So bauen Sie kompetente Mitarbeiter auf

20. Januar 2023


Es ist kein Geheimnis: der Immobilienwirtschaft fehlen Fachkräfte. Andrea Maria Peters, Leiterin der Europäischen Immobilienakademie (EIA), erklärt im AIZ-Interview, wie Unternehmen passende Mitarbeiter finden und was sie tun müssen, um ihre Mitarbeiter zu halten.

Interview von Carolin Nommensen

AIZ: Frau Peters, wie beurteilen Sie den so oft zitierten Fachkräftemangel in unserer Branche?

Andrea Maria Peters: Der fehlende Nachwuchs schürt bei einer rasant wachsenden Anzahl von deutschen Unternehmern die Sorge, ihr Geschäft kurz- bis mittelfristig aufgeben zu müssen. Zunehmend auch in der Immobilienbranche.

Sicherlich kommen den meisten Geschäftsführern bei der Vorstellung, fachfremde Mitarbeiter einzustellen, sofort eine Handvoll Einwände in den Kopf geschossen. Reduzieren lassen sich diese Einwände meist auf die Angst vor unverhältnismäßigen Investitionen von Geld, Zeit, Geduld. Fehlende Ressourcen, überlastetes Personal und teure Ausbildungen stehen für viele Unternehmer häufig über dem so leicht zu übersehenden K.O.-Argument auf der anderen Seite: Es gibt keine Fachkräfte mehr.

Ein kurzer Blick in die Jobportale zeigt: Die Nachfrage nach Immobilienkaufleuten und -ökonomen übersteigt die Anzahl der entsprechend qualifizierten Arbeitnehmer um ein weites. Spätestens nachdem ein horrendes Budget für eine oftmals erfolglose Personalsuche ausgegeben wurde, wird den meisten Unternehmen klar, dass es kein Entweder/Oder gibt. Es sei denn, man möchte in den Konkurrenzkampf mit seinen lokalen Mitbewerbern gehen und die Gehälter der neuen und verbleibenden Mitarbeiter verdoppeln.

Eigeninitiative, Motivation, Lernbereitschaft. Das sind die neuen Schlüsselkompetenzen, um zum Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. Passt es auch zwischenmenschlich, so darf sich der neue Mitarbeiter auf eine Ausbildung im Schnelldurchgang freuen. Dabei sollte das Unternehmen die Kosten für die berufsbegleitenden Weiterbildungsmaßnahmen übernehmen, um die Loyalität und Motivation während eines hocheffizienten Trainings on the Job zu fördern.

Thema: Loyalität. Treue Angestellte sind in diesem angespannten Arbeitsmarkt ein rares Gut. Welchen Rat würden Sie Immobilienunternehmen zur Hand geben, um gute Mitarbeiter zu halten?

Wertschätzung fördert Loyalität. Es gibt diverse Möglichkeiten, als Arbeitgeber seine Anerkennung gegenüber seinen Mitarbeitern zu zeigen. Eine für beide Seiten gewinnbringende Wertschätzung ist zum Beispiel die Unterstützung der Karriereentwicklung durch Fortbildungsförderung. Im besten Fall sind die Fortbildungsmaßnahmen berufsbegleitend, sodass die Kollegen nicht unter einer etwaigen Mehrarbeit überlastet und demoralisiert werden.

Aber es muss natürlich nicht immer gleich ein mehrjähriges Studium sein. Gerade für Immobilienverwaltungen gibt es zurzeit eine fantastische Möglichkeit, seine Mitarbeiter zu motivieren, indem man sie bei ihrer Prüfungsvorbereitung zum „Zertifizierten Verwalter (IHK)“ unterstützt. Die EIA bietet dazu verschiedene Vorbereitungspakete an, die als Besonderheit auf die verschiedenen Lerntypen Rücksicht nehmen. Zusätzlich dazu bieten wir ein Vorbereitungs-Webinar an, das die Teilnehmer bei der Strukturierung ihres persönlichen Lernplans unterstützt und ihnen so große Teile einer möglichen Prüfungsangst nimmt. Speziell für Personen, die längere Zeit keine Prüfung mehr absolvieren mussten, sind diese didaktischen Zusätze eine große Entlastung.

Verwaltungen sollten diese Weiterbildungsmöglichkeit nutzen und das am besten in Q1/Q2 2023. Denn der frühe Vogel fängt den Wurm und die Prüfungsvorbereitung und Terminplanung bei der IHK können in der ersten Jahreshälfte noch recht stressfrei organisiert werden.

Und haben Sie auch einen guten Tipp, wie Immobilienmakler und andere Immobilienunternehmer ihre Mitarbeiter fördern können?

Die veränderte Situation am allgemeinen Immobilienmarkt sollte von allen Beteiligten als neue Chance betrachtet werden. Es gilt, azyklisch zu handeln und freie Kapazitäten optimal zu nutzen. Es gilt, neue Schwerpunkte zu setzen, um sich bereits vorzeitig auf die veränderten Gegebenheiten einzustellen und sein Portfolio zu erweitern. Zusatzqualifikationen werden zukünftig noch wichtiger werden, um sich vom Mitbewerber abzusetzen. Ein Immobilienmakler mit Verwalterwissen, ein Immobilienbewerter mit Projektmanagementfähigkeiten, oder ein WEG-Verwalter mit erweitertem Wissen in der Gewerbeimmobilienverwaltung. Jede neue Qualifikation öffnet neue Kundenkreise.

Sind hohe Ausgaben für Weiterbildung in diesen „Fastenzeiten“ wirklich sinnvoll?

Die berufliche Weiterbildung ist in meinen Augen immer — und ganz besonders jetzt — sinnvoll. Aber selbstverständlich ist es wichtig, dabei seine Ausgaben im Auge zu behalten. Eine oft unbekannte Möglichkeit, seine Weiterbildungskosten gering zu halten, ist die Nutzung des Aufstiegsfortbildungsbonus des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Dieser Bonus kann von allen Personen beantragt werden, die über einen geringeren Abschluss als einen Master verfügen, und ermöglicht eine Sparquote von bis zu 75 Prozent auf viele Abschlüsse, wie zum Beispiel dem Diplomabschluss zum Immobilienbetriebswirt (EIA) oder dem Abschluss zum geprüften Immobilienfachwirt (IHK). Wie JFK schon wusste: „Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung — keine Bildung.“

Also: Ob Aus-, Weiter- oder Fort- — Hauptsache Bildung!

Foto: © Andrea Maria Peters