Smarte Gebäudetechnologien revolutionieren den Wohnungsmarkt

13. März 2018


Intelligent-technisierter Wohnraum wird immer attraktiver, nachgefragter und wertvoller. Das sagt Thorsten Hebrock im AIZ-Interview. Smart Home boomt und damit steigt auch der Beratungsbedarf, weiß der Smart-Solutions-Experte von Sonepar.   

AIZ: Der Markt für Produkte rund ums Smart Home boomt. Experten schätzen, dass es in Deutschland in drei Jahren mindestens 23 Millionen Smart-Home-Geräte geben wird, die mit eigenen IP-Adressen aus dem Internet gesteuert werden. Welche Erfahrungen machen Sie gerade?

Thorsten Hebrock: Wir machen die Erfahrung, dass bei steigender Komplexität der Systeme natürlich auch der Beratungsbedarf steigt. Das intelligente Haus ist beliebt, die Nachfrage steigt, allerdings müssen smarte Lösungen auch kompetent geplant werden. Sonst zielt smarte Gebäudetechnik schnell an den Bedürfnissen, die je nach Gebäudenutzung ganz unterschiedlich sein können, vorbei.  Das kann fatale Folgen haben — von der Beeinträchtigung der Wirtschaftlichkeit von Objekten bis hin zur verfehlten Vermarktungsstrategie für Mietobjekte am Zeitgeist ganzer Mietergenerationen vorbei. Ganz schwierig wird es, wenn moderne Gebäudeautomatisierung noch gar keine Rolle bei der Planung neuen Wohn- oder Gewerberaums spielt.
Eine Studie von Company Partners CMP zeigt tatsächlich Defizite im Wohnungsbau auf. Nur wenige Neubauprojekte verfügen über eine moderne Smart-Home-Infrastruktur. Dabei dürfte Smart Home zukünftig allgegenwärtig sein, zum Beispiel auch bei der Verwaltung einer Immobilie. Welche Zukunft sagen Sie Smart Home voraus?

Smarten Gebäudetechnologien sagen wir sogar eine sehr bedeutsame Zukunft voraus. Und zwar eine, die den Wohnungsmarkt geradezu revolutionieren wird, weil sie für gänzlich neue Bewertungsmuster und Kennzahlen sorgen wird. Und zwar nicht nur in Bezug auf die Verwaltung und Effizienz von Gebäuden. Zwar wird die Gebäudewirtschaft auch bei der Planung zukunftsfähiger Verwaltungsprozesse nicht an smarten Lösungen vorbei denken können, aber das wirklich wichtige Zukunftsszenario ist vielschichtiger und greift weiter in die Gebäudewirtschaft ein. Denken Sie an die Aspekte Wertsteigerung, Werterhaltung – und daran eng gekoppelt – an die Vermietbarkeit von Objekten, vergleichbar vielleicht auch mit der Veräußerbarkeit von Kraftfahrzeugen mit oder ohne moderne Klima- oder Navigationstechnik etc. Wir sprechen also über handfeste Vermarktungspotentiale.

Die Vermietbarkeit auf einem immer härter umkämpften Immobilien-Angebotsmarkt wird insbesondere in ländlichen Regionen zunehmend von der Zukunftsfähigkeit der Objekte, ihrer Lage und der Einbindung in moderne Netzwerke bestimmt sein. Smart technisierter Wohnraum wird schlichtweg immer attraktiver, nachgefragter und damit also mittelbar auch immer wertvoller werden.

Was sollten Immobilienbesitzer und Verwaltungsgesellschaften hinsichtlich Smart Home wissen?

Vor allem, dass die Berücksichtigung von smarter Gebäudetechnik zukünftig eines der wesentlichen Parameter für die erfolgreiche Immobilienvermarktung sein wird. Verwaltungsgesellschaften sollten dabei obendrein im Auge behalten, dass Aspekte wie digitale Abrechnungen, Fernablesung von Verbrauchswerten, digitale schadensvorbeugende Wartungen oder auch digitale Hausankündigungen sich zwangsläufig zu Standards entwickeln werden, die nicht nur die eigenen Arbeitsprozesse leichter gestalten, sondern auch zum Aushängeschild für professionelles und wirtschaftliches Agieren am Verwalter-Markt werden. Wer da nicht rechtzeitig mitzieht, gerät leicht ins Hintertreffen.

Wie unterstützen Sie die Eigentümer und Verwalter?

