Auch die Immobilienverwalter kommen an der Digitalisierung nicht vorbei. Warum auch? Nur mutig
voran. Online-Plattformen schaffen für Eigentümer wie für Hausverwalter Übersichtlichkeit, wo bislang das Suchen in dicken Ordnern wirtschaftliche Prozesse verlangsamt oder ganz verhindert.
Von Patrick Lari
Da wird sie dem Immobilieneigentümer wieder in den Briefkasten gesteckt: Die monatliche schriftliche Abrechnung der Hausverwaltung. Sie wird überflogen, gut abgeheftet und das war es dann auch. Einmal im Vierteljahr oder noch seltener gibt es ein persönliches Treffen mit dem Hausverwalter. Da kommt auf den Tisch, was es an Problemen gibt: Das Treppengeländer wackelt und ist nicht mehr verkehrssicher, Mieter X ist die Miete schuldig geblieben, Mieter Y fragt nach einem neuen Waschbecken, zwei Wohnungen stehen leer. Guter, eingeübter Standard eben. War immer so, passt schon. Muss man sich eben mal kümmern. Nur: Warum stehen Wohnungen leer? Die sind an diesem Standort doch heiß begehrt. Liegt es vielleicht am veralteten Standard? Könnte eine Modernisierung Abhilfe schaffen und wie kann sich das wirtschaftlich für den Eigentümer rechnen?
Nun ja, da wird eben ein neuer Termin anberaumt, in der Zwischenzeit hat der Verwalter Akten zu wälzen, Zeit geht ins Land, man trifft sich wieder.
Inzwischen stehen vielleicht schon drei Wohnungen leer, Mieter Y wird langsam ungeduldig wegen des undichten Waschbeckens, Mieter Z droht mit Anzeige wegen des maroden Treppengeländers. Die Mieten entsprechen seit Jahren nicht mehr dem Markt, erfährt der Eigentümer bei der Gelegenheit so nebenbei vom Verwalter. Spielraum für teure Instandhaltungen oder gar Modernisierungen besteht damit kaum.
Gut, da müssen wir mal ran: Ein neuer Termin wird vereinbart. Inzwischen werden wieder Akten gewälzt, Abrechnungen und Schriftverkehr über Jahre verglichen.
Wenn Digitalisierung offensichtlichen Sinn macht, dann, weil sie mit einem Mausklick Übersichtlichkeit und Transparenz herstellt. Die Verwaltung von Immobilien ist ein hervorragendes Einsatzgebiet für digitale Plattformen. Denn hier werden große Mengen unterschiedlicher Daten gesammelt.: Mietverträge, Mieteinnahmen, Nebenkostenabrechnungen, Verträge mit Dienstleistern von der Müll- und Wertstoffentsorgung über Hausreinigung, Klempner, Gärtner und so weiter. Die Korrespondenz mit den Mietern, ob mündlich oder schriftlich, muss dokumentiert oder Reparaturen veranlasst werden. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen.
Der Eigentümer der Immobilie hat zwar ein Interesse daran, den Überblick über alle Prozesse zu haben, denn schließlich ist das Haus eine Wertanlage für ihn, deren Wert auch erhalten und bestenfalls gesteigert werden soll. Doch das ist bislang nur mit großem Aufwand zu bewerkstelligen.
Nun stellen Sie sich vor, Sie könnten vom Rechner aus jederzeit einfach alle diese genannten Daten abrufen. Und zwar nicht nur jeden Vorgang für sich, sondern in der Übersicht, im Vergleich. Also, wie haben sich die Mieteinnahmen über die Jahre entwickelt? Wie oft wechseln in meinem Haus die Mieter? Wann wurde das Treppenhaus das letzte Mal renoviert? Welche Kosten wurden über die Jahre verursacht, weil Reparaturen verschleppt wurden, wo doch eine gesamte Sanierung der Versorgungsstränge im Haus die wirtschaftlich weitaus bessere Alternative gewesen wäre? Oder, was sagt eigentlich der Mietspiegel für die Gegend, in der meine Immobilie liegt?
Grundlage für
unternehmerische Entscheidungen
Ausgeklügelte Software für die Immobilienverwaltung ist also kein neues Spielzeug, sondern schafft wirklichen Mehrwert. Wenn Objektdaten und Marktdaten für den Eigentümer in Echtzeit abgerufen werden können, bekommt er eine hervorragende Grundlage für seine unternehmerischen Entscheidungen. Der persönliche Kontakt zwischen Eigentümer und Verwalter bleibt der elementare Kern der Zusammenarbeit, doch er wird um den bloßen Informationsaustausch entschlackt. Die Zeit kann also sinnvoller genutzt werden, um sich über die Entwicklung der Immobilie auszutauschen und gemeinsam Wege zu finden.