„Verbandsarbeit ist mir in die Wiege gelegt“

14. Oktober 2019


Rudolf Koch feierte kürzlich seinen 70. Geburtstag. Der ehemalige Vize-Präsident und das Ehren­mitglied des IVD ist seit 37 Jahren im Immobilienverband verwurzelt — und immer noch mächtig agil. Der Gelsenkirchener berät seit Jahren die Mitglieder in Sachen Wettbewerbsrecht und Werbung. Die AIZ sprach mit ihm über Veränderungen in der Immobilienbranche, Traumberufe und Traumreisen.

Interview von Heiko Senebald

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AIZ: Herr Koch, kaum ein Mitglied kennt den IVD besser als Sie. Wie kam es damals zu Ihrem Engagement?

Rudolf Koch: Das wurde mir sozusagen in die Wiege gelegt. Unsere Immobilienfirma — mittlerweile in zweiter Generation — ist schon 45 Jahre Mitgliedsunternehmen im Verband. Mein Vater engagierte sich schon im Vorstand des Vorgängerverbandes VDM (Verband Deutscher Makler). Als er 1982 aufhörte, habe ich als Kassenprüfer angefangen. 1986 wurde ich dann in den NRW-Landesvorstand und 1992 schließlich in den Bundesvorstand gewählt. Bis zur Verschmelzung des VDM und RDM (Ring Deutscher Makler) zum IVD war ich Rechtsreferent im VDM-Bundesverband, im IVD wurde ich dann der Vize-Präsident bis 2015.

Der Immobilienverband blickt in diesen Tagen auf eine bewegende 95-jährige Geschichte zurück. Vor 95 Jahren gründete sich der RDM, vor 55 Jahren der VDM, der IVD selbst ist jetzt 15 Jahre alt.

Sie sagen es. Es ist in den Jahren viel passiert. Die Verschmelzung von VDM und RDM zum IVD 2004 war einer der spannendsten Abschnitte in meiner langjährigen Verbandstätigkeit. Wir haben damals lange, auch aufreibende Verhandlungen geführt, die am Ende erfolgreich waren und zur Fusion geführt haben. Lange war nicht klar, ob das glücken würde. Heute bin ich ein stückweit stolz darauf, dass ich daran beteiligt war. Noch stolzer macht mich, dass sich der IVD seither prächtig entwickelt hat.

Die Verbandslandschaft hat sich mit den Jahren verändert, die Branche insgesamt aber natürlich auch. Was besonders?

Die Branche hat sich sehr verändert. Ich habe damals als Quereinsteiger angefangen, hatte einen technischen Beruf gelernt und ein Jura-Studium abgebrochen. Ich stieg dann in meiner elterlichen Immobilienfirma ein und besuchte Seminare über Seminare. Das war damals vor mehr als 40 Jahren der typische Werdegang eines neuen Maklers. Früher waren die Makler fast durchweg Allrounder. Das hat sich stark geändert. Ein Großteil der Makler ist heute spezialisiert und hat eine deutlich bessere Qualifikation und Ausbildung als damals. Die Branche ist also deutlich professioneller geworden — und bunter, wie die Gesellschaft auch.

Seit vielen Jahren sind Sie der IVD-­Experte in Sachen Wettbewerbsrecht und Werbung. Die Mitglieder erreichen Sie über eine spezielle Service-­Hotline zu diesen Themen. Was hat sich hier mit den Jahren geändert?

Die Themenlage ändert sich immer dann, wenn neue Gesetze verabschiedet und geändert werden oder teilweise durch die aktuelle Rechtsprechung. Und wie Sie wissen, haben wir einen durchaus fleißigen Gesetzgeber. Im Wettbewerbsrecht ging die Zahl der Anfragen über Jahrzehnte nur nach oben. Verstöße gegen die Preisangabenverordnung waren in den 90-ern zum Beispiel der große Renner. Heutzutage stelle ich allerdings auch fest, dass die Zahl der Anfragen und Problemfelder sinkt. Die Verbandsmitglieder achten mehr auf ihre Werbe- und Marketingmaßnahmen.

…und sicher ist die abnehmende Zahl der Anfragen auch auf Ihre professionelle Beratung zurückzuführen.

(schmunzelt) Das könnte man auch so sehen. Danke.

Geldwäsche ist derzeit wieder ein großes Thema. Was fällt Ihnen auf?

Geldwäsche ist noch ein relativ neues Thema, dazu berate ich die Mitglieder erst seit elf Jahren, obwohl die Makler schon seit 2002 Verpflichtete nach dem Gesetz sind.
Jetzt sind neue Änderungen im Geldwäschegesetz geplant. Was halten Sie davon?

