Tischlein deck Dich

27. Dezember 2021


57 Prozent der IVD-Mitgliedsunternehmer engagieren sich ehrenamtlich. Das hat jüngst eine Forsa-Umfrage ergeben. So auch die Immobilienunternehmerin Sigrid Freckmann und ihr Mitgeschäftsführer Dominik Fissahn aus Münster. Warum sie Gutes tun und wie sie Ehrenamt und Unternehmen unter einen Hut bringen, erzählen die beiden im AIZ-Interview.

Interview von Heiko Senebald

AIZ: Was macht Ihre Leidenschaft für Immobilien aus? Warum haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?

Sigrid Freckmann: Jeden Tag hat man es mit anderen Herausforderungen zu tun und mit anderen Menschen, auf die man sich einlässt und näher kennenlernt. Es ist schön zu sehen, was anderen Menschen an ihrer Wohnsituation wichtig ist. Jeder Kunde verfolgt ein anderes Ziel. Für die Kunden erfolgreich zu sein, treibt mich an.

Dominik Fissahn: Jede Immobilie erzählt eine Geschichte und weckt Visionen —und dahinter steht immer die Zusammenarbeit mit Menschen.

Würden Sie es wieder tun?

Sigrid Freckmann: Auf jeden Fall, es ist der schönste Beruf, den man sich vorstellen kann.
Dominik Fissahn: Immobilien sind nicht nur Steine — Immobilien sind eine Investition fürs Leben. Der Umgang mit Käufern und Verkäufern begeistert mich jeden Tag aufs Neue. Die Herausforderung der erfolgreichen Vermittlung motiviert mich seit jeher, das wird sich nie ändern.

Neben Ihrem Beruf engagieren Sie sich ehrenamtlich. Warum?

Sigrid Freckmann: Nach Ehrenämtern in Kindergarten, Grundschule und weiterführender Schule engagiere ich mich im Sozialbüro Münster-Roxel, dort speziell für das Projekt „Tischlein deck Dich“. Das Wohl der Kinder liegt mir am Herzen und ich finde es eine furchtbare Vorstellung, dass ein Kind mit Hunger im Bauch lernen oder spielen soll. Das funktioniert nicht. Ich setze mich dafür ein, dass jedes Kind im Ort ein warmes Mittagessen bekommen kann.

Dominik Fissahn: Weggucken kommt für mich nicht in Frage! Ehrenamtlich engagiere ich mich in unserem Verein „Enniger hilft Kindern e. V.“, weil ich weiß, dass unsere Hilfe 1:1 ankommt. Meine Familie und meine Freunde, wir allestehen hinter diesem Verein — wobei eigentlich muss es heißen „ganz Enniger“.

„Tischlein deck Dich“ lebt von Spenden?

Sigrid Freckmann: Ja. Durch die Mitarbeit von bekannten Persönlichkeiten bekommt das Projekt deutlich mehr Spenden. Die Spender können sich darauf verlassen, dass das Geld direkt ankommt. Es gibt sogar Dauerspender, die monatlich spenden. Das Projekt existiert seit zwölf Jahren, ich bin seit zwei Jahren dabei. Wir geben jedes Jahr zwischen 12.000 und 15.000 Euro für warmes Essen aus und unterstützen sehr unbürokratisch.

Sie engagieren sich ehrenamtlich auch bei den „Frauen in der Immobilienwirtschaft e.V.“?

Sigrid Freckmann: Ich bin dort seit 2014 engagiert und derzeit stellvertretende Regionalleiterin von MÜNSTERland. Unser Ziel: Frauen sind in der Immobilienbranche unterrepräsentiert. Das wollen wir ändern. Unsere Vereins- aktivitäten machen Frauen in der Immobilienbranche sichtbar. Wir stehen für die Chancengleichheit von Frauen in allen Berufssparten, insbesondere in der Immobilienbranche. In den Regionalgruppen werden monatlich Veranstaltungen durchgeführt. Die Frauen vernetzen sich und werden so in ihren Berufen stärker. Es gibt verschiedene Fördermöglichkeiten im Verein.

