Was Investoren von Maklern erwarten

24. Juli 2019


Die meisten Makler richten ihre Leistungen auf die klassischen Eigennutzer aus. Immobilien-Investoren haben sie häufig gar nicht auf dem Radar. Dabei ist gerade diese Zielgruppe besonders beständig, schließlich ist der Immobilienkauf und -verkauf für sie ein Business. Für ihre Geschäfte setzen Investoren daher lieber auf einen professionellen Dienstleister, anstatt ihr Glück allein zu versuchen. Doch worauf achten Investoren bei einem guten Makler?

Von Jörg Winterlich und Michael Wiesendorf

Anders als für Eigennutzer zählt für Investoren beim Kauf einer Immo­bilie nicht der persönliche Geschmack, sondern die zu erwartende Rendite. Dem­nach sollten Makler bei Anlage-Objekten eine etwas andere Vermarktungs­strategie wählen als bei Eigen­nutzern oder Klein­anlegern. Hier kommt es weniger auf schöne Fotos, illus­trierte Grund­risse und 360-Grad-Rund­gänge an als auf Zahlen, Daten und Fakten. Ein Investor prüft das Objekt vor dem Kauf genau und macht sich bereits ein klares Bild vor der ersten Bege­hung der Immo­bilie. Der Inves­tor will wissen, wie hoch die Ist-Miet­einnahmen sind und welche Chancen bestehen, ob es in einem Mehr­familienhaus Leer­stände gibt, ob nach Sanie­rungen die bisherigen Mieten ange­passt werden können und wie lange ein Leer­stand in der betref­fenden Immobilie für gewöhn­lich anhält. Professionelle Investoren benö­tigen daher bereits zu Beginn des Kon­taktes eine fundiertere Datenbasis als zum Beispiel klassische Eigen­nutzer. Unter anderem brau­chen sie für ihre eigenen Kalku­lationen Miet­übersichten und Mietverträge idealer­weise bereits als Excel-Aufstellung, Lage­pläne, Aus­stattungs­listen, Baube­schrei­bungen, Auf­listungen der anste­henden oder bereits ausgeführten Pflege- und Reparaturarbeiten. Sind Kündi­gungen aus­gesprochen worden oder gibt es am Objekt Probleme? Häufig liegen diese Unter­­lagen noch nicht vor und müssen vom Makler erst zusammen­gestellt werden.

Der professionelle Investor ist dann oft bereits bei der ersten Besichtigung in der Lage, eine klare Aussage zu treffen, deshalb sollte die Besichtigung gut vom Dienst­leister vorbereitet sein. Sie sollte Klarheit zum Objekt bringen, daher reicht es nicht aus, dem Investor nur eine einzelne Wohnung zu zeigen. Idealerweise besteht am Besichtigungstermin die Möglichkeit, sich mehrere Referenz­wohnungen, die repräsentativ für die restlichen Wohn­einheiten sind, an­zusehen. Ebenso wichtig ist der Zugang zu den Keller­räumen mit Technik und anderen Nebenräumen.

Investoren als regelmäßige Immobilienverkäufer

Um langfristig ins Investment-Geschäft ein­zusteigen, brauchen Makler ein regel­mäßiges Angebot an passenden Immobilien. Inves­toren vergeben ihre Verkaufs­aufträge an Makler, die gezeigt haben, dass sie sich mit Immobilien-Investments aus­kennen. Bevor ein Makler mit seinen Diensten an Inves­toren herantritt, sollte er sich also genaustens infor­mieren und sich das nötige Fach­wissen aneignen, indem er zum Beispiel Seminare und Trainings besucht. Der Vorteil hierbei liegt auch darin, dass man durch den Besuch der Veranstaltungen bereits erste Kontakte zu Inves­toren knüpft und sich ein Netz­werk aufbauen kann. Häufig bringen Investment-Makler auch Erfah­rungen aus eigenen Invest­ments mit.

Profes­sionelle Investoren merken im Erst­gespräch mit einem Makler schnell, ob der sich mit der Materie auskennt oder sich noch nie großartig mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Kennt der Makler bereits die einfachsten Fachbegriffe nicht, wird der Investor ihm kaum einen Auftrag übertragen.

Ein starkes Netzwerk

Bei Investment-Immobilien handelt es sich meist um sehr viel größere Geldsummen als bei Immobilien für die Eigennutzung. Dementsprechend höher sind die finanziellen Risiken. Kaum eine Investment-Immobilie kommt ohne potenzielle Problemquellen. Umso wichtiger ist es, nicht nur einen Käufer für die Immobilie, sondern eben „den richtigen Käufer“ zu finden. Immobilien-Investoren sind meist auf bestimmte Immobilien spezialisiert und bringen ihre eigenen Lösungsansätze mit, um zum Beispiel richtig mit einer Immobilie zu wirtschaften, die in einer Region mit hohem Leerstandrisiko liegt.

Für Investoren und Makler ist es daher wichtig, gut miteinander vernetzt zu sein und sich nicht nur auf eine Region zu konzentrieren. Manchmal sitzt der passende Käufer für eine Denkmalschutz-Immobilie an der Ostsee vielleicht am anderen Ende Deutschlands. Nur durch ein starkes Netzwerk schaffen Makler es langfristig die passenden Objekte und Investoren zusammenzubringen. Dabei ist auch Diskretion wichtig, viele Verkäufer wollen nicht, dass ihre Immobilie auf dem öffentlichen Markt angeboten wird. Ein guter Makler kennt die Portfolios und Strategien der Investoren, mit denen er zusammenarbeitet, und bietet eine Immobilie gezielt einem ausgewählten Kreis an.

Langfristige Partnerschaften

Immobilien-Investoren sind als Ziel­gruppe für Makler auch deshalb so interessant, weil sie anders als die meisten Eigennutzer keine Einmal-Täter sind. In diesem Punkt unter­scheiden sie sich auch von den klassischen Kapitalanlegern, die oft keine klare Investment-Strategie ver­folgen, sondern ihr Geld in erster Linie in „Beton-Gold“ anlegen wollen, um von Wert­steigerungen zu profi­tieren. Profi-Investoren hin­gegen bauen sich ein funk­tio­nierendes Port­folio an Immobilien auf und kaufen in Einklang mit ihrer Strategie Objekte an und verkaufen wiederum andere Objekte, die nicht mehr passen. Dadurch sind sie an langfristigen und guten Geschäftsbeziehungen zu Maklern interessiert, die ihnen die passenden Immobilien anbieten und sie gleichzeitig auch beim Verkauf oder der Vermietung unterstützen.

Versteht ein Makler sein Hand­werk, hat er für jedes Objekt alle wich­tigen Unter­lagen parat und sorgt somit für reibungslose An- und Verkaufs­prozesse, sind Investoren gerne bereit, auch vergleichs­weise hohe Provisionen schnell zu zahlen. Investoren wissen die Dienst­leistungen des Maklers zu schätzen und erkennen seinen Wert für ihr Geschäft. Sie wissen, wie viel Arbeit ihnen der Makler sowohl bei Verkauf als auch beim Kauf abnimmt. Daran können auch gesetzliche Regularien wie das sogenannte Besteller­prinzip nichts ändern.

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