Paris ready?

21. November 2023


Die Revitalisierung von Bestandsgebäuden erlebt derzeit eine Renaissance. Die Ursachen sind vielfältig: Bau- und Finanzierungskosten sind gestiegen, Investoren halten sich im Neubau-Bereich aufgrund des aktuell unsicheren Marktumfeldes zurück. Zusätzlich fehlt es an Fachkräften. Hinzu kommen Regulatorien wie die EU-Taxonomie und die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Kleinst- bis mittelgroßen Unternehmen (CSRD), der Wandel von „normalen“ Fonds in ökologische und soziale Artikel-8-Fonds sowie steigende Energiekosten und staatliche Förderprogramme. Das Umdenken im Bestand ist in vollem Gange. Ohne die Berücksichtigung von ESG-Standards wird es in Zukunft keine Transaktionen mehr geben.

Von Stephan Winn

60 Prozent der 1,9 Millionen gewerblich genutzten Objekte in Deutschland wurden vor 1977 gebaut — noch vor dem Inkrafttreten der ersten Wärmeschutzverordnung und weisen entsprechend energetische Mängel auf. Die CO2-Emissionen dieser Gebäude können durch individuelle Maßnahmen schnell und effektiv reduziert werden. Signifikante Verbesserungen der CO2-Bilanz sind dabei primär durch die Anpassung der Anlagentechnik erzielbar. Lokale Rückgewinnung, die Energieerzeugung und die Energiereduktion stehen dabei im Fokus. Hier können schon kleine Maßnahmen wie die Installation von LED-Leuchten und Bewegungsmeldern sowie Schulungen von Mitarbeitern zur energie-effizienten Nutzung viel bewirken.

Steigende Nachfrage nach klimafreundlichen Gebäuden

Das ESG-konforme Refurbishment von gewerblich genutzten Gebäuden erlebt besonders seit 2022 eine stark erhöhte Nachfrage — Assetmanager kümmern sich verstärkt um ihr Portfolio, um Wertsteigerungen zu erzielen und die Erwartungen ihrer Anleger zu erfüllen. Unternehmen müssen den EU-Regularien
entsprechen und ihre Energiekosten senken. Und auch Arbeitnehmer legen zunehmend Wert auf ein nachhaltiges Umfeld. Moderne Büroflächen müssen damit zukünftig nicht nur mit nachhaltigen Materialen und Produkten ausgestattet sein, sondern auch funktionalen Bedürfnissen ihrer Nutzer entsprechen. Gleichzeitig gilt es nachhaltige Aufenthalts- und architektonische Qualität sicherzustellen.

Welcher Dekarbonisierungspfad passt zur Immobilie?

Um den Bestand klimafreundlicher zu gestalten, wird ein Gebäude zunächst analysiert. Anschließend werden mögliche Dekarbonisierungspfade aufgezeigt, deren Umsetzung beispielsweise zum 1,5-Grad-Haus oder der Energieeffizienzklasse A führen können. Dabei arbeiten wir mit vier verschiedenen
Varianten: High Performance, Best Value, Minimal Invest und Cost Saving. Bei der Beratung betrachten wir die Wirtschaftlichkeit der Projekte unter Bezugnahme von Investitionskosten, staatlichem Förderpotential, der Höhe der einzusparenden Energiekosten und der Amortisationsdauer. Gerade Investoren fokussieren sich aktuell auf die harten Fakten und größten Entwicklungsfelder — und die liegen in der Energieeffizienz. Diverse Studien bestätigen: Energieeffiziente Gebäude, die aktuellen Standards entsprechen, erzielen bis zu 16 Prozent höhere Erlöse im Vergleich zu Worst Performance Buildings.

Foto: ©rclassenlayouts/depositphotos