Vom Makler zur Marke

21. November 2018


Will ein Unternehmen mehrere Jahrzehnte am Markt bestehen, muss es sich der Zeit anpassen. Was tun, wenn Name, Ausstattung und Firmenauftritt nicht mehr zeitgemäß sind? Für Marcel R. Schneider fiel die Antwort auf diese Frage leicht. Anfang des Jahres hat der CEO der BB Estates GmbH, die bis vor kurzem b&b Immobilien-Service GmbH hieß, sich für ein komplettes Rebranding entschieden. Im AIZ-Interview verrät er, wie es zu dieser Entscheidung kam und ob sie sich gelohnt hat.

Interview von Johanna Böhnke

Sie haben Mitte des Jahres damit begonnen, sich auf dem Markt neu zu positionieren. Was war hierfür ausschlaggebend?

Wir sind als Traditionsunternehmen seit über 40 Jahren am Markt. Wir haben in den letzten Jahren Erfolge gefeiert und uns gut auf dem Markt etabliert. Ich selbst bin seit 10 Jahren als CEO tätig. Mir persönlich hat trotz der Erfolge der letzte Kick gefehlt. Die Branche ist für mich weiterhin hochinteressant. Ich liebe das Geschäft mit Immobilien und bin auch nach all den Jahren noch immer fasziniert davon. Aber der klassische Immobilienvertrieb in Deutschland ist aus meiner Perspektive sehr verstaubt. Deshalb kam für mich irgendwann der Punkt, darüber nachzudenken, etwas Neues einzubringen. Ich wollte sowohl in unser Unternehmen als auch in den Markt etwas Schwung bringen. Konkret fiel die Entscheidung dazu, als ich zum Jahreswechsel 2017/18 in New York war und noch einmal intensiv über unser Konzept nachgedacht habe.

Dabei haben Sie auch den Namen des Unternehmens geändert. Fiel diese Entscheidung schwer? Warum war sie notwendig?

Die Entscheidung fiel mir nicht wirklich schwer. Sie war vielmehr ein logischer Schritt. Der ehemalige Name war relativ lang und rein auf den deutschen Markt ausgerichtet. Da wir international aktiv sind und uns auch in Zukunft weiter auf dem internationalen Markt entwickeln wollen, war diese Namensänderung nur konsequent. Wir wollten unserer Tradition trotzdem treu bleiben und sind deshalb bei den beiden Bs geblieben. Insgesamt haben wir den Namen aber etwas kürzer gefasst und ins Englische gebracht.

Welche Maßnahmen gehören ansonsten zu Ihrer Rebranding-Kampagne?

Wir haben vom Grundsatz her noch einmal alles, was wir getan haben, in die Hand genommen und überarbeitet. Wir haben unsere Bürostandorte neu eingerichtet und moderner ausgestattet. Außerdem versuchen wir auch als Traditionsunternehmen, einen gewissen Start-up-Charakter in unsere Arbeit miteinzubringen. Für unser Marketing und unsere Bürostandorte haben wir klare Richtlinien geschaffen. In unserem Head Quarter in Frankfurt sitzen wir in einem großen Loft-Büro mit Tischkicker, Glaswänden und Dachterrasse mit Grill. Insgesamt ist es ein sehr lockeres und positives Umfeld zum Arbeiten. Das beginnt intern in unserem Team, aber diesen Spirit versuchen wir natürlich auch nach außen zu tragen.

Der wichtigste Punkt dabei ist allerdings das Thema Digitalisierung. Wir haben versucht, wirklich jeden Schritt, den wir intern oder mit unseren Kunden machen, zu digitalisieren. Bei uns ist das Papier verschwunden, wir arbeiten sehr viel mit online-basierten Computersystemen und mit Tablets.

Können Sie bereits erste Erfolge Ihrer Rebranding-Maßnahmen erkennen?

Grundsätzlich sind wir auf einem sehr positiven Weg. Wir laufen in die Richtung, mit Abstand das erfolgreichste Geschäftsjahr zu haben. Das rein auf das Rebranding zu schieben, wäre aus meiner Perspektive zu kurzfristig. Da kommt uns sicherlich auch eine stabile Marktsituation entgegen. Was wir aber auf jeden Fall merken, ist, dass wir es geschafft haben, unser Team noch einmal komplett neu zu motivieren. Wir sind ein sehr beständiges Team mit relativ geringer Fluktuation, das es jetzt noch einmal geschafft hat, komplett neuen Ansporn zu bekommen. Das merkt man tagtäglich in der Arbeit. In unseren Büros herrscht eine sehr positive Stimmung, es wird getanzt, gelacht und oftmals werden kleine Partys veranstaltet. Damit haben wir eine absolut neue Unternehmenskultur geschaffen und das überträgt sich natürlich auch auf unsere Kunden und Geschäftspartner und somit auch auf den Erfolg. Die Wahrnehmung von Außen ist wahnsinnig positiv, auch aus der Branche selbst: Endlich mal jemand, der querdenkt und sich traut, Dinge anders zu machen. Endlich jemand, der ein bisschen von dem verstaubten Image weggeht.

