sie mir ja auch Glück, wer weiß das schon.

Was genau für Exemplare sind das denn?

Ein Block an Typha, also Rohrkolben, und ein Block Hanf-Dämmung.

Wie schwer ist es Ihnen gefallen, von der Bau- und Wohnungspolitik in das neue Ressort zu wechseln?

Ich bin mit einem weinenden und einem lachenden Auge gegangen. Seit acht Jahren bin ich nun Mitglied sowohl der Arbeitsgruppe Umwelt als auch der Arbeitsgruppe Bauen meiner Fraktion und habe, wenn man so will, zwei Seelen in meiner Brust. Bauen und Umwelt miteinander zu verbinden, war mir immer sehr wichtig. Der Weg in mein heutiges Ressort war daher nie sehr weit für mich. Und als die neue Umweltministerin Steffi Lemke mich fragte, ob ich bei ihr Parlamentarischer Staatssekretär werden möchte, habe ich auch nicht lange gezögert.

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Eule

Was haben Sie sich für das Jahr 2022 vorgenommen?

Wir müssen dringend vorankommen im Kampf gegen die Klimakrise. Eine sehr wichtige Aufgabe wird dabei dem natürlichen Klimaschutz zukommen, der im BMUV beispielsweise mit dem Moor- und Bodenschutz eine Schlüsselrolle spielt. Aber auch die Klimaanpassung oder besser Klimaschadensvorsorge wird eine der großen Herausforderungen in den nächsten Jahren sein. Die Flutkatastrophe des letzten Sommers hat uns schmerzhaft vor Augen geführt, wie verwundbar wir sind. Sehr wichtig ist mir auch die neue Verantwortung für den Verbraucherschutz, die nun auch im Umweltministerium liegt. Wir wollen als Ampel ein Recht auf Reparatur etablieren, und so unnötige
Ressourcenverschwendung und der so genannten geplanten Obsoleszenz bewusst etwas entgegensetzen. Auch hier werden wir bereits in diesem Jahr Impulse setzen.
Privat werde ich versuchen, trotz der neuen Aufgaben weiterhin ausreichend Zeit mit meiner Familie und in der Natur zu verbringen. Sehr gerne gehe ich auf der Schwäbischen Alb wandern. Das erdet mich immer wieder.

Sie setzen sich seit Jahren für einen Sachkundenachweis für Makler und Verwalter ein. Jetzt steht er im Koalitionsvertrag. Warum ist Ihnen der Sachkundenachweis so wichtig?

Der verbindliche Sachkundenachweis ist ein verbraucherpolitischer Meilenstein für hunderttausende Eigentümerinnen und Eigentümer im Land. Viele Normalbürgerinnen und -bürger tätigen mit dem Wohnungserwerb das größte Investment ihres Lebens. Ich finde, sie dürfen gute Standards auf diesem Weg und beim Umgang mit ihrem Eigentum, der in aller Regel das eigene Zuhause ist, erwarten. Hierfür sorgt die Ampel nun.

Wie könnte der Sachkundenachweis konkret ausgestaltet sein?

Das wird in den nächsten Monaten zwischen den Ressorts der Bundesregierung, und dann im Deutschen Bundestag besprochen werden.

Wird es eine „Alte-Hasen-Regelung“ geben?

Das wird Gegenstand der Beratungen sein.

In der vorletzten Wahlperiode kam statt des Sachkundenachweises nur eine Fortbildungsverpflichtung. Was spricht jetzt mehr für einen Sachkundenachweis?

Immer noch genauso viel wie damals. Nur dass die neue Regierung dies jetzt auch erkannt hat. Wir wollen und werden da jetzt mehr bewegen. Das war unter der Union einfach anders. Sie hat die Relevanz eines Sachkundenachweises schlicht nicht erkannt oder erkennen wollen.

Im Rahmen der WEG-Reform ist die Zertifizierung des WEG-Verwalters eingeführt worden. Braucht man die Zertifizierung dann noch, wenn ein Sachkundenachweis eingeführt werden soll?

Auch das wird Gegenstand der Beratungen sein.

Wann könnte der echte Sachkundenachweis auf den Weg gebracht werden?

Schnell. In den Koalitionsverhandlungen waren sich alle drei Partner schnell einig und daher sehe ich keine großen Hürden.