Entscheidend für Immobilienwerte

20. September 2023


In der heutigen Zeit ist das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Umweltschutz in der Gesellschaft stark gestiegen. Unternehmen müssen sich verstärkt auf ihre ökologischen, sozialen und Governance-Praktiken (ESG) konzentrieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Auch im Immobiliensektor gewinnen ESG-Kriterien immer mehr an Bedeutung. Doch welche Auswirkungen haben diese Kriterien auf die Immobilienwerte?

Von Stefan Klingsöhr

„Lage, Lage, Lage“ hieß es früher, wenn es um die Wertsteigerung einer Immobilie ging. Diese Formel ist nicht mehr aktuell. Die ESG-Tauglichkeit eines Gebäudes trägt schon heute entscheidend zur Wertbildung bei und wird es in Zukunft immer mehr.

Studien belegen die zunehmende Bedeutung

Investoren und Immobilienunternehmen setzen daher bei der Bewertung von Immobilien stärker auf diese Kriterien. Eine Studie des französischen Start-ups „Deepki“ hat gezeigt, dass Immobilien, die ESG-Standards berücksichtigen, ihren Wert um 16 bis 25 Prozent steigern können.

Dabei geht es unter anderem um den Energieverbrauch, die CO₂-Emissionen, die Ressourcennutzung oder Arbeitsbedingungen. ESG-Kriterien werden immer wichtiger, da Investoren und Immobilienunternehmen zunehmend auf Nachhaltigkeit setzen und Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel minimieren wollen.

Einer Studie von Union Investment zufolge haben sich diese Kriterien mittlerweile als Standard bei der Auswahl von Immobilieninvestments etabliert. 77 Prozent der befragten institutionellen Investoren gaben an, dass sie bei ihren Investitionsentscheidungen eine wichtige Rolle spielen. 81 Prozent der Investoren erwarten sogar langfristig eine Über-Performance von ESG-konformen Immobilien im Vergleich zu konventionellen Gebäuden.

Auch ein Bericht des „Global Real Estate Sustainability Benchmark“ (GRESB) untermauert, dass Nachhaltigkeitsstandards bei der Bewertung von Immobilien immer wichtiger werden. Der Bericht basiert auf einer Befragung von mehr als 1.200 Immobilienunternehmen und Fondsmanagern weltweit. Demnach haben sich die ESG-Ratings der befragten Unternehmen im Jahr 2020 im Durchschnitt um 3,8 Prozentpunkte verbessert. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen hat ein ESG-Rating von mindestens 75 Prozent erreicht.

Wichtig für Kunden und Mitarbeiter

Aber nicht nur die Wertsteigerung von Immobilien ist ein Argument für ökologische, soziale und betriebswirtschaftliche Kriterien. Auch Dienstleister und produzierende Betriebe haben ein Interesse daran, sich in umweltfreundlichen Gebäuden anzusiedeln. Als Teil einer Wertschöpfungskette werden sie nach ESG-Kriterien bewertet. Unternehmen spiegeln ESG-konforme Firmensitze in ihren Geschäftsberichten wider, was für ihre Kunden ein wichtiges Argument für eine Geschäftsbeziehung ist. Neben geringeren Energiekosten ist es außerdem ein Zeichen von Glaubwürdigkeit und Integrität, Geschäftsräume zu nutzen, die den Umweltstandards entsprechen. Arbeitsplätze in einem nachhaltigen Umfeld anzubieten, steigert daher die Attraktivität eines Unternehmens erheblich.

ESG-konforme Gebäude können die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeiter fördern. Sie lassen beispielsweise ausreichend Tageslicht und frische Luft ins Innere oder verfügen über eine ergonomische Ausstattung. Studien zeigen, dass sich eine angenehme Arbeitsumgebung positiv auf die Arbeitsleistung auswirkt und zu einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung führen kann.

Darüber hinaus sind moderne ESG-konforme Gebäude oft mit smarter Technik ausgestattet, die eine effiziente und flexible Arbeitsweise ermöglicht. Beispielsweise können intelligente Beleuchtungssysteme oder Klimaanlagen eingesetzt werden, um Energie zu sparen und den Komfort der Mitarbeiter zu erhöhen.

Immer mehr Gebäude ESG-zertifiziert

Gemäß einem Bericht des Gewerbeimmobilien-Dienstleisters CBRE ist etwa jedes fünfte Bürogebäude in Europa als Green Building zertifiziert. Auch unsere Büroprojekte HOHE NEUN und das SHED in Berlin-Neukölln haben ein LEED-Gold-Zertifikat erhalten. Dieses Zertifikat bestätigt von unabhängiger Stelle, dass die Immobilien den hohen ESG-Anforderungen entsprechen. In den Gesprächen mit zukünftigen Mietern erleben wir, welche Bedeutung ein modernes und nachhaltiges Gebäudekonzept heute bereits besitzt.

Um ein Bauprojekt klimafreundlich zu gestalten, ist es wichtig, bereits bei der Auswahl der Baustoffe auf einen geringen ökologischen Fußabdruck und eine schonende Ressourcennutzung zu achten. Käufer von langfristigen Anlagegütern legen großen Wert darauf, dass potenzielle Objekte in Bezug auf Umwelt, Soziales und Unternehmensführung gut auf die Zukunft vorbereitet sind.

 

Fotos: © KLINGSÖHR Unternehmensgruppe