Ich halte nichts von den neuen Änderungen, weil der Gesetzgeber die Branche einfach falsch anfasst. Informationen zur potenziellen Geldwäsche bekommt man nicht, wie sich das der Gesetzgeber vorstellt. Seit wann kann der Makler sehen, woher das Geld kommt und wohin es fließt? Das sieht selbst der Notar nicht. Solche Gesetze macht nur derjenige, der die Branche nicht kennt.

Das sind deutliche Worte…

Mich ärgert auch, dass wir immer wieder neue gesetzliche Pflichten aufgebrummt bekommen, die dazu noch kostenpflichtig sind. Ich denke da an die Einblicke ins Transparenz- oder Handelsregister. Dafür, dass ich eine Hilfsdienstleistung für den Staat erbringe, muss ich zahlen. Das ist nicht in Ordnung. In 90 Prozent der Geschäfte unserer Verbandsmitglieder spielt Geldwäsche eine völlig untergeordnete Rolle. Es ist nicht die kleine Eigentumswohnung oder das Reihenhaus, die von Geldwäsche betroffen sein könnten. Aber nichtsdestotrotz nehmen die Makler das Thema sehr ernst und geben viermal so viele Verdachtsmeldungen ab als Notare beispielsweise.

Ist für Sie der „Immobilienmakler“ heute immer noch ein Traumberuf?

Eindeutig ja! Das ist ein toller, spannender und interessanter Beruf. Ich habe jeden Tag mit neuen Menschen und mit anderen Objekten zu tun. Ich bin unabhängig und kann selber entscheiden, ob ich Aufträge annehme oder ablehne. Ich brauche auch jeden Tag neue Lösungen für neue Herausforderungen. Die Verbandszugehörigkeit ist dabei so unglaublich gewinnbringend, weil so viele Menschen mit den unterschied­lichsten Geschäftsmodellen und Ansätzen zusammenkommen und sich mit neuen Ideen befruchten. Das ist toll.
Gab es Schrecksekunden in Ihrem bisherigen Berufsleben?

Oh ja. Ich hatte einen Termin bei einem Herrn, der seine Eigentumswohnung verkaufen wollte. Ich klingelte an der Tür. Die Tür öffnete sich und ich stand plötzlich Auge in Auge mit einer Dänischen Dogge, die ihre Zähne fletschte. Da war ich tatsächlich einem Herzinfarkt nahe. Wie sich herausstellte, hatte der Eigentümer mit Geldautomaten zu tun und hatte waschkörbeweise Münzgeld in der Wohnung deponiert. Die Dänische Dogge war quasi seine Alarmanlage. Ich brauchte bestimmt eine Woche, bis ich wieder angstfrei und problemlos an einer Tür klingeln konnte.

Sie sind auch als Weltenbummler bekannt. Wohin geht die nächste Reise?

Anfang des kommenden Jahres reise ich sieben Wochen lang vom Mittelmeer in die Karibik, durch den Panama-Kanal und rund um Südamerika.

Ganz ehrlich, können Sie da komplett abschalten?

Das werden wir sehen. Komplett abschalten kann ich meistens nicht. Sofern es möglich ist, lese ich regelmäßig meine Mails und beantworte sie auch.

Haben Sie einen Lieblingsort?

Mir gefällt es meistens immer dort am besten, wo ich gerade bin. Das ist wirklich so. Jedes Land hat seine schönen Seiten. Wenn mal wieder neue Gesetze verabschiedet werden, denke ich mir manchmal, ich sollte in die Karibik auswandern, mich mit Sonnenhut zwischen zwei Palmen auf eine Hängematte legen. Aber einen 70-Jährigen verpflanzt man nicht einfach so irgendwohin.

Was kann denn Deutschland von anderen Ländern lernen?

Die Gelassenheit in vielen südlichen Ländern. Je mehr Sonne es in einem Land gibt, um so besser gehen die Menschen miteinander um. Diesen Eindruck habe ich zumindest. Wir müssen dazu aber gar nicht so weit verreisen. Italien ist ein gutes Beispiel. Die Entspanntheit und Gelassenheit dort gefallen mir. Dabei haben die Italiener beispielsweise viel mehr Gesetze als wir in Deutschland. Nur, es kümmert dort keinen. Klar, Regeln müssen auch dort sein, es müssen aber nicht immer alle Regeln bis zum tausendsten Millimeter eingehalten werden. Das wünschte ich mir auch für Deutschland.

Sie feierten kürzlich Ihren 70. Geburtstag. Was darf man Ihnen Gutes wünschen?

Viel Gesundheit, die steht klar im Vordergrund. Und dass ich noch viele Jahre die Welt bereisen kann. Und ich möchte den IVD-Mitgliedern noch möglichst lange ein guter und professioneller Berater sein. Der Verband ist schließlich ein wichtiger Teil meines Lebens.