„Vermittlung und Beratung sind wichtiger denn je.“

2. März 2023


Auch Online-Immobilienportale wie eBay Kleinanzeigen spüren den Wandel an den deutschen Immobilienmärkten. Klaus Saloch, Head of Sales von eBay Kleinanzeigen, erklärt im AIZ-Interview, welche Veränderungen er online wahrgenommen hat und was er für das Immobilienjahr 2023 erwartet.

Interview von Jan Firmes

AIZ: Herr Saloch, wie haben sich das Angebot von und die Nachfrage nach Immobilien im vergangenen Jahr bei eBay Kleinanzeigen verändert?

Klaus Saloch: Das zurückliegende Jahr war sicher kein leichtes für die Immobilienwirtschaft. Erfreulicherweise hat sich unser Angebot trotz Krisen in vielen Bereichen positiv entwickelt. So haben wir das Angebot in den Kategorien mit Kaufimmobilien im Vergleich zum Vorjahr sogar deutlich steigern können. Nachdem die Zahl der neuen Anzeigen im Bereich der Wohnungen zum Kauf zwei Jahre stagnierte, stieg sie im vergangenen Jahr um rund 27 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Mit rund 17 Prozent stieg auch die Zahl der Inserate für Häuser zum Kauf kräftig an. Auch die Nachfrageseite hält mit. Die Anzahl der Interessenten, die bei eBay Kleinanzeigen nach Immobilien suchten, ist höher als in den Vor-Corona-Jahren.

Wie haben sich die Angebotspreise verändert?

Abhängig von regionalen Marktsituationen sehen wir bislang keine drastischen Auswirkungen auf die Angebotspreise. Der Wohnungsmarkt zeigt sich erfreulich robust. Allerdings gibt es auch keine Kaufpreissprünge mehr, auch nicht in den stark nachgefragten Lagen, in denen die Preisanstiege in den vergangenen Jahren noch am stärksten waren. Vielmehr sehen wir eine stabile Seitwärtsbewegung auf einem hohen Niveau.

Hat sich auch die Angebotsdauer verlängert?

In der Tat. Während die Nachfrage bei Mietangeboten weiter sehr hoch ist, sehen wir im Kaufsegment eine stärkere Zurückhaltung. Alle Parteien müssen sich erst einmal an die neuen Gegebenheiten gewöhnen. Das ist auch nachvollziehbar.

Spüren Sie Verunsicherung bei Käufern und Verkäufern?

Natürlich sind Käufer und Verkäufer verunsichert. Das Finanzierungsumfeld ist alles andere als stabil, die Nebenkosten steigen, die Inflation ist historisch hoch und die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem turbulenten Fahrwasser. Aber immer mehr Kaufinteressenten sehen auch die Chancen, die sich ergeben. Wir vollziehen gerade einen Wandel vom Verkäufer- zum Käufermarkt. Das hat es lange nicht mehr gegeben.

Wo müssen sich aus Ihrer Sicht Verkäufer und Käufer anpassen, um wieder zusammenzufinden?

Viel läuft natürlich über die Preisvorstellungen. Die Zeit der stark wachsenden Kaufpreise ist vermutlich erst einmal vorbei. Schon im zurückliegenden Jahr stieg der durchschnittliche Angebotspreis für Wohnungen auf Kleinanzeigen nur noch um knapp 8 Prozent und damit 2,5 Prozentpunkte weniger stark als im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Käufer und Verkäufer müssen sich in dem Bereich erst einmal wieder annähern. Dabei müssen wir aber alle realistisch bleiben. Während Käufer keine starken Preisrückgänge erwarten sollten, müssen Verkäufer im Blick behalten, dass die höheren Hypothekenzinsen die Erschwinglichkeit beeinflussen. Anders sieht es im Mietbereich aus. Der Median für die Nettokaltmiete eines Hauses lag im vergangenen Jahr rund ein Fünftel höher als im Jahr 2020. Auch bei Mietwohnungen stieg der Zentralwert binnen zwei Jahren um rund 16 Prozent. Hier rechnen wir mit weiter steigenden Preisen, auch wenn sich das Tempo etwas verlangsamen dürfte.

Wie kann eBay Kleinanzeigen helfen, um Verkäufer und Käufer wieder zusammenzuführen?

Zusammenführen ist das richtige Stichwort. Durch den Wandel des Marktes wird die richtige Platzierung zur richtigen Zeit noch wichtiger. Wir arbeiten daran, die Vermarktungszeiten für unsere Kunden weiter zu reduzieren. Dafür ist es wichtig, die Sichtbarkeit der passenden Angebote zu erhöhen und die Kauf- und Mietinteressenten auf die Möglichkeiten aufmerksam zu machen. In diesem Bereich werden wir uns weiter verstärken, personell und inhaltlich. Mit dem bevorstehenden Wandel unserer Marke sowie geplanten Produktneuheiten wollen wir zudem unsere Position im Markt weiter stärken.

Bekommen Sie von Kundenseite heute Fragen gestellt, die vor einem Jahr noch nicht gestellt wurden?

Im Grunde genommen sind die Anforderungen die gleichen wie zuvor. Unsere Kunden sind daran interessiert, effizient mit uns zu arbeiten und erfolgreich zu sein. Allerdings hat sich das Niveau innerhalb eines Jahres erhöht, was vor allem am Ausbau unseres Angebots lag. Während wir uns vor einigen Jahren noch eingestehen mussten, dass Immobilien zwar eine wichtige Rolle in unserer Produktpalette, aber oft eher eine Nebenrolle spielten, sind sie heute einer der Hauptdarsteller bei eBay Kleinanzeigen. Das dürften auch unsere Kunden in diesem Segment wahrnehmen und schätzen.

Was erwarten Sie, wie sich die Immobilienpreise weiterentwickeln werden?

Drastische Preiseinbrüche bei Immobilien sind, entgegen anderslautenden Prognosen, eher nicht zu erwarten. Die vergangenen Wirtschaftsabschwünge haben eindrücklich gezeigt, dass „Beton-Gold“ krisensicher ist. Ich habe keinen Grund zu der Annahme, dass es mit dieser Stabilität vorbei sein soll. Schließlich bleibt die Nachfrage nach Immobilien hoch. Vorbei ist hingegen die Zeit der großen Preissprünge. Die Entwicklung bei den Kaufpreisen normalisiert sich. Wir werden in den nächsten Monaten sehen, dass auf dem Markt wieder Ruhe ein-kehrt.

Was glauben Sie, wie sich die Immobilienvermarktung verändern wird? Wo werden künftig Immobilientransaktionen stattfinden? Wird mehr privat verkauft oder werden Immobilienexperten wichtiger? Welche Rolle wird Technik dabei spielen?

Ich glaube, dass die professionelle Beratung beim Verkauf und der Vermietung heute entscheidend ist. Schauen Sie mal, welches Klischee dem Maklersektor in den vergangenen Jahren wohl am häufigsten nachgesagt wurde: „Die schließen nur die Tür auf.“ Und vermutlich gab es sogar einige unseriöse Marktteilnehmer, die wirklich kaum mehr als das gemacht haben. Dieses Geschäftsgebaren gehört endgültig der Vergangenheit an. Der Maklersektor wird sich stärker professionalisieren. Beratung und Vermittlung sind wichtiger denn je. Und das ist gut so, schließlich liegt darin die große Stärke der Makler. Technologie wird wie in der Vergangenheit dabei unterstützen. Sie bringt zusammen, was zusammengehört, nämlich Kunden, Partner und Geschäft.

 

Foto: Klaus Saloch