Meine Meinung zum Bestellerprinzip bei Kaufimmobilien

1. Februar 2019


Liebe Leserinnen und Leser, in unserer Rubrik „Meine Meinung…“ finden Sie Leserbriefe, Mails und Statements zu jenen Themen, die unsere Branche besonders beschäftigen. Momentan wird das sogenannte Bestellerprinzip für Kaufimmobilien kontrovers diskutiert. Vier Makler aus unterschiedlichen Regionen Deutschlands haben uns verraten, wie sie zum sogenannten Bestellerprinzip für Kaufimmobilien stehen.

Mischen Sie sich ein! Beteiligen Sie sich an der Diskussion. Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften:
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Oliver Kamenisch, Sparkassen-Immobilien-Gesellschaft mbH, Freiburg

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Ich bin der Meinung, dass das Bestellerprinzip absolut nichts bringt. Dies ist letztlich nur linke Tasche – rechte Tasche. Das hat auch bei der Einführung für Mietimmobilien schon nicht zum gewünschten Ergebnis geführt. Der Vermieter hat den Eigenanteil der Provisionsrechnung nach Abzug der Steuer einfach auf die Miete umgelegt und auf 2-3 Jahre verteilt. Der Mieter sagt sich nun: „Die Miete ist zwar hoch, dafür keine Provision, die Wohnung nehm ich!“
Sollte das Bestellerprinzip auch bei Kaufimmobilien eingeführt werden, wird sich nix ändern. Der Käufer hat auch weiterhin sein maximales Budget. Nun ohne Provision. Der Makler holt sich die Provision dann eben vom Verkäufer und wird in den nun höheren Verkaufspreis eingepreist. Für den Käufer ändert sich nicht viel. Im Gegenteil: die Kaufnebenkosten, wie Grunderwerbsteuer, erhöhen sich.

 

Patrick Eckes, Eschenauer&Partner Immobilien, Region Mainz/Wiesbaden

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Grundgedanke der neuen Regelung ist die Senkung der Kaufnebenkosten, abgezielt auf eine höhere Eigentumsquote. Man stützt sich maßgeblich auf einen Kurzbericht des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln. Dieser Kurzbericht ist schlichtweg fehlerhaft und verzerrend! Größter Fehler ist hierbei die Datengrundlage. Es wurden zur Auswertung lediglich und vor allem ausschließlich Daten des Immobilienscouts24 herangezogen. Im Bericht heißt es „dass im Durchschnitt 59% aller bundesweit vorliegenden Immobilienangebote von Maklern stammen und somit provisioniert sind“. Der Immobilienscout ist aber nicht der Immobilienmarkt! Tatsächlich werden nur max. 50% aller zum Verkauf stehenden Immobilien überhaupt im Immobilienscout angeboten und gehandelt. Die tatsächliche Anzahl der Maklerangebote am Immobilienmarkt liegt also im Gesamten gerade einmal bei rd. 29%. Hier enthalten sind allerdings auch provisionsfreie Angebote für den Käufer, was die Quote weiter senkt.

 

Ursula Kratt, Ursula Kratt Immobilien, Trossingen
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Wenn ausschließlich der Verkäufer die Maklerprovision zahlt, dann entsteht für den Käufer ein deutlicher Nachteil. Denn wir Makler dürften dann nur noch die Interessen des Verkäufers vertreten und nicht, wie der Käufer von uns erwartet, auch seine Interessen. Wenn diese Regelung kommen sollte, werden die Verkäufer die Maklerprovision – soweit der Markt das hergibt – sicherlich in den Kaufpreis einpreisen. Gewinner wären in dieser Situation ausschließlich die Bundesländer. Denn durch die eingepreiste Maklerprovision würden höhere Kaufpreise entstehen und damit würden auch die Einnahmen mit der Grunderwerbssteuer steigen steigen. Die betragen je nach Bundesland zwischen 3,5 und 6,5 Prozent.

 

Claus Falkenberg, Riker Wohnbau + Immobilien, Schorndorf

Falkenberg kleinWir arbeiten seit 36 Jahren mit der geteilten Provision für Käufer und Verkäufer, was sehr gut funktioniert. Als das Bestellerprinzip für Mietimmobilien vor ein paar Jahren eingeführt wurde, hat das zu einem totalen Zusammenbruch des Mietpreises geführt. Wir mussten beide Mitarbeiter, die für die Vermietung zuständig waren, entlassen. Ähnliches befürchten wir, sollte das Bestellerprinzip auch für Kaufimmobilien eingeführt werden. Deshalb können wir nur dringend davor warnen, hier eine katastrophale Auswirkung in Kauf zu nehmen, ohne dass es für irgendwen einen Vorteil hat.