Zurück zum Gipfel

8. Juni 2018


2014 hat Gela Allmann einen schweren Schicksalsschlag erlitten. Bei einem Fotoshooting in Island ist die Bergsteigerin 800 Meter in die Tiefe gestürzt. Doch sie hat überlebt und kämpfte sich mit großer Willensstärke ins Leben und zu ihrer großen Leidenschaft, dem Bergsport, zurück. Im Interview erzählt die Sportlerin, was sie antreibt und wie sie andere Menschen mit ihrer Geschichte motivieren möchte. Sie tritt als Top-Speakerin auf dem Deutschen Immobilientag 2018 auf.

Interview von Julia Ceitlina

Frau Allmann, Sie halten einen Vortrag auf dem Deutschen Immobilientag, was können Sie Maklern, Sachverständigen und Hausverwaltern beibringen?

Gela Allmann: Ich glaube mein Motto, das ich transportieren möchte, ist: „fight, smile und love“. Das klingt erstmal ganz kitschig, aber es ist ein Motto, das für jeden Menschen eine Bereicherung ist. Sowohl privat als auch auf ihrem Berufsweg sollen bei dem einen oder anderen neue Perspektiven angestupst werden. Ich bin sehr gespannt, ich möchte nicht nur meine Geschichte erzählen, sondern im Endeffekt jedem etwas mitgeben. Es geht am Ende darum, dass wir alle erfolgreich sein möchten. Und ich glaube, erfolgreich ist man, wenn man glücklich ist. Wenn man wirklich im Reinen ist mit dem, was man tut und wenn man mit vollem Herzen dahinter steht.

Gibt es Parallelen zwischen Ihrem Beruf und Immobilienexperten?
Die meisten Immobilienmakler müssen ja auch selbstständig für sich schauen, dass sie beruflich erfolgreich sind, so wie ich es auch bin. Man ist ein selbstständiger Mensch, der für sich selbst verantwortlich ist. Man möchte das möglichst Beste beruflich geben. Aber das kann man eigentlich auf ganz viele Berufe anwenden. Für sich und für andere bestmöglich den Job auszuführen.

2014 hatten Sie einen schweren Schicksalsschlag erlitten und sind 800 Meter bei einem Fotoshooting in die Tiefe gestürzt. Trotzdem haben Sie dabei Ihr Ziel nicht aus den Augen verloren, wo viele Menschen wahrscheinlich aufgegeben hätten. Was hat Sie angetrieben?

Der Anspruch, den ich an mich selber habe, ist es, mich nicht hängen zu lassen. Es ist mein Leben und ich will daraus das Bestmögliche herausholen. Und das ist genau das, was es verbindet und was mich noch angetrieben hat neben meinem Willen, den ich als Sportlerin hatte. Wenn ich etwas anpacke, dann packe ich es mit 110 Prozent an. Wenn ich das nämlich nicht tue, werde ich es später nur bereuen. Zudem hatte ich einfach ein unglaublich starkes Umfeld. Meine Familie und mein damaliger Freund haben mich sehr unterstützt. Außerdem hatte ich unglaublich gute Physiotherapeuten und Ärzte. Volles Potenzial kann man nämlich nur erreichen, wenn man nicht alleine ist.

Ein anderer Punkt, den ich gerne ansprechen würde, ist, die Dankbarkeit, die man  hat, wenn man dem Tod wirklich ins Auge gesehen hat. Danach ist man einfach unglaublich dankbar, dass du noch leben darfst, dass du noch dabei sein willst. Dann hast du jeden Tag eine ganz andere Wertschätzung und bist auch gewillt, nochmal alles zu geben und du weißt: schlimmer geht immer. Oft haben wir nicht so einen Antrieb im Leben. Wir vergleichen uns oft mit anderen und schauen auf die, die noch besser sind als wir. Ich glaube, man muss sich vor Augen halten, dass es Millionen von Menschen gibt, denen es viel schlechter geht. In der Reha habe ich zum Beispiel viele Menschen kennengelernt, denen es noch schlechter ging. Daraus entsteht eine große Dankbarkeit, die einen dazu antreibt, das Beste aus dem Leben zu machen.

Hatten Sie keine Angst, dass so etwas noch einmal passieren kann?

Ich habe auf jeden Fall eine große Entwicklung gemacht. Ich liebe immer noch die Berge und den Bergsport, aber ich kann nicht mehr Wettkampf laufen. Früher ging es mir hauptsächlich darum, möglichst schnell auf dem Gipfel zu sein. Ich bin immer noch gerne draußen, aber ich habe den Beruf gewechselt. Vorher war ich eher nur als Model und Moderatorin unterwegs, jetzt ist mein Hauptstandbein hauptsächlich Keynote Speakerin. Weil das, was ich erlebt habe, einzigartig ist und ich das Gelernte, das für mich Reflektierte, weitergeben will. Ich glaube, dass es für jeden Menschen eine Bereicherung ist. Und das heißt, ich habe mich beruflich eigentlich neu aufgestellt. Privat habe ich mich ja auch neu aufgestellt und bin Mutter geworden. Das sind alles Dinge, die der Unfall mit mir gemacht hat und mich verändert hat.

Haben Ihre  Erlebnisse Sie denn nicht traumatisiert?