Indem wir lösungsorientiert sowie hersteller- und systemübergreifend beraten. Wir verfügen über die gesamte Sortimentsbandbreite – aber auch über die notwendige Erfahrung und Kompetenz, zu individuellen Problemstellungen auch spezifische Lösungswege zu finden. Zudem sind wir am Markt gut vernetzt, pflegen engen Erfahrungsaustausch zu federführenden Verbänden und Organisationen, wie beispielsweise der Smart Home Initiative Deutschland e.V. und haben im Leistungsportfolio Kooperationen und Ausführungspartner mit unterschiedlichstem Technologie-Wissen. Wir bieten also insgesamt ein rundes Paket an Know-how, das wir gerne weitergeben. Übrigens nicht nur in Bezug auf Smart-Home-Sortimente und -Lösungen.

Exklusiv für die Mitglieder des IVD haben wir im Rahmen der verbandsinternen Website einen Online-Shop mit teils branchenspezifischem Sortiment eingerichtet. Dort finden IVD-Mitglieder vieles, was sie täglich brauchen. Dazu gehört beispielsweise auch ein Sortiment an Büromaterialien. Regelmäßig reinschauen lohnt sich aber in jedem Fall, denn wir bieten ab März ein monatlich wechselndes Angebot mit jeweils 50 ausgesuchten Artikeln verschiedener Themen- und Einsatzbereiche. Insgesamt haben wir das Sortiment von ursprünglich 12.000 Artikeln um nunmehr weitere 60.000 Artikel im Rahmen der Kooperation erweitert. Ab März gilt außerdem, dass exklusiv für IVD-Mitglieder keinerlei Mindestbestellwerte mehr für die kostenlose Anlieferung gelten. Wir freuen uns, im Rahmen der Kooperation mit dem IVD, den Verbandsmitgliedern diesen exklusiven Service bieten zu können.

Eine gute Sache. Zurück zur Zukunft von Smart Home. Welche Trends hinsichtlich der Mieterbindung und des Mieterservice zeichnen sich ab?

Die Möglichkeiten, Mieter langfristig zu binden, werden zunehmend auch von der Zukunftsfähigkeit von Objekten abhängen. Ob Gebäude zukunftsfähig sind – das hängt wiederum stark davon ab, wie es um die technische Infrastruktur steht. Moderner Wohnraum sollte Ansprüchen an zeitgemäße Ausstattung gerecht werden. Dabei kann es ganz konkret um sicherheitsorientierte Themen wie vernetzte Rauchwarn- und Brandmelder oder Leckage-Meldesysteme, automatisierte Zutrittskontrollen oder auch um Energieeffizienzthemen gehen. Wer Gebäude zukunftsorientiert plant, denkt jedoch auch über gesellschaftliche Aspekte, wie die sich verändernden Altersstrukturen nach. Der demografische Wandel fordert zwangsläufig veränderte Wohnraumgestaltungen. Altersgerechte Assistenzsysteme sind schon heute ein großes Thema. Hierbei geht es sowohl um Sicherheitsaspekte als auch um alters- oder beeinträchtigungsgerechten Komfort, wie beispielsweise automatisierte Beleuchtungssysteme, Rolladensteuerungen oder Eingangskontrollsysteme.

Bemerkenswert an besagter Studie ist auch, dass angesichts des geplanten Übergangs zur E-Mobilität nur ein verschwindend geringer Anteil neuer Immobilien mit Ladestationen für E-Mobile ausgestattet sind. Ein langer Weg also noch zum neuen, nachhaltigen und klimaschonenden System, oder?

Richtig. Aber auch hier gehört Sonepar zu den Vorreitern und Vordenkern in Sachen Lösungsorientierung. Die Infrastruktur, sprich die Verkabelung von Lade-Stellplätzen, ist nämlich nur eines von mehreren wichtigen Aspekten. Wir kümmern uns daher sowohl um Ladesysteme einschließlich dazugehöriger Infrastruktur in und an Gebäuden als auch um Konnektivität und geeignete Abrechnungsmodelle für die Nutzer. Beispiele unseres Leistungsportfolios in enger Zusammenarbeit mit Markt-Partnern sind: Von der Analyse von Kundenwunsch und Standort, über Konzepterarbeitung, Installation, Inbetriebnahme und Dokumentation bis hin zu Service und Wartung. Ein rundes Paket also, das wir auch hierzu bieten. (sen)