Wie der Makler der Zukunft seine Kreise zieht

9. Juni 2020


Vom Interessenten zum Käufer, zum Eigentümer zum Verkäufer und wieder zum Interessenten – und dazwischen die Immobilie, die in diesem Kreislauf stetig an Wert gewinnt.

Von Florentino Trezek

Viele betrachten das Immobilienvermarktungsgeschäft häufig als Prozesskette — Vom Einkauf bis zur Vermarktung. Ich persönlich bevorzuge jedoch die Betrachtung in Form eines Kreises, da diese Betrachtungsweise viel mehr Potenzial aufzeigt. Ganz nach dem Motto: „Nach dem Verkauf ist vor dem Verkauf und dazwischen gibt es noch mehr zu holen!“

Ein Unternehmen, welches dieses Mantra verinnerlicht hat, ist die Firma Opendoor aus den USA. Mit einem aktuellen Funding von über 1,5 Milliarden Euro krempelt dieses Startup momentan den nordamerikanischen Immobilienmarkt um.

Mit kurzen Worten beschrieben, setzt Opendoor das bei Immobilien um, was hier zu Lande bei Autos mit dem Geschäftsmodell von wirkaufendeinauto.de erfolgreich praktiziert wird.

Besonders interessant ist jedoch, dass sie hierbei den Kunden nie aus den Augen verlieren und nicht trotz, sondern gerade aufgrund der Digitalisierung dies mit einer Bravour machen, wie wir es sonst nur von Online-Shopping-Systemen kennen, die uns via Smartphone mit Ihren Produkten, die wir uns einmal angeschaut haben, bis ins Schlafzimmer verfolgen, bis wir sie endlich kaufen.

Der Trigger hierbei ist der Erlös, welcher durch einen unkomplizierten Verkauf an Opendoor in nur 10 Werktagen auf das Konto des potenziellen Verkäufers eingezahlt wird. Als “Opfer” hierfür werden Menschen gezielt im Internet geködert, die auf der Suche nach der schnellen Erlösung sind, weil sie sich in einer unkomfortablen Lebenslage befinden (Scheidung, Geldnöte und so weiter).

Nachdem die Immobilie von Opendoor gekauft wurde und der alte Eigentümer mit einer neuen Immobilie versorgt wurde, wird diese anhand der drei größten Wertsteigerungspotenziale (Fußboden, Küche & Bad) entsprechend aufgewertet. Anschließend kann der Interessent die aufgewertete Immobilie 24/7 besichtigen, entweder durch virtuelle Rundgänge oder direkt vor Ort, indem er sich Zugang zur Immobilie mit einer Schlüsselbox verschafft, die sich nur öffnet, wenn er sich durch seinen Zugang in einer App freischaltet, was positiv auf das Kundenerlebnis einzahlt.

Im Anschluss an den Verkauf wird der neue Eigentümer jedoch nicht seinem Schicksal überlassen, sondern sehr eng begleitet durch die Interaktion via App, mit der After Sales Services, wie Umzüge, Versicherungen, Treppenlifte und so weiter offeriert werden.

Auf diese Art und Weise bleibt man mit dem Eigentümer im engen Austausch und erfährt als erster, falls hier die Immobilie wieder zum Verkauf steht.

Das Konzept von Opendoor ist “glücklicherweise” in Deutschland aufgrund der hohen Kaufnebenkosten sowie Vorfälligkeitsentschädigungen und so weiter nur schwer rentabel umzusetzen. Dennoch gibt es ein Unternehmen, welches in Deutschland bereits mit einem Funding von 12 Mio Euro ähnliche Vorzüge bei der Vermietung umsetzen möchte —hierzu in der nächsten Ausgabe mehr.

 

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