Darum WordPress

15. Juni 2023


Warum sich in Abhängigkeiten begeben, wenn sie vermeidbar sind? Eine Open-Source-Anwendung wie WordPress ermöglicht genau das, ist von Anfang an SEO-freundlich, entwickelt sich permanent weiter und ist einfach zu bedienen.

Von Jan Kricheldorf

Etwa 40 Prozent aller Webseiten weltweit sind mit WordPress gemacht. Dafür gibt es einen simplen Grund. WordPress ist eine so genannte Open-Source-Software. Das bedeutet, der zu Grunde liegende Code liegt offen und gehört niemandem. Gesteuert wird die Weiterentwicklung nicht von einem Unternehmen mit Gewinnabsichten, sondern von der WordPress Foundation, einer gemeinnützigen Organisation, die vom Urvater Matt Mullenweg 2010 ins Leben gerufen wurde. Der US-Amerikaner, dessen Vorfahren aus Bielefeld kamen, hatte die Software ursprünglich geschrieben, um leichter „bloggen“ zu können. Er veröffentlichte regelmäßig Artikel mit Themen zur Webentwicklung und war an einer schnellen und leichten Verbreitung interessiert. Der Anfang von WordPress war also gar nicht die Idee, vollständige Webseiten erstellen zu können, sondern die Entwicklung eines schlichten Redaktionssystems, das sich in wenigen Minuten installieren ließ und das Ziel verfolgte, Textbeiträge ohne technische Spezialkenntnisse veröffentlichen zu können.

Gegenüber anderen Systemen hoch überlegen

Seitdem befindet sich das Content-Management-System auf dem Siegeszug und wird als zu Grunde liegendes Exoskelett für Webseiten genutzt. Denn WordPress enthält alle Elemente und Funktionen, die bei der Webgestaltung notwendig sind. Seit der ersten Version von 2004 hat sich an diesem Prinzip nicht viel geändert. WordPress ist gegenüber anderen Webseiten-Systemen in puncto Erweiterbarkeit und Technik hoch überlegen. Um zu verstehen, was das genau bedeutet, müssen wir einen Blick auf die generellen Möglichkeiten der Webseitenerstellung werfen.

Die Ansprüche sind in den letzten Jahren massiv gewachsen. War die Webseite vor zehn Jahren vor allem ein im Internet eindeutig erreichbarer Ort mit Visitenkartencharakter, sind wir heute mit hochdynamischen Systemen konfrontiert, die in Echtzeit Daten verarbeiten, einen großen Funktionsumfang aufweisen und auf jedem Endgerät im responsiven Design gut aussehen.

Berüchtigt: der sudden death des Developers

Grundsätzlich unterscheiden wir in der Welt der Webseiten zwischen so genannten hart codierten Seiten und Content-Management -Systemen wie WordPress, drupal, Typo3 und so weiter. Eine hart codierte Webseite kann als Baukasten angepasst werden oder auch komplett neu mit einer Vielzahl an Sprachen wie HTML5, PHP oder Javascript programmiert werden. Hier schon zeigt sich, dass bei individuellen Lösungen und Maßanfertigungen immer eine starke Abhängigkeit zum Programmierer aufgebaut wird. Aus der kommen Auftraggeber bei hart codierten Seiten schlecht wieder heraus, wenn sie nicht die Webseite komplett neu zu machen wollen. Denn die Komplexität, die ein Programmierer dabei aufbaut, lässt sich nur sehr aufwändig an andere Programmierer weitergeben.

Kleinunternehmen geraten so schnell in die Lage, beschränkte Einfluss- und Gestaltungsmöglichkeiten zu haben oder viel Geld dafür zu bezahlen, die Webseite in ihrem Sinne weiter zu entwickeln. Wenn es überhaupt geht. Besonders berüchtigt ist der „sudden Death“ des Developers, also der plötzliche Tod des Entwicklers und damit die plötzliche Auslöschung des Wissens über die Architektur und Funktionsweise der Webseite. Dabei muss dieser nicht einmal wirklich gestorben sein. Es genügt völlig, dass er sich zur Ruhe setzt oder das Land verlässt. Dann geht nichts mehr und die mühevoll aufgebaute Webseite muss aufgegeben werden.

Ähnlich ist das auch mit hart codierten Webseiten-Systemen, also Content-Management-Systemen, die nicht weit verbreitet sind oder bei denen befürchtet werden muss, dass das Unternehmen, das es betreut, vom Markt überholt wird. Hier fehlen oft viele grundliegende Funktionen, die weit verbreitete Content-Management-Systeme wie WordPress von Haus aus mitbringen. Ein Blog zum Beispiel. Die Möglichkeit, schnell einen gestalteten Artikel oder eine Landingpage unter einer eindeutigen Adresse zu veröffentlichen, ist technisch gesehen immer noch sehr anspruchsvoll. Denn ein solches System bedeutet, dass verschiedene Benutzerrollen vergeben und verwaltet werden müssen. Denn der Immobilienunternehmer möchte vielleicht die Rechte seiner Mitarbeiter einschränken oder Inhalte prüfen, bevor sie veröffentlicht werden.

Durch die ständige Weiterentwicklung von WordPress ist das System auch sehr schnittstellenfreundlich. Schon an Bord: eine REST-API, mit der die Kommunikation zu anderen Anwendungen und Apps bidirektional gesteuert werden kann. Dadurch lassen sich viele Daten in einer WordPress-Webseite einbinden und verarbeiten. Umgekehrt können Adressen, Leads oder Tracking-Daten in angebundene CRMs, also direkt in die Immobilien-Software, geschrieben werden.

Gute Rankings bei Google, viele Entwickler für die Wartung

Eine WordPress-Seite kann durch ihre typische Seitenstruktur von Suchmaschinen von Google gut interpretiert werden, was Rankings von Keywords grundsätzlich begünstigt. Das geht bei hart codierten Seiten auch, doch oft sorgen architektonische Probleme dafür, dass die Webseiten im direkten Vergleich nicht so gut in den Index von Google finden wie WordPress-Webseiten. Wer eine WordPress-Seite hat, kann auf eine große Auswahl von Entwicklern zurückgreifen, um Anpassungen oder Wartungen durchzuführen, was wiederum die Unabhängigkeit des Kleinunternehmers fördert.

 

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