Risiko ungeprüfte Energieausweise

15. August 2017


Die Digitalisierung macht viele unbequeme Pflichten einfacher und schnell. Beim Thema Energieausweis ist jedoch Vorsicht geboten. Zwar kann man einen Energieausweis mittlerweile bequem von zu Hause ausstellen lassen, vor Eingabefehlern schützt das aber nicht. Im AIZ-Interview warnt Ralf Gründling, Geschäftsführer des Anbieters Energieausweis-Vorschau.de vor unseriösen und ungeprüften Angeboten. Von Julia Ceitlina

Worauf sollten Immobilienprofis achten, wenn Sie einen Energieausweis anfertigen lassen?

Online kursieren inzwischen viele Angebote, bei denen die Werte der Kunden ungeprüft übernommen werden. Mit einem Klick kann der Energieausweis quasi erstellt werden. Ob Sie da völligen Blödsinn eintragen oder nicht, der Ausweis wird erstellt. Daraus können sich rechtliche Probleme ergeben.

Nämlich welche?

Der Gesetzgeber sieht vor, dass es eine Plausibilitätsprüfung gibt und dass der Prüfer Daten, an deren Richtigkeit er zweifelt, auf keinen Fall zur Ausstellung eines
Energieausweises verwenden darf. Zum Beispiel wenn er ungewöhnlich hohe oder niedrige Energiewerte eines Gebäudes feststellt. Stellen Sie sich eine Bestandsimmobilie vor, die in der Legende eines Energieausweises normalerweise im gelben Bereich angezeigt würde, plötzlich aber im Energiewertbereich eines Passivhaus es liegen würde. Dann gibt es Klärungsbedarf.
Was für Konsequenzen können ungeprüfte Energieausweise verursachen?

Bei den Maklern können wettbewerbsrechtliche Schwierigkeiten entstehen. Denn das Angebot mit den falschen, vielleicht vorteilhafteren Daten würde andere Angebote vielleicht benachteiligen. Hier drohen Abmahnungen. Käufer und Verkäufer können sich getäuscht fühlen und daraus Forderungen ableiten. Da stellen sich schnell Haftungsfragen.

Und wer haftet nun? Der Aussteller oder der Anbieter?

Wir hatten bei der EnEV-Registrierstelle zur dieser Problematik angefragt. Eindeutig ist das nicht. Wenn falsche Werte übermittelt wurden, dann liegt die Quelle des Fehlers erst einmal bei demjenigen, der falsche Werte eingibt. Aber auch der Aussteller ist eben in der Verantwortung zu überprüfen, dass die Eingaben nicht völlig unplausibel sind.

Wie kann man Haftungsrisiken minimieren?

Eben zum Beispiel, indem man darauf achtet, dass der Aussteller, also das Online-Portal eine Plausibilitätsprüfung durchführt. Dazu braucht es einen echten Menschen auf der anderen Seite. Ein reiner Online-Mechanismus kann Fehler nicht aufdecken. Vollständige Sicherheit gibt es nur, wenn ein Energieberater vor Ort die Werte aufnimmt oder aus Unterlagen bezieht.

 

 

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