Twitter, Facebook, Instagram – ohne die sozialen Medien läuft nichts. Auch nicht in der Immobilienbranche. Makler, die sich diesem Trend verschließen, werden es künftig schwer haben.
Von Mario Knaup
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Heute schon die neuesten Immobilienangebote bei Facebook gepostet? Oder zu Themen wie Baufinanzierung getwittert? Wer mit „Ja“ antworten kann, ist auf dem richtigen Weg und hat die Zeichen der Zeit erkannt. Denn Social Media birgt für Immobilienvermittler die große Chance auf neue Vermarktungspotenziale. Vorausgesetzt, sie öffnen sich diesen Online-Kanälen — und spielen nach deren Regeln.
Wie stark soziale Medien bereits zu unserem Alltag gehören, zeigen die Zahlen: Neun von zehn Internetnutzern in Deutschland sind in sozialen Netzwerken unterwegs, so der Social-Media-Atlas 2017/2018 von Faktenkontor. Auf Platz eins der beliebtesten sozialen Medien der Deutschen: Youtube, gefolgt von Facebook und WhatsApp.
Mit sozialen Medien Kaufanreize schaffen
Die Studie belegt zudem: Social-Media-Kommunikation und Online-Werbung verführen ebenso zum Kauf wie klassische Werbung in Print, TV und Radio. Knapp jeder vierte Internetnutzer (24 Prozent) in Deutschland hat bereits einmal etwas gekauft, weil ein Unternehmen auf Facebook dafür geworben hat. Eine aktuelle Ipsos-Umfrage im Auftrag von Instagram zeigt: 55 Prozent der Instagram-Nutzer haben dort schon eine neue Marke entdeckt, 43 Prozent haben das Produkt gleich direkt über die Plattform erworben.
Ideal für Immobilienvermittler ist dabei die Entwicklung der Altersstruktur in den sozialen Netzwerken interessant, die schon lange kein Jugendphänomen mehr sind. 92 Prozent der 30- bis 49-Jährigen sind mindestens in einem sozialen Netzwerk angemeldet, so der Digitalverband Bitkom (2018). Auch das Durchschnittsalter der Immobilienerstkäufer steigt. Nach einer Erhebung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW, 2017) ist er 48 Jahre alt — und damit über die sozialen Netzwerke bestens erreichbar.
Social Media wird erwachsen — und interessant für Makler
Zum Beispiel via Facebook, das seinen Mitgliederzuwachs nicht mehr den Teenagern, sondern den Älteren verdankt. So stieg die Zahl der Facebook-Nutzer in der Gruppe der 30- bis 39-Jährigen laut Social-Media-Atlas von 2016 auf 2017 um zehn Prozent, bei den 40- bis 49-Jährigen um zwölf Prozent. Ein Trend, der laut Experten anhält — und Facebook und auch anderen Social-Media-Kanälen als Vermarktungsplattformen für Immobilien Gewicht verleihen wird.
Viele Immobilienprofis haben es längst erkannt: Wie kein anderes Medium erleichtern es die Social-Media-Kanäle, Kunden gezielt anzusprechen und an sich zu binden. Schnell und einfach werden Makler in den Netzwerken sichtbar, schaffen Vertrauen und stärken auf diese Weise die eigene Marke. Ein Schritt, der sich beim Umsatz rechnet — wenn Kundenbedürfnisse und Netiquette ernst genommen werden.
Profilierung als Experte dank passgenauer Tweets
Wichtig zu wissen: Ohne Social-Media-Aktivitäten, die genau auf die Zielgruppe abgestimmt sind, geht es nicht. Wer sind meine Kunden? Und was brauchen und erwarten sie von mir? Diese Fragen sollten in jedem Fall geklärt sein, bevor der erste Post oder Tweet ins Netz geschickt wird. Die Möglichkeiten, seine Botschaften in den sozialen Netzwerken zu platzieren, sind anschließend vielfältig — vom Expertenstatement via Twitter bis zur virtuellen Wohnungsbegehung auf Facebook.
Aber Vorsicht: Auch in den sozialen Netzwerken, die oft oberflächlich daherkommen, müssen Daten und Fakten stimmen. Nur dann überzeugen sie auf lange Sicht Interessenten von der Kompetenz des Anbieters. Im besten Fall entsteht eine Win-win-Situation für beide Seiten: Wer zufrieden ist mit dem Angebot, teilt oder liked den jeweiligen Beitrag. Auf diese Weise wird der User zum Markenbotschafter, der vielleicht als Dankeschön exklusive Immobilienangebote zugeschickt bekommt.
Dialogfähigkeit zeigen
Dass Social-Media-Einsatz Zeit und damit Geld kostet, versteht sich von selbst. Denn die Fähigkeit zum Dialog, also auf Nachrichten und Kommentare möglichst zeitnah zu antworten, ist das A und O für ein positives Echo in den sozialen Netzwerken. Auch Service-Nachrichten jenseits des eigenen Portfolios, die einen Mehrwert für die Kunden versprechen, sind hilfreich: Sie generieren Vertrauen und stärken die Kundenbindung.
Höchste Zeit also für Immobilienmakler, sich nicht nur in Sachen E-Commerce und Online-Marketing fit zu machen, sondern auch mit einem professionellen Social-Media-Auftritt durchzustarten. Schluss mit der Angst vor Shitstorm oder „Trollen“, die im Netz alles schlecht reden. Denn diese Furcht ist ohnehin meist unbegründet.
Anders als die Sorge davor, abgehängt zu werden: Immobilienmakler, die auf Social Media verzichten, müssen künftig damit rechnen, den Draht zu ihrer Zielgruppe zu verlieren. Wer offenkundig nicht am Puls der Zeit ist, muss mit einem Vertrauensverlust bei Käufern und Verkäufern, bei Mietern und Vermietern rechnen. Und ist auf lange Sicht nicht mehr wettbewerbsfähig.
Foto: © Mactrunk / Depostiphotos.com