Chance für Immobilieneigentümer, Verwalter und Makler!

3. November 2023


Die kommunale Wärmeplanung kommt – das ist sicher. Ma ie sogar schon da, einige Bundesländer haben bereits seit längerer Zeit entsprechende Gesetze aufgelegt. Aber tatsächlich passiert nun notgedrungen einiges: Die Großstädte und später auch die kleineren Kommunen in Deutschland werden dazu verpflichtet, eine kommunale Wärmeplanung umzusetzen.

Von Torsten Bölting

Worum geht es dabei? Grundsätzlich ist die kommunale Wärmeplanung als informelle Fachplanung etwa auf der Ebene eines Flächennutzungsplans angelegt. Die Wärmplanung soll grundlegend herausarbeiten, wie der künftige Wärmebedarf in der jeweiligen Stadt aussehen wird und wie dieser möglichst mit regenerativen Energien befriedigt werden soll.

Viele Menschen denken jetzt reflexartig an einen Plan mit Leitungsnetzen und Aussagen dazu, in welches Haus nun eine Wärmepumpe kommt oder wo eine andere regenerative Heizungsart zum Einsatz kommen könnte. So detailliert werden die Pläne aber vielerorts aber zunächst gar nicht sein können. Vielmehr ist der „Plan“ auch abstrakter zu verstehen. Es geht darum, neben dem Ist-Zustand eben auch grundsätzliche Strategien und mögliche Maßnahmen abzuleiten – auch aber eben nicht nur „räumlich“.

Eine wesentliche Aufgabe der Planerstellung wird darin liegen, die Interessen und Zielsetzungen unterschiedlicher Akteure zu kennen, zu bewerten und miteinander in Bezug zu bringen. Die Wärmewende kann nur gelingen, wenn Anbieter und Nachfrager sowie auch solche, die beides sind oder werden wollen („Prosumer“) zusammenzubringen. Der Praxisleitfaden Kommunale Wärmeplanung von AGFW und DVWG spricht hier zutreffend von einer „Verdrillung“ der unterschiedlichen Akteure in allen Planungsschritten.

Wohnungsanbieter und -verwalter können pro-aktiv auf Kommunen zugehen und schauen dazu ins Quartier!

Viele vor allem kleinere und mittlere Kommunen werden damit überfordert sein. Fehlendes Personal und fehlende Kenntnisse in den Ämtern machen es schwer, fokussiert zu agieren. Infolgedessen steht zu befürchten, dass letztlich vielerorts eine Planung – wie auch immer – zustande kommt, die maßgeblich von einzelnen Akteuren wie Stadtwerken oder anderen Versorgern durchgeführt und umgesetzt wird.

Das muss nicht schlecht sein, doch eine Gruppe bleibt hier häufig außen vor: die Eigentümer von Immobilien. Dabei sind sie diejenigen, die nicht nur Wärme zukünftig abnehmen in Ihren Immobilien – manchmal werden sie auch die Produzenten sein. Deshalb ist es wichtig, dass die Eigentümer oder deren Verwalter sich jetzt selbst „sprachfähig“ machen und eine Beteiligung an diesen Prozessen auch einfordern.

Das geht am besten mit konkreten Vorschlägen. Es ist also gut, zu wissen, „was geht“ – und da hilft dann doch ein Blick auf die Karte. Denn: „Kommunale Wärmeplanung heißt auch: energetische Quartierskonzepte umsetzen!“ so fasst es Olaf Lies, niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung auf einer Verbandstagung am 6. September zusammen. Wie so oft gilt: „entscheidend is auf‘m Platz“ und das ist hier wie so oft das Quartier. Dort wird Wärme künftig erzeugt, verteilt und verbraucht; dort sind die End-Verbraucher in ihrem sozio-demografischen Gefüge zu Hause und dort stehen die Immobilien, in die Wärme geliefert werden muss – mal näher nebeneinander und mal weiter weg. Dort gibt es auch die möglichen Partner für die Umsetzung und vielleicht Nachverdichtungsflächen für den Bau eines Blockheizkaftwerks.

Ad-Hoc-Quartiersanalyse: Sprachfähig bleiben – mit Blick auf Investitionen in Bestand und Neubau wie auch in die Energieversorgung

Mit modernen Analysetools wie „ISA“ von InWIS lassen sich erste Analysen erarbeiten: Was für Anschlussmöglichkeiten gibt es überhaupt? Wie werden die umliegenden Bestände eigentlich derzeit beheizt? Hat schon jemand regenerative Energien im Einsatz oder gibt es noch große Bestände im Umfeld, die zum Beispiel noch mit Öl beheizt werden und wo infolgedessen ein großer Umsetzungsdruck besteht?

Interessant werden diese Informationen im Zusammenhang mit dem eigenen Bestand (Was haben wir für eine Heizung im Keller?) und auch mit Informationen zur sozialen Lage im Quartier (Was können Nutzer sich eigentlich leisten und welche Präferenzen haben sie?).

Im Ergebnis könnte ein Eigentümer oder Verwalter den Kontakt zu den Nachbarn suchen – entweder denen, die offenbar schon regenerativ heizen oder jenen, die das auch noch vor sich haben – und dann den Nutzern der Gebäude ein gemeinsames Wärmeangebot machen. So können dann auch komplexere Projekte, wie der Aufbau eines (kalten) Nahwärmenetzes beispielsweise mit einer Geothermie oder der Bau und Betrieb eines gemeinsamen Blockheizkraftwerkes mit regenerativer Technologie, geplant werden. Damit machen die Eigentümer sich und ihre Mieter nicht nur mittelfristig unabhängig, sie helfen auch der Stadt dabei, die Wärmeplanung voranzubringen.

 

Foto: Ausschnitt der Stadt Bielefeld aus dem InWIS-Tool „ISA“ – Hauptsächliche Befeuerungsarten.