Die Wohnungsbauwirtschaft steht für Lösungen bereit

20. Dezember 2019


Jeder will, dass mehr Wohnungen gebaut werden, aber in der Praxis des Bauens verbessern sich die Rahmenbedingungen kaum bis gar nicht. Die Bauwirtschaft kennt Lösungen für schnelleren und günstigeren Wohnungsbau, doch die Politik setzt die falschen Prioritäten.

Von Andreas Steyer

Deutschland kommt in der sogenannten Wohnungsfrage, die dem Bundesbauminister zufolge die „soziale Frage unserer Zeit“ ist, einfach nicht voran. Vom großen Ziel von 1,5 Millionen neuer Wohnungen binnen vier Jahren sind wir weit entfernt, inzwischen sind die Genehmigungszahlen sogar rückläufig. Woran liegt das, zieht sich die Wirtschaft etwa vom Wohnungsbau zurück, sind Neubauwohnungen nicht mehr attraktiv genug?

Dem ist natürlich nicht so, im Gegenteil: Investoren suchen händeringend nach Wohnimmobilien, und für große Projektentwickler ist es in der Regel nach wie vor kein Problem, frühzeitig Abnehmer für ihre Bauprojekte zu finden. Die Wohnungswirtschaft baut, wo sie kann, so viel sie kann. Sie könnte aber noch deutlich mehr — und günstiger — bauen, wenn der Gesetzgeber die Rahmenbedingungen an die Notwendigkeiten der Realität anpassen würde.

Von der Wirtschaft wird Herausforderungen wie steigenden Baukosten durch Innovation und durch Nutzung neuer Möglichkeiten begegnet: Die digitale Vernetzung sämtlicher Abläufe beim Wohnungsbau wie auch die zunehmende serielle Fertigteilproduktion haben zum Beispiel das Potenzial, die Effizienz des Wohnungsbaus schon bald auf ein ganz neues Level zu bringen.

Zeitlich effizienteres Bauen wird aber konterkariert, wenn sich Planungsverfahren ins Endlose ziehen, und kostengünstigere Bauprozesse werden ausgehebelt, wenn die Anforderungen zur Energieeinsparung ohne nennenswerte Förderungen immer weiter steigen. Und während der Bauvorgang ganzheitlich digital vernetzt wird, muss für den Bauantrag weiterhin ein halber Wald den Papiertod sterben. Dass die Typengenehmigung vor Kurzem endlich in die Musterbauordnung aufgenommen wurde, ist immerhin ein positives und wichtiges Signal.

Ohne weitere, kurzfristig umgesetzte Maßnahmen seitens des Gesetzgebers wird sich das Wohnungsbauvolumen aber nicht im nötigen Maße erhöhen. Planungsverfahren dauern zu lange, Bauland ist Mangelware; das sind Probleme, die von der Wohnungswirtschaft schlicht nicht zu lösen sind. Die Politik hingegen hätte Hebel, die sie hier ansetzen könnte, aber sie verrennt sich in anderen Prioritäten.

Die ursprünglich auf fünf Jahre befristete, inzwischen verlängerte Mietpreisbremse zum Beispiel war eigentlich ein temporäres Instrument, das zur Überbrückung dienen sollte, bis der Wohnungsbau angekurbelt und der Wohnraummangel entschärft worden wäre. Jedoch wurde politisch während dieser Zeit überhaupt nichts unternommen, um den Bau von Wohnungen tatsächlich zu unterstützen, sodass knapp fünf Jahre nach Einführung der Mietpreisbremse die Probleme genauso groß beziehungsweise sogar noch größer sind als zuvor.

Mit dem in Berlin geplanten — und selbst vom Bundesinnenministerium als verfassungswidrig eingeschätzten — Mietendeckel, ebenfalls (noch) befristet auf fünf Jahre, wird exakt derselbe Fehler gerade wiederholt. Es wird reguliert, ohne dass der Wohnungsbau im annähernd gleichen Maß unterstützt wird, mit der Folge, dass Investitionen zurückgestellt werden und sich der Wohnraummangel nur weiter ausweitet.

Die Wohnungswirtschaft ist an konstruktiven Lösungen mit der Politik interessiert. Das beweist sie längst zum Beispiel auf kommunaler Ebene, wo für jede größere Projektentwicklung individuelle Lösungen in enger Absprache mit den lokalen Behörden gefunden werden müssen. Auch im bundespolitischen Rahmen stehen viele Unternehmen der Wohnungswirtschaft in Deutschland für Gespräche und sinnvolle Diskussionen bereit. Der Politik muss eine Neugestaltung ihrer Prioritäten gelingen und die Gesetzgebung muss sich stärker nach der Praxis des Bauens ausrichten. Sonst wird es so kommen, dass man in fünf Jahren die Mietpreisbremse zum zweiten und den Mietendeckel (sofern er nicht längst vom Verfassungsgericht kassiert wurde) zum ersten Mal verlängert; natürlich aber nicht, ohne sich dabei einzureden, dass der Wohnungsbau diesmal aber wirklich angekurbelt wird.

 

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