Ich habe absolut auch ein Trauma mit davon getragen. Beispielsweise habe ich Angst vor Kontrollverlust. Das hat aber nicht nur mit den Bergen was zu tun, sondern kann mir im alltäglichen Leben auch passieren. Da sind ganz verschiedene Situationen, wo ich genau an diese Todesangstsituation denken muss, die mich zum einen auch unglaublich bereichert hat und andererseits sehr schrecklich war. Ich arbeite immer noch daran, sie zu verarbeiten. Von Anfang an habe ich mit Traumatherapeuten und Psychologen daran gearbeitet. Ich habe aber keine Angst, in die Berge zu gehen. Aber anders als früher, kann ich jetzt nicht mehr auf jeden Gipfel gehen. Im Sommer bin ich zum Beispiel darauf angewiesen, mit der Bahn nach unten zu fahren, weil bergab gehen für mich körperlich nicht mehr gut ist. Ich fahre dann mit dem Lift nach oben und Bahnberge sind sowieso Touristenberge. Ich sag mal: da ist nichts Gefährliches dabei. Ich kann das auch viel mehr genießen als früher. Da ging es mir hauptsächlich um „höher, schneller, weiter“. Jetzt bin ich da anders unterwegs.

Wie motivieren Sie sich?

Ich muss mich überhaupt nicht motivieren. Ich bin jeden Tag motiviert, aber vielleicht kommt es auch aus diesem Gefühl heraus, dass man merkt, dass das Leben endlich und sehr kostbar ist. Ich glaube, das Gefühl haben meistens ältere Leute. Mein Vater ist 86, der weiß, dass jeder Tag wirklich ein Geschenk ist und dass man jeden Tag maximal nutzen sollte. Das glaube ich, ist für mich ein Geschenk, dass ich es so früh erleben konnte. Und abends liege ich manchmal wach und reflektiere, was an meinem Tag gut war. Daher mache ich alles gerne. Manchmal ist es halt nur schwer, alles unter einen Hut zu kriegen, und sich mit Job, Kind und Haus, Zeit für Sport freizuschaufeln.

Warum haben Sie sich für Ihren Beruf entschieden?

Es gibt für mich keine andere Option, als genau das zu machen, was ich gerade tue. Ich weiß, dass ich wirklich was Einzigartiges erlebt habe und ich möchte gerne meine ganzen Reflektionen und Gedanken, die im Nachgang entstanden sind, teilen und weitergeben.

Ich bin nicht super extrem. Ich gehe zwar super gerne auf den Berg, aber mein Hauptberuf ist für mich Motivationscoach und Redner zu sein. Berge und der Bergsport, das ist meine große Passion, aber das ist nicht wirklich mein Beruf. Mein Beruf ist das, wo ich dann am Ende des Tages das meiste Geld verdiene und ich bin dankbar, dass ich verschiedene Dinge kombinieren kann. Was „Sicheres“ wäre einfach in keinster Weise ich. Ich mache einfach das, was mir am meisten Energie gibt und dadurch kann ich auch so viel in meinem Beruf geben und bin auch erfolgreich.

Was können Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben, die gerade ihre Karriere in der Immobilienbranche starten?

Dass sie sich meinen Vortrag anhören und hoffentlich auch meinen Podcast. 🙂

Was sollte ein guter Immobilienexperte Ihrer Meinung nach mitbringen?

Also ich bin kein Immobilienexperte, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass wenn man etwas gut machen will, muss es aus Überzeugung gemacht werden.
Wie wird man zur Marke?

Man muss authentisch und mutig sein auch mal Dinge zu tun, die nicht irgendwie dem gesellschaftlichen Ideal entsprechen, sondern einfach ehrlich sich selbst gegenüber sein und seiner inneren Intuition folgen. Das ist das Allerwichtigste als Einzelperson. Genau das razukitzeln, was einen von den anderen unterscheidet. Mutig sein und bereit sein, über Grenzen zu gehen.

Wie wohnen Sie?

Mit meinem Partner und meinem kleinen 4-jährigen Sohn in einem wunderschönen Häuschen mit Garten direkt in den Alpen, richtig schön idyllisch. Vorher habe ich zehn Jahre in München gelebt.

Kommt es für Sie in Frage, sich eine Eigentumsimmobilie anzueignen?

Unbedingt! Ganz dringend sogar. Ich hatte sogar auch mal eine Eigentumsimmobilie und musste sie abgeben nach der Trennung mit meinem damaligen Partner. Aber derzeit sieht die Situation sehr schlecht aus in Oberbayern und es gibt hier einfach nichts.

Was ist Ihnen bei der Einrichtung wichtig?

Unsere Einrichtung sind viele nachhaltige und viele selbst geschreinerte Produkte. Viel aus Holz und vom Schreiner. Ich mag es ungern fertige Dinge zu kaufen.

Was bedeutet Zuhause für Sie, wenn Sie ständig unterwegs sind?

Es gibt für mich nichts Schöneres, als nach Hause zu kommen. Es ist ganz wichtig, einen Ort zu haben, an dem man sich wirklich wohlfühlt und wo man Kraft tanken kann. Es muss ruhig und weich sein. Dann fühle ich mich wohl.

Wie entspannen Sie am liebsten, können Sie überhaupt entspannen ?

Am liebsten entspanne ich tatsächlich, wenn ich auf dem Berg bin, alleine in der Natur. Wenn ich nämlich Zuhause auf der Couch liege, dann kommen mir tausend Gedanken. Im Alltag ist ständig etwas los, daher ist es für mich Luxus, auch mal alleine zu sein. Und das kann ich am besten, wenn ich in den Bergen bin.