Wärmepumpen: Ja, aber …

6. März 2023


Wärmepumpen stehen derzeit im Vordergrund der öffentlichen Diskussion zur künftigen Wärmeversorgung. Sie werden auch politisch besonders vorangetrieben, um das Ziel einer dekarbonisierten Wärmeversorgung zu erreichen. Der IVD hat deshalb Interviews mit Hausverwaltungen geführt, um Erfahrungen aus der Praxis mit dem Einbau und dem Betrieb von Wärmepumpen abzufragen.

Von Prof. Rainer Hummelsheim

Aus Sicht der Befragten ist vor allem wesentlich, dass Eigentümer die Entscheidung, welches Heizsystem sie einbauen, um zukünftig Klimaneutralität zu erzielen, technologieoffen und eigenständig treffen können. Alle klimaneutralen Optionen sollten deshalb gesetzlich gleich behandelt werden.

Insbesondere in dicht besiedelten Gebieten stehen Wärmepumpen weniger stark im Fokus der Praktiker. Hier werden Fernwärme und Nahwärmelösungen bevorzugt. Dies begründet sich in der mangelnden Flächenverfügbarkeit sowohl für die Aufstellung von Luftwärmepumpen als auch für die nötigen Bohrungen für Erdwärmepumpen. Dies gilt insbesondere für Mehrfamilienhäuser. Bei der Aufstellung von Wärmepumpen sind nach den Erfahrungen der Praktiker zudem Probleme mit dem Denkmalschutz und mit Lärmemissionen aufgetreten.

Wärmepumpen auch für den Bestand?

Insgesamt besteht bei den Befragten eine Präferenz für hybride Systeme (Wärmepumpe plus weiteres Heizsystem für tiefe Außentemperaturen, Einbindung Solarthermie, vor Ort erzeugter Strom aus erneuerbaren Energien et cetera).

Studien zeigen, dass inzwischen Wärmepumpen auch als Lösung im Bestand möglich sind, auch ohne einen kompletten Umbau der Heizungsanlage auf Fußbodenheizung vorzunehmen. Allerdings beziehen sich die bisher gesammelten Erfahrungen im Bestand vorwiegend auf solche umfassenden Sanierungen. Vorliegende Studien zum Einsatz von Wärmepumpen unter Beibehaltung der bestehenden Heizungsanlagen (zum Beispiel Fraunhofer ISE) betrachten vor allem Einfamilienhäuser und sind deshalb auf große Mehrfamilienhäuser nicht direkt übertragbar. Es bestehen deshalb bei Hausverwaltern weiterhin Zweifel, ob in älteren Mehrfamilienhäusern Wärmepumpen auch Heizungen mit üblichen Flachheizkörpern ausreichend versorgen können.

Probleme hinsichtlich der Verfügbarkeit und der Installation

Die in der Presse regelmäßig berichteten sehr langen Vorlaufzeiten bei der Beschaffung von Wärmepumpen aufgrund des Fachkräftemangels und limitierter Produktionskapazitäten werden in der Realität voll bestätigt. Die bisher gesetzlich angedachten Fristen für eine klimafreundliche Wärmeversorgung sind nicht erreichbar, wenn hier keine deutlichen Verbesserungen erzielt werden.

Bei den Befragten bestehen zudem schlechte Erfahrungen bei der Durchführung der Installation. Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern sind komplexe Systeme, für die in der Regel verschiedene Bauteile und Geräte zu individuellen Lösungen zusammengeführt werden. Nicht immer wird die Installation fachgerecht durchgeführt, manche Installationsfirmen scheinen mit dieser Aufgabe überfordert zu sein.

So wurden in vielen Fällen im späteren Betrieb Installationsfehler festgestellt, die teilweise weitreichend waren (zum Beispiel eine zu starke Nutzung des Heizstabes). Diese Fehler können sehr hohe Betriebskosten verursachen.

Die Komplexität der Systeme verursacht auch hohe Anforderungen an die Wartung, die ebenfalls die Qualifikation mancher Firmen zu übersteigen scheinen. Dies gilt insbesondere, wenn Installation und Wartung durch unterschiedliche Firmen wahrgenommen werden.

Für den Betrieb berichten die Befragten, dass Wärmepumpen eine hohe Lebensdauer erreichen. Auch ältere Systeme zeigen nach einer Lebensdauer von über 20 Jahren keine größeren Probleme. Wärmepumpen erweisen sich somit als sehr zuverlässig. Im Betrieb entstehen allerdings zum Teil Lärmprobleme bis hin zu Beschwerden aus der Nachbarschaft.

Hausverwalter haben besondere kaufmännische und rechtliche Qualifikationen. Die komplexen spezifischen technischen Fragen bei der Installation und dem Betrieb von Wärmepumpen bedürfen dagegen aus Sicht der Befragten oft zusätzlicher externer Beratung und Unterstützung. Der Zukauf externer Expertise sollte deshalb staatlich gefördert werden.

Wärmepumpen in der WEG

Besondere Verhältnisse ergeben sich aus Sicht der befragten Verwalter bei Wohnungseigentümergemeinschaften. Die nötigen Entscheidungen zum Einbau von Wärmepumpen und zum Umbau der Heizungsanlage, ebenso wie die Erfüllung des künftig gesetzlich vorgegebenen Ziels von 65 Prozent erneuerbarer Wärme sind in einer WEG in der Abwicklung anspruchsvoll und aufwändig.

Als besonderes Problem in WEGs ergibt sich die Bereitstellung der zusätzlich benötigten Aufstellflächen für Wärmepumpen. Vorhandene Gemeinflächen reichen oft nicht aus, so dass Eigentum von Miteigentümern (Gartenflächen, Kellerflächen) dafür in Anspruch genommen werden muss. Dazu bedarf es jedoch in der Regel einer neuen notariellen Teilungserklärung oder einer hohen finanziellen Entschädigung. Dies ist in der Praxis nur schwer umsetzbar. Zudem wird berichtet, dass einzelne Miteigentümer die Kosten der Installation von Wärmepumpen kaum finanzieren können. Im Ergebnis kann die Zusammenarbeit in einer WEG durch die hohen finanziellen und prozeduralen Anforderungen beim Einbau von Wärmepumpen gefährdet werden. Veränderungen an den Entscheidungsprozessen in WEGs scheinen deshalb sinnvoll. Diese müssten gesetzlich geregelt werden.

Zusammenfassend ergibt sich aus den Befragungen: Wärmepumpen werden in der Zukunft eine weit verbreitete Lösung für eine klimaneutrale Wärmeversorgung sein. Technische Alternativen werden aber weiterhin nötig sein und auch in der Praxis installiert werden. Insbesondere in älteren Mehrfamilienhäusern bestehen noch Zweifel an der Eignung von Wärmepumpen, weshalb auch auf Fern- und Nahwärme und Hybridlösungen gesetzt wird. Als wesent-liches Hindernis erweist sich der Fachkräftemangel, auch die Qualifikationen der Fachkräfte müssten verbessert werden. Für WEGs erscheint es notwendig, für den Einbau von Wärmepumpen die Entscheidungsprozesse gesetzlich zu vereinfachen.

 

 

Fotos: © romaset/Adobe Stock (o.); Rainer Hummelsheim