Zeitvermietung: Das Gesamtpaket muss stimmen

17. Juli 2018


Wohnen auf Zeit ist modern. Immer mehr Vermieter bieten ihre Wohnungen möbliert an und stoßen damit in Berlin auf einen großen Markt. Doch nicht jede Wohnung ist dafür geeignet. Christine Kandler von der Agentur Crocodilian weiß, warum die Zeitvermietung gerade für viele so interessant ist.

Interview von Julia Ceitlina

Kann jeder auf Ihrem Portal eine Wohnung vermarkten oder gibt es da bestimmte Rahmenbedingungen?

Anbieter sind bei uns entweder die Eigentümer oder deren Bevollmächtigte. Das können Immobilienverwalter oder auch Makler sein. Jeder, der eine Immobilie oder eine Vollmacht für eine Immobilie hat, kann diese grundsätzlich bei uns anbieten. Allerdings geben wir Rückmeldung, ob wir die Wohnung aufnehmen oder nicht, denn nicht alles lässt sich gut vermieten. In unserem Bereich sind die Anforderungen mit dem steigenden Bedarf in den letzten Jahren höher geworden.

Wie genau funktioniert die Wohnungsvermittlung über Ihre Plattform?

Nach der Registrierung auf unserer Webseite vereinbaren wir zunächst einen Telefontermin, um alle wichtigen Fakten wie das Mieterprofil und Infos zur Wohnung durchzusprechen. Anschließend gibt es einen Fototermin. Dafür kommen wir persönlich vorbei, schauen uns die Wohnung an und machen Foto- und Videoaufnahmen. Das ist wichtig, da wir viele Kunden aus dem Ausland haben, die die Wohnung auch ungesehen mieten. Wenn einem Mieter eine Wohnung gefällt, schickt er uns sein Profil, um sich darauf zu bewerben. Dann klären wir ab, ob die Anforderungen von Mieter und Vermieter übereinstimmen.

Gibt es einen Mindestzeitraum für die Anmietung oder andere Einschränkungen seit dem Zweckentfremdungsgesetz?

Die Wohnung muss für mindestens zwei Monate gemietet werden, denn dann entfällt die City-Tax. Zwei Monate sind aber schon eher schwierig. Unter drei Monaten haben wir fast gar nichts im Angebot. Die Leute müssen hierher kommen, um zu arbeiten und sich hier melden. Sie dürfen nicht irgendwo anders in Deutschland ihren Erstwohnsitz haben. Die Frage ist natürlich immer, wer das kontrolliert.

Welche Zielgruppe bucht bei Ihnen am meisten?

Viele unserer Kunden kommen aus dem Ausland, aber wir haben auch inländische Kunden. Die meisten sind dabei natürlich Besserverdiener, sonst könnten sie sich eine Wohnung auf Zeit nicht leisten. Das sind vor allem Leute, die im Karrierealter sind, also zwischen Mitte 20 und Mitte 50.

Worauf legen Sie bei der Wohnungseinrichtung wert?

Die Wohnung sollte modern eingerichtet sein. Obwohl ich natürlich zugebe, dass das ein weiter Begriff ist. Ein skandinavischer, leicht retro angehauchter Stil geht aktuell eigentlich immer. Man muss heutzutage aber vor allem ein Zuhause anbieten und nicht einfach nur einen neutralen Wohnraum, in dem ein paar Möbel stehen. Dabei ist es wichtig, die Zielgruppe zu kennen. Wer an Geschäftsleute vermieten will, kann nicht einfach das alte Sofa der Oma ins Wohnzimmer stellen.

Kommt es nicht gerade bei möblierten Wohnungen zu Schäden? Wer haftet in solchen Fällen?

Grundsätzlich haftet eigentlich immer der Mieter. Man muss dabei aber gucken, um was für einen Schaden es sich handelt. Es gibt schließlich Sachen, die funktionieren nach längerer Benutzung irgendwann nicht mehr. Wenn zum Beispiel ein 15 Jahre alter Fernseher  kaputt geht, kann man nicht einfach sagen, das war ein Bedienfehler des Mieters. In solchen Fällen muss individuell geschaut werden, was passiert ist.

Warum sind möblierte Wohnungen gerade so im Trend?

Was die Mieter betrifft, ist das eigentlich ganz klar: Wenn ich aus dem Ausland nach Berlin ziehe, ist es so gut wie unmöglich schnell eine Wohnung zu finden. Die meisten Leute, die hier einen Job neu anfangen, sind genug mit anderen Sachen beschäftigt. Außerdem haben sie die ganzen Formalia noch nicht, die beim Mieten einer Wohnung wichtig sind. Für diese Zielgruppe ist es daher sinnvoller, sich erst mal eine Wohnung auf Zeit zu mieten und von da aus eine eigene Wohnung zu suchen.

Welche Lagen sind denn aktuell besonders beliebt?

Bei unseren Wohnungen zählt nicht nur die Lage, sondern das Gesamtpaket. Anders als bei einer Leerwohnung muss auch die Einrichtung stimmen. Aber es sind auch hier immer die angesagten Bezirke wie Friedrichshain oder Kreuzberg, die gut ankommen. Es sind aber natürlich keine Urlaubsunterkünfte, deshalb zählt auch die Lage der Arbeitsstelle. Wenn ich in Tempelhof arbeite, ziehe ich nicht unbedingt nach Mitte.

Was haben Immobilienmakler konkret von ihrem Portal?

Wir haben eine ziemlich gute Reichweite und vermarkten international und können ziemlich passgenaue Mieter ermitteln, weil wir im Vorfeld sehr viel mit den Leuten interagieren. Wir geben den Leuten keine Liste mit vielen Objekten, die sie sich anschauen sollen, denn das ist schließlich oft sehr zeitaufwendig. Es soll sich vielmehr schon im Vorfeld rauskristallisieren, was passt und somit zielgerichtete Besichtigungen unternommen werden.