Mit Herz und Netzwerk zum Ziel

5. Oktober 2023


Von Stephen Paul

Maren Schaefer führt in zweiter Generation das Blücher Immobilien-Kontor in Stuhr bei Bremen. Schaefer hat ihre Schwerpunkte im Verkauf von Wohnimmobilien sowie der Vermietung von Häusern, Wohnungen und gewerblichen Objekten. Beim Deutschen Immobilienpreis errang sie kürzlich in der Kategorie „Local Hero“ den zweiten Platz. Tatsächlich ist sie vor Ort verwurzelt, wirkte zunächst zehn Jahre im väterlichen Maklerbüro mit. Nach einer Zeit in Riad und Dubai, arbeitete Schaefer bei der IVD-Maklerin Ulrike Grund am Bodensee. Auf Wunsch ihres Vaters kehrte sie nach Stuhr zurück und übernahm im Jahr 2015 das familiäre Immobilien-Kontor. „Das ist genau mein Ding“, sagt Schaefer überzeugt. „Bis heute kann ich mir keinen schöneren Beruf vorstellen. Jeder Tag ist anders, auf jeden Interessenten muss ich mich neu einstellen. Ich liebe Immobilien und merke sofort, wenn der richtige Käufer vor mir steht.“

„Local Hero“ mit großem Herz

Nicht nur beruflich, auch privat hilft sie gerne anderen Menschen. Im vergangenen Jahr beschaffte Schaefer durch ihr Vermieternetzwerk fünf Wohnungen für ukrainische Flüchtlinge, bat um Sachspenden und Helfer. Ihre Handwerker renovierten kostenlos die Wohnungen. Für die Ukrainer besorgte sie auch Arbeitsplätze und stattete die Kinder mit Schulranzen aus. Leidenschaftlich kümmert sich Schaefer auch um das autistische Mädchen Franziska und half einen Assistenzhund zu finden. Für die weitere Assistenzhund-Ausbildung sammelt sie derzeit 3.000 Euro Spenden und hofft auch auf die Hilfsbereitschaft der AIZ-Leser.

Professionell, persönlich und vernetzt

Würde Schaefer einem jungen Menschen raten, einen Immobilienberuf zu ergreifen? „Ja, unbedingt“, sagt sie ohne Umschweife. „Aber nur mit vernünftiger Ausbildung und gutem Businessplan. Am besten eine Region aussuchen, wo noch kein Platzhirsch den Markt beherrscht und die ersten Jahre viel Geld investieren, um bekannt zu werden. Das kann gut fünf bis sechs Jahre dauern.“ Die Zukunft gehöre den kleinen Maklerbüros, da sich die Kunden den einen Ansprechpartner wünschen.

Empfehlen kann sie auch die Mitgliedschaft im IVD, die für sie das Qualitätssiegel schlechthin bedeutet. „Ich schätze vor allem das Fortbildungsangebot und das Siegel, die Stammtische in Leer und Oldenburg und die Immobilientage.“ Der Verband solle so weitermachen und den Politikern auf die Füße treten.

Für die Zukunft erwartet Schaefer, dass unqualifizierte Makler vom Markt verschwinden. „Wenn ich sehe, was die Banken fordern, können das nur gut ausgebildete Makler stemmen. Ein 08/15-Makler schafft das nicht.“ Wer kein Netzwerk hat, stehe sowieso auf verlorenem Posten. „Ich habe Finanzierer, Architekten, Energieberater, Kollegen in Maklergruppen, ein weltweites privates Netzwerk und einen riesigen Kundenstamm. Mit vielen Maklern bearbeite ich zurzeit auch Gemeinschaftsgeschäfte.“

Banken sollten umdenken

Wie beurteilt Schaefer die derzeitige Marktsituation? Da die Banken kaum noch finanzierten, sei es für Normalverdiener so gut wie unmöglich Eigentum zu erwerben. Schaefer macht eine Rechnung auf: „Bei einer Familie mit zwei Kindern werden 3.500 Euro netto Lebenshaltungskosten berechnet. Das bedeutet, um eine Hypothek zu bezahlen, müssen sie 5.000 Euro netto im Monat verdienen. Das haben vielleicht zehn Prozent der arbeitenden Bevölkerung. Da muss bei den Banken schnellstens ein Umdenken erfolgen.“ Häuser um die 500.000 Euro würden derzeit gut gehen, dagegen seien ältere Häuser um die 200.000 Euro mit großem Sanierungsbedarf regelrechte Ladenhüter. „Mietwohnungen sind gesucht wie nie“, doch es gibt leider fast nichts im bezahlbaren Segment. „Auf jede Anzeige kommen innerhalb weniger Stunden 200 Anfragen und mehr.“

Ans Aufhören denkt sie nicht

Das größte Geschenk für sie sei, jedes Mal die glücklichen neuen Eigentümer oder Mieter nach der Übergabe zu sehen. „Ich werde Ende des Jahres 63, fühle mich aber wie 29. Ans Aufhören denke ich überhaupt nicht. Ich stehe morgens auf und freue mich auf den Tag.“

 

Bildnachweis: Maren Schaefer