Pragmatisch durch die Krise

27. Juli 2020


Mitten im Wandel — so lautete treffender Weise der Titel des Deutschen Immobilientags (DIT) 2020. Das größte Bootcamp der Branche fand dieses Jahr rein digital statt. So schwierig die Umstände der Veranstaltung auch waren, umso wichtiger war sie dieses Jahr. Die Immobilienprofis, Top-Referenten, Partner und Sponsoren hatten eine Antwort auf die derzeit schwierige Situation parat: die Branche arbeitet zusammen, hält zusammen und will zusammen gestärkt aus der Krise kommen.

Von Jürgen Michael Schick, IVD-Präsident

Der „DIT digital“ war das größte Online-Event in der deutschen Immobilienbranche überhaupt: 2.871 Immobilienprofis hatten sich im Vorfeld für den Deutschen Immobilientag 2020 angemeldet. Insgesamt hatte der Online-Kongress am Ende sogar mehr als 3.000 Besucher an den zwei Tagen. Im Durchschnitt blieb jeder Teilnehmer eineinhalb Stunden ununterbrochen online. Das schafft nur selten einmal ein „Tatort“ sonntags in der ARD. — Eine überwältigende Resonanz.

Unser erfolgreicher Kongress zeigt auch: Die Bedeutung von Veranstaltungen — wie des DITs — und der Berufs- und Interessenverbände — wie des Immobilienverbands Deutschland IVD — nimmt in Krisenzeiten und Zeiten von Umbrüchen zu. Sie sind wichtiger denn je. Die Corona-Krise hat unsere Art zu arbeiten, zu leben und zu wirtschaften fundamental verändert. Und neue gesetzliche Regelungen — wie die der Maklerkosten beispielsweise — stellt unsere Berufsgruppen vor neue Herausforderungen. Das sind alles Hürden, die gemeinschaftlich viel besser zu überspringen sind, als alleine.

Wie gut, dass wir in einer solchen Zeit einander haben. Wir haben in der Zeit des Lockdowns Kontakt gehalten, Erfahrungen geteilt und Ratschläge gegeben. Unsere virtuellen Stammtische und Online-Hotlines waren bestens besucht. Unser gutes Netzwerk hat so manchem Immobilienunternehmer geholfen, besser als andere durch die Krise zu kommen. So ist es sicher auch kein Zufall, dass die Immobilienwirtschaft unbeschadeter und solider aus dieser Krise hervorgeht als andere Branchen.

Staatssekretärin Anne Katrin Bohle hatte ihre Video-Grußbotschaft auf dem DIT dazu genutzt, der Immobilienwirtschaft für die Unterstützung in den vergangenen Wochen zu danken. Sie lobte die gemeinschaftliche Anstrengung aller Beteiligten in der Immobilienwirtschaft, die wichtige Sozialleistung des Wohnens aufrecht und am Leben zu halten. Bohle lobte vor allem auch die Kreativität, die Immobilienunternehmen bewiesen haben, um die wichtigen persönliche Kontakte zu ihren Kunden und Mietern trotz der Corona-bedingten Einschränkungen zu erhalten. Dies sei in den Zeiten, in denen Digitales zwar helfen, aber persönliche Kontakte nicht ersetzen kann, besonders herausfordernd gewesen.

Sie hat recht und ich bin dankbar für diese Worte. Und sie machen Mut. Denn gerade jene eigene Kreativität und Zusammenarbeit mit der Immobilienbranche lässt die Politik manchmal vermissen.

Ich erinnere an den Wohngipfel im Herbst 2018. Er sollte eigentlich der Startschuss für eine Wohnungsbauoffensive mit 1,5 Millionen neuen Wohnungen sein. Das Thema Wohnungsbau wurde dann in eine Baulandkommission verlegt, die zwar konstruktiv arbeitete und effiziente Ergebnisse zustande brachte. Diese mündeten aber in einem Baulandmobilisierungsgesetzentwurf, in dem der Bau-Turbo vergeblich gesucht wird. Noch schlimmer: der Gesetzentwurf ist schon wieder mit neuen Regulierungen gespickt.

Unter anderem ist geplant, dass Umwandlungen von Miet- in Eigentumswohnungen in angespannten Wohnungsmärkten unter einen Genehmigungsvorbehalt gestellt werden sollen, was in der Praxis einem Umwandlungsverbot gleichkäme.

Das wäre eine Maßnahme, die das Angebot bezahlbaren Wohneigentums wesentlich verringern und die Eigentumsbildung für die Mitte der Gesellschaft noch weiter erschweren würde. Es konterkariert jedes Bemühen, mehr Menschen in Deutschland in die eigenen vier Wände zu bringen. Es ist eine schlechte Idee, die mehr Nachteile als Vorteile bringt.

Immerhin, es gibt gewaltigen Gegenwind bei diesem Vorhaben unter anderem aus der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Ist das de facto Umwandungsverbot noch aufzuhalten?

Argumente richtig abwägen, sich austauschen und gemeinsam unkompliziert Lösungen finden — das zeichnet die Immobilienbranche in diesen schwierigen Monaten aus. Auch die Politik zeigt in diesen Tagen, dass sie pragmatisch handeln kann. So wäre es wünschenswert, dass sie das Umwandlungsverbot noch verhindert.

 

Foto: © jorgenmac/Depositphotos.com