Herr Fissahn, aus welcher Intension heraus entstand Ihr Hilfsprojekt für Rumänien? Was wurde erreicht?

Dominik Fissahn: Es war im Jahre 1990. Meine Schwester kam aus der Schule und sagte beim Mittagsessen zu unserem Vater: „Papa, wir müssen helfen, in einem Dorf in Rumänien, es heißt Tulcea. Gerade in der Schule hat man uns erzählt, dass die Menschen dort leiden müssen.“ Über 30 Jahre ist das her — über 900 Tonnen Hilfsgüter haben wir seitdem persönlich mit bisher 15 Hilfs- transporten nach Rumänien gebracht und an die Ärmsten der Armen verteilt. Der Verein „Enniger hilft Kindern e. V.“ hilft da, wo Hilfe dringend gebraucht wird! Im In- und Ausland unterstützt er hilfsbedürftige Menschen, insbesondere Kinder. Besuchen Sie doch einmal die Homepage www.enniger-hilft-kindern.de. Auch Spenden sind immer herzlich willkommen!

Wie schaffen Sie es Ehrenamt und Unternehmen unter einen Hut zu bringen?

Sigrid Freckmann: Indem ich in meinem Terminkalender Zeiten blocke, um mal eine halbe Stunde telefonieren zu können. Die Hilfe von „Tischlein deck Dich“ wird über die Schulen und Kindergärten angefragt, diese erreicht man nur tagsüber. Da ich aufgrund von Außenterminen viel unterwegs bin, kann ich auch einiges vom Auto aus erledigen. Abrechnungen und Überweisungen gehen dank Digitalisierung online und werden in den Abendstunden erledigt.

Dominik Fissahn: Ein Unternehmen zu führen, heißt für mich nicht ausschließlich Geld zu verdienen. Wir alle haben eine Verantwortung: für unsere Familien, unsere Mitarbeiter und Kunden. Und für Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen! Das ganze Team der VMI steht hinter unseren Projekten und wie heißt es in der Werbung so passend: dahinter stehen wir mit unserem Namen.

Würden Sie gern noch mehr Gutes tun?

Sigrid Freckmann: Leider hat der Tag nur 24 Stunden (wenn man mittags durchmacht 25!) und derzeit hätte ich leider nicht die Möglichkeit, mehr zu unterstützen.

Dominik Fissahn: Was wir noch gern Gutes tun würden? Natürlich würden wir auch gerne die Welt retten, das schaffen wir jedoch nicht alleine. Aber wir bleiben bei unserer Einstellung: Einfach machen! Und jedes bisschen Hilfe ist immer noch besser, als nichts zu tun.

Sie engagieren sich ehrenamtlich und erzeugen damit gerade bei Kindern
große Freude. Wie kann man Ihnen persönlich eine Freude bereiten?

Sigrid Freckmann: Indem ich in glückliche Gesichter schaue und sehe, was für eine Freude bei den Kindern herrscht. Jüngst haben wir für das Pfarrfest ein Kinderkarussell organisiert und die Kinder konnten den ganzen Nachmittag kostenlos Karussell fahren. Der Nachmittag mit dem Kinderkarussell hat mir sehr viel Freude gemacht, da zehre ich jetzt noch von. Es war so witzig, wie sich die Kinder vom kleinen Nilpferd auf das große Springpferd hochgearbeitet haben.

Dominik Fissahn: Uns freut es, wenn Hilfe ankommt, direkt und ohne Umwege. Und natürlich auch die Hilfe zur Selbsthilfe. Und hinter allem Einsatz steht natürlich eine wesentliche Voraussetzung: dass wir alle gesund bleiben!

Foto: © Sigrid Freckmann