Schnell Mietwohnraum schaffen

18. Oktober 2017


Rolf Elgeti zählt zu den besten Finanzanalysten Londons und galt als Wunderkind. Seit 2014 ist der gebürtige Rostocker Vorsitzender des Aufsichtsrats des Immobilienkonzerns TAG AG und spricht mit uns im AIZ-Interview über die Expo Real und die Auswirkungen der Bundestagswahl auf die Immobilienwirtschaft.

Von Jan Kricheldorf

Herr Elgeti, wir stehen noch unter dem Eindruck der Wahlen. Wie muss es jetzt weitergehen in der Immobilienwirtschaft?
In der Wohnungswirtschaft muss alles getan werden, um möglichst schnell in den richtigen Segmenten günstigen Mietwohnraum zu schaffen. Dafür gäbe es eine Reihe von Rahmenbedingungen, die hier zugunsten der Branche und damit auch zugunsten der Mieter geändert werden könnten. Bei Gewerbeimmobilien wird es in Zukunft immer wichtiger, in den Innenstädten flexiblere Nutzungsarten und auch gemischte Immobilien darzustellen. Die Nachfrage hierzu steigt, kann aber oft kaum befriedigt werden.

Welche Partei kann die immobilienpolitischen Probleme am besten lösen?

Wirklich lösen wohl aktuell leider keine. Es gibt aber vereinzelt sinnvolle Ansätze, nach meinem persönlichen Empfinden vor allem bei der FDP, aber auch bei den beiden Großen.

Sollte bei diesen Themen die CDU nicht eine Vorreiterrolle spielen? In der letzten Legislaturperiode hatte man nicht immer den Eindruck.

Den Eindruck hatte ich in der letzten Legislaturperiode auch nicht. Die Diskussion um die Mietpreisbremse zeigt ja, mit welchem unfassbaren Maß an Naivität diese für die Gesellschaft so wichtigen Themen angegangen werden — oder eben nicht. Oder, wenn man es ganz genau nimmt, hat die Mietpreisbremse die Probleme auf den Wohnungsmärkten ja nur noch weiter verschärft und gleichzeitig einkommensstarke Mieter zu Lasten von Vermietern und einkommensschwachen subventioniert. Beim besten Willen kein Meisterstück.
Sehen Sie Effekte der Wahl auf die Entwicklung von Einzelhandelsimmobilien oder wird alles so weiter laufen wie bisher?

Hier sehe ich keine ernsthaften Effekte. Die Trends bei Einzelhandelsimmobilien sind relativ klar und die fundamentalen Treiber der Branche sind so stark, dass politische Interferenzen eher keine Rolle spielen dürften nach meiner Meinung.

Spielt die Bundestagswahl auf der Expo Real, einem der größten Branchentreffs Europas, überhaupt eine Rolle?  Was erwarten Sie von der Messe dieses Jahr?

Ich glaube nicht, dass die Wahl eine sehr große Rolle auf der Messe spielen wird. Vielmehr wird die Teilnehmer die Frage beschäftigen, wie lange der Boom noch anhalten kann und wie sich die niedrigen Zinsen am Ende wirklich auf unsere Branche auswirken werden. Wann werden die Angebotsfunktionen so stark reagieren, dass auch trotz niedriger Zinsen die Preise kippen können? Das sind Fragen, die eine immer größere Bedeutung bekommen.

Die Expo Real hat sich in den letzten Jahren massiv gewandelt. Zunehmend geht es auch um Wohnimmobilien. Passt das alles noch zusammen?

Ja, warum nicht? Der Wohnimmobilienmarkt ist in den letzten Jahren nicht nur viel größer, sondern auch viel institutioneller geworden, da ist es nur natürlich, dass er auch einen größeren Stellenwert auf der Messe bekommen hat.

Bei der Expo Real treffen die erfolgreichsten Unternehmen aus dem Investmentbereich auf Stadtentwickler und Bauträger und wirken auf die Märkte ein. Welche Verantwortung haben all diese Marktteilnehmer?

Naja, jeder hat seine Stakeholder, die er bedienen muss. Langfristig gesehen sind die meisten Interessen jedoch relativ ähnlich: Stadtentwickler, Bauträger und Investoren — und im Übrigen am Ende auch die Mieter — brauchen letztlich alle funktionierende Konzepte und Märkte.

Als Investor beschäftigen Sie sich einerseits mit Zahlenwerken. Sie unterstützen andererseits den Drittligisten Hansa Rostock. Ein Geschäftsmodell mit Potential oder alte Heimatverbundenheit?

Beides! Hansa Rostock ist Kulturgut Nummer eins in Mecklenburg-Vorpommern, insofern sicher nicht wertlos. Aber solange der Verein nicht in der Bundesliga spielt, sind die Zahlen eher Quelle für Kopfschmerzen…. [lacht]