Ein ganz wichtiger Punkt für unsere Arbeit ist auch das Recruiting. Wir sind in der Expansionsphase und wollen in den nächsten 12 Monaten bis zu 20 Mitarbeiter neu einstellen. Wir kriegen unglaublich viele Bewerbungen und positives Feedback von Leuten, die sich gerne unserem Team anschließen würden. Ich denke, das lässt sich auf jeden Fall auf unser neues Image zurückführen.

Ist es aber nicht gerade als Traditionsunternehmen schwer, mit Altem zu brechen und Neues zu wagen? Wie haben langjährige Kunden darauf reagiert?

Ich wurde gerade zu Anfang des Jahres oft darauf angesprochen, ob das denn wirklich der richtige Schritt ist. Aber für uns war es ein logischer Schritt, uns dem Zeitgeist anzupassen. Genau so haben wir das auch an unsere Kunden vermittelt. Einige Bestandskunden haben da sicherlich mal die Stirn gerunzelt und sich gefragt, ob das denn wirklich sein muss, weil die Zusammenarbeit doch immer erfolgreich war. Aber nachdem ich unsere Beweggründe erklärt habe und auch gemeinsam mit diesen Kunden ein wenig in die Zukunft geblickt habe, gab es eigentlich nie negative Resonanz. Selbst, dass der CEO plötzlich in Jeans und Sneakern durchs Büro läuft, hat im ersten Moment vielleicht für eine hochgezogene Augenbraue gesorgt, kam dann aber insgesamt doch gut an.

Viele Änderungen, von denen Sie sprechen, beziehen sich vor allem auf die Arbeitseinstellung. Gingen mit dem Rebranding auch inhaltliche Änderungen Ihrer Arbeit einher?

Wir sind und bleiben ein Immobilienvermittler und -berater, der mit unglaublich viel Erfahrung am Markt agiert. Hier können und wollen wir das Rad nicht neu erfinden. Unsere Verkaufsmentalität und die Betreuung unserer Kunden sind immer gleichgeblieben. Kurz gesagt: Inhaltlich bleiben wir unserer Linie treu, nur das Gewand hat sich etwas geändert. Für den Kunden haben sich da lediglich neue Wege aufgetan, dadurch, dass wir jetzt auch viel digitaler arbeiten. Die Kunden haben über eine Online-Plattform jederzeit die Chance, aktiv zu erleben, was wir machen.

Außerdem haben wir eine eigene Academy gegründet, in der unser Team wöchentlich geschult wird. Neue Mitarbeiter bekommen eine umfassende Einarbeitung. Wir haben sogar eigene Lehraterialien entwickelt. Damit wollen wir das Fachwissen, das wir aus dem Management haben, an unser Team übertragen und somit auch dem Kunden noch mehr Möglichkeiten geben, auf unsere Erfahrung und Ressourcen zurückzugreifen.

Glauben Sie, dass es für Makler, die auf dem Markt wachsen wollen, unumgänglich ist, ihr Auftreten dem aktuellen Markt anzupassen?

Davon bin ich zu 1000 Prozent überzeugt. Deshalb haben wir den ganzen Aufwand auch betrieben. Wir schauen deshalb auch öfter nach Amerika und suchen dort neue Impulse. Momentan ist die Immobilienbranche auf einem Stand der funktioniert, wenn auch teils mit altertümlichen Arbeitsweisen. Die Branche hinkt immer ein wenig hinterher, was Themen wie die Digitalisierung angeht. Ich bin aber überzeugt, dass es gar keine andere Wahl gibt, als sich anzupassen. Vor zehn Jahren zum Beispiel erschien das Thema E-Mails auf dem Smartphone wahnsinnig weit weg. Mittlerweile ist das auch bei den Immobilienmaklern angekommen. Kurzfristig hat man vielleicht keine Probleme, wenn man solche Entwicklungen ignoriert, aber wer langfristig erfolgreich bleiben will, muss auf dem neusten Stand bleiben.