Mietsteigerungen bleiben hinter der Inflationsrate zurück

3. November 2022


Die Mieten sind bundesweit auf moderatem Niveau gestiegen. Dabei sind sie seit über einem Jahr und vor allem seit März 2022 weit hinter der steigenden Inflationsrate zurückgeblieben, die von Q1/2021 bis Q1/2022 bei etwa 5,8 Prozent lag. Das ist ein zentrales Ergebnis aus dem neuen IVD-Wohn-Preisspiegel 2022/2023 auf Basis von Daten aus rund 450 Städten aus dem ersten Halbjahr 2022.

In den vergangenen fünf Jahren bewegten sich die Mietpreise mit einem Wachstum von durchschnittlich 3,1 Prozent immer leicht über dem Rahmen des Verbraucherpreisindex von plus 0,5 bis maximal zwei Prozent. Nun rangieren sie darunter. Mieten für Neubauwohnungen sind 2021/22 um durchschnittlich 3,4 Prozent gestiegen — und zwar sowohl bei mittlerem als auch gutem Wohnwert. In den begehrten Top-7-Städten gab es ein Plus von rund zwei Prozent in beiden Wohnwertsegmenten.

Mieten-Entwicklung unterhalb der allgemeinen Teuerungsrate

„Die Mieten sind längst nicht mehr der Preistreiber bei der Inflation. Seit mehreren Jahren entwickeln sich Wohnkosten unterproportional zur allgemeinen Teuerung. Fast alle anderen
Dinge, die im statistischen Warenkorb liegen, steigen mittlerweile stärker im Preis. Für den Vermieter heißt das: Er hat zwar noch einen gewissen Inflationsschutz, aber inflationsbereinigt erhält ein Vermieter heute weniger als vor einem Jahr,“ sagt IVD-Präsident Jürgen Michael Schick.

Steigende Nachfrage

Weiteres Ergebnis der IVD-Wohn-Preisspiegels: Die Nachfrage nach Mietwohnungen in den Speckgürteln der Metropolen wächst. „Die Umlandgemeinden ziehen preislich an, ohne dass in den Metropolen ein Preisrückgang zu beobachten wäre. Dies führen wir auf die erneut belebten Wanderungsbewegungen in Deutschland zurück: Studierende, die während der Pandemie im Elternhaus wohnen geblieben sind, kommen in die Universitätsstädte zurück, auch innereuropäische Wanderbewegungen sorgen für die Preisanstiege in den Metropolen. Viele Arbeitnehmer hingegen streben ins Umland, da sie seit der Corona-Pandemie nicht mehr zwingend arbeitsortnah wohnen beziehungsweise zeit- und kosten-intensiv in die City Zentren pendeln müssen. Durch die verstärkte Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, ist die Attraktivität des Umlands für viele Menschen gestiegen“, so Schick. Die Mietpreise in Klein- und Mittelstädten stiegen im Durchschnitt auf niedrigerem Niveau um rund vier Prozent, der Mietpreisanstieg in den Großstädten und Metropolen lag noch etwas darunter,
wenngleich von einem höheren Mietniveau kommend.

Mäßiger Anstieg beim Neubau

Mieten in den Metropolen kosten inzwischen rund 12 Euro pro Quadratmeter bei mittlerem Wohnwert und rund 14 Euro bei gutem Wohnwert. Bei den Neubaumieten fällt insbesondere der sehr mäßige Anstieg in den Metropolen auf. Frankfurt als bislang günstigste Metropole bei den Neubaumieten hat die höchsten Preissteigerungen von 4,2 Prozent (mittlerer Wohnwert) und 3,6 Prozent (guter Wohnwert) zu verzeichnen, gefolgt von München mit 3,7 und 2,4 Prozent. Auch Berlin (2,0 und 3,3 Prozent) und Köln (2,1 und 1,2 Prozent) haben leicht zugelegt. In den restlichen Metropolen stagnieren die Neubaumieten eher. Die Klein- und Mittelstädte legen mit 3,9 bis 4,2 Prozent im Bestand sowie 3,6 bis 4,0 Prozent im Neubau am stärksten zu. In den Kleinstädten kostet der durchschnittliche Quadratmeter Neubaumiete über 8,50 Euro, in den Mittelstädten zwischen 9,50 (mittlerer Wohnwert) und 10,50 (guter Wohnwert) Euro.

Mieten statt kaufen

„Angesichts der steigenden Zinsen und Baukosten mehren sich die Fälle, bei denen der ursprüngliche Plan, eine Immobilie zur Selbstnutzung zu erwerben, zunächst auf Eis gelegt wird und die ehemaligen Kaufinteressenten stattdessen eine passende Wohnung zur Miete suchen. Derartige Ausweichtendenzen dürften die zwischenzeitlich abgeflachten Mietsteigerungskurven nun wieder steiler werden lassen“, prognostiziert Schick.

 

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