Das neue Bauen mit Holz

9. März 2023


In der Immobilienbranche fragen sich viele, wie Neubau- und Klimaziele künftig gleichzeitig umgesetzt werden sollen. Für viele ist das ein Widerspruch. Dabei gibt es längst ein erprobtes Verfahren, um klimafreundlich und effizient zu bauen: den Holzbau. Folgendes sind die Vorteile und Hürden beim Bauen mit Holz.

Von Lorenz Nagel

Die Bau- und Immobilienbranche ist einer der größten CO2-Emmitenten in Deutschland. Ein Drittel der CO2-Emmissionen kommen aus dem Gebäudesektor, zudem sind fast zwei Drittel des europäischen Abfalls Bauschutt. Es braucht also dringend eine echte Bauwende. Holzbau kann hier viele Probleme lösen.

Holz ist CO2-Speicher

Über den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie betrachtet, ist Holz ein echter CO2-Vermeider. Unsere Wälder sind der größte CO2-Speicher und auch nach dem Fällen eines Baumes bleibt das CO2 im Holz gebunden. Statt im Bau CO2 zu emittieren, wird CO2 im Haus gespeichert.

Holz ist kreislauffähig

Bei einer Veränderung der Nutzung kann man ein Holzgebäude mit einfachen Mitteln und unter Vermeidung von Abfällen um- und zurückbauen. Gleichzeitig können die konstruktiven Bauteile ohne Qualitätsverlust an anderer Stelle wiederverwendet werden. Der Grund hierfür liegt vor allem in der einfachen Verarbeitbarkeit des Holzes und den hohen Vorfertigungsgrad im Holzbau. Durch die Wiederverwendung des Holzes in einer hohen Qualität ist es möglich, den Werkstoff ohne großen Abfall sehr lange im Lebenszyklus zu halten.

Holz ist regional verfügbar

Deutschland hat gewaltige eigene Holzreserven. Statt den Holzeinschlag für den Bau zu verwenden, wird hierzulande das meiste Holz verfeuert. Damit geht ein großes Potential für den regionalen Holzbau verloren. Die Corona-krise und der Krieg in der Ukraine haben gezeigt, dass Deutschlands Bauwirtschaft abhängig von internationalen Lieferketten ist. Diese kann man mit dem Holzbau effektiv verringern.

Holzbau ist seriell möglich

Gerade der Holzmodulbau glänzt durch den hohen Vorfertigungsgrad. So kann nicht nur die Bauzeit stark verkürzt werden. Auch die Lärmemissionen werden im Vergleich zum Stahlbetonbau erheblich verringert. Gerade in den Metropolen ist dies ein wichtiges Argument für den Holzbau, denn nicht zuletzt wegen der enormen Lärmbelastung in der Bauphase wird der Protest gegen Nachverdichtungen und Aufstockungsprojekte immer größer. Der Holzbau kann also auch dazu beitragen, die Vorbehalte gegen notwendige Neubauprojekte abzubauen.

Wenn aber die vielen Vorteile nun auf der Hand liegen, warum wird nicht viel mehr Geschosswohnungsbau in Holz
realisiert? Das hat vor allem baurechtliche Gründe und liegt an einer dysfunktionalen Fördersystematik.

Brandschutz-Mythen hemmen den Holzbau

Neuere Studien haben inzwischen widerlegt, dass die Brandgefahr in einem Holzbau höher ist. Trotzdem werden in verschiedenen Rahmenrichtlinien, Vorschriften und dem Baurecht alte Mythen sogar noch zementiert. Holz muss zum Beispiel eingekapselt werden, wodurch die Baukosten unnötig steigen. Nach derzeitigen Planungen für die Musterholzbaurichtlinie steigen die Brandschutzanforderungen so weit an, dass sich größere Holzbauten kaum noch errichten lassen.

Förderung verkennt Potentiale von Holz für den Klimaschutz

Die im Wesentlichen auf dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) aufsetzende Fördersystematik betrachtet nahezu ausschließlich den Betrieb eines Gebäudes. Da ein Großteil der Emissionen und des Abfalls aber bei Errichtung beziehungsweise Abriss entstehen, ist es für echten Klimaschutz nicht sinnvoll, immer nur auf den Betrieb abzustellen.

Bei einer Lebenszyklusbetrachtung in der Förderung würden Holzbauten wirtschaftlicher werden, und es wäre ein großer Schritt in Richtung einer echten Bauwende getan. Daher setzt sich die Koalition für Holzbau dafür ein, das GEG durch ein Gebäude-LebensZyklus-Gesetz (GLZG) zu ersetzen.

Als Projektentwickler habe ich bereits viele Holzbauprojekte realisiert. Beim Woodie haben wir beispielsweise in unmittelbarer Nachbarschaft der Internationalen Bauausstellung Hamburg 371 Studenten-Apartments in Holzmodulbauweise realisiert. Es entstand ein lebendiges und junges Quartier, welches den boomenden Stadtteil Wilhelmsburg bereichert. Bei seiner Fertigstellung war das Projekt das größte Holzmodulhaus der Welt. Im Berliner Regierungsviertel haben wir mit dem Luisenblock West ein großes Büroprojekt für den Deutschen Bundestag realisiert. In nur 20 Monaten Planungs- und Bauzeit entstanden 400 Büros, ebenfalls in Modulbauweise. In der Praxis zeigt der Holzbau schon heute sein großes Potential, nämlich schnell und klimafreundlich Immobilienprojekte aller Art zu realisieren. Im Gegensatz zu vielen anderen Ideen, klimafreundlicher zu bauen, hat der Holzbau schon alle Praxistests bestanden.
Die Rückmeldungen der Nutzerinnen und Nutzer sind durchweg positiv. Es steckt also gewaltiges Potential für eine echte Bauwende in Deutschland im Holzbau!

Foto: © Jan Bitter, Kaufmann Holzmodulbau