Wenn die eigene Wohnung zur Ferienwohnung wird

13. August 2018


Keine zweite Plattform ist auf dem Ferienwohnungsmarkt gerade so gefragt wie Airbnb. Das Portal, auf dem private und gewerbliche Anbieter ihre Inserate einstellen können, verzeichnet immer mehr Nutzer. Pressesprecher Julian Trautwein verrät im AIZ-Interview, wie es gelingt, erfolgreich über die Plattform zu vermieten und welche Grundlagen zu beachten sind.

Interview von Julia Ceitlina

Airbnb ist vor allem dafür bekannt, dass private Wohnungen in Großstädten vermietet werden. Wie schaut es mit Urlaubsregionen aus, gibt es da aktuell auch einen Trend?

Auf jeden Fall! Gerade in Deutschland ist es so, dass Urlauber auch sehr stark innerhalb Deutschlands reisen. Die typischen Ferienregionen, in denen die Deutschen Urlaub machen, sind zum Beispiel die Nord- oder Ostseeküste, das Alpenvorland oder der Schwarzwald. Hier sehen wir, dass die Reisenden immer häufiger Airbnb nutzen, um eine Unterkunft zu finden. Gleichzeitig gibt es in diesen Destinationen auch immer mehr Gastgeber, die ihre Unterkünfte über die Airbnb-Plattform anbieten. In diesen Ferienregionen sehen wir daher auch das stärkste Wachstum außerhalb der Metropolen.

Welche Ansprüche haben die Deutschen an Ferienunterkünfte?

Es gibt unterschiedliche Typen von Reisenden und dementsprechend auch unterschiedliche Ansprüche. Ist das eine Familie, die reist, ist es natürlich wichtig, dass die Unterkunft genügend Platz hat und dass es eine eigene Küche gibt. Anders ist es bei einem Geschäftsreisenden. Dem ist eher wichtig, dass es ein stabiles Wifi oder einen 24/7-Check-In gibt. Das sind verschiedene Prioritäten, aber insgesamt ist vor allem das wichtig, was wir bei uns „Gastgeberstandards“ nennen: Das heißt, die Erreichbarkeit der Gastgeber, die Sauberkeit der Unterkunft, der Zugang zur Unterkunft, die Kommunikation mit dem Gastgeber und das am besten zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis.

Auf Airbnb wird die Mehrheit der Unterkünfte von privaten Anbietern vermietet. Wo ist der große Unterschied zu Hotels oder Apartments, die speziell zu Urlaubszwecken vermietet werden?

Ein privater Gastgeber ist zunächst erstmal natürlich kein Hotelier. Er vermietet seine eigene Wohnung, wenn er selbst im Urlaub ist oder ein freies Gästezimmer, wenn er den Platz hat. Da besteht ein Unterschied darin, wie er seine Unterkunft betreibt und was das für den Gast für ein Erlebnis ist. In einer privaten Wohnung stehen dann zum Beispiel private Gegenstände, was man vielleicht in einer typischen Ferienwohnung so nicht hat.

Was muss man tun, um seine Wohnung auf Airbnb anzubieten?

Jeder kann bei uns ein Angebot inserieren. Dazu muss man natürlich ein Profil und entsprechendes Inserat mit Fotos erstellen. Die Gastgeber müssen sich vorab informieren, welche lokalen Vorschriften, Genehmigungen und Bestimmungen auf ihre individuelle Situation zutreffen. Wir haben dazu viele Hilfeseiten, die die Gastgeber auf ihre Pflichten hinweisen.

Hat sich dabei durch das Zweckentfremdungsgesetz vieles verändert?

Die überwiegende Mehrheit der Gastgeber auf Airbnb sind sogenannte Home Sharer, also Privatpersonen, die gelegentlich einzelne Zimmer oder ihr eigenes Zuhause vermieten, wenn sie selbst beruflich oder privat unterwegs sind. Ihre Wohnungen können dem Wohnungsmarkt nicht zurückgeführt werden, weil sie sie selbst bewohnen. Viele der Gesetzgebungen, die den Wohnraumschutz betreffen, sind noch aus Zeiten, da gab es Airbnb noch nicht. Mit dem immer größer werdenden Interesse an Home Sharing schaffen jetzt viele Städte neue Regeln und überlegen, wie sie die Vorteile von Plattformen wie Airbnb für sich nutzen können. Wir sind mit vielen Städten, in denen wir präsent sind, im Austausch, wollen zu zeitgemäßen Rahmenbedingungen beitragen.

In Berlin zum Beispiel hat sich schon sehr viel entwickelt. Da wurde durch das angepasste Zweckentfremdungsverbotsgesetz ein Schritt in die richtige Richtung getan. Es wurden neue Regelungen geschaffen und klargestellt, dass Home Sharer ihre Wohnung an Reisende vermieten dürfen, dafür jedoch eine Genehmigung brauchen. Wir wollen mit der Stadt zusammen daran arbeiten, dass diese Regelung tatsächlich die gewünschte positive Wirkung erzielt und der Genehmigungsprozess einfach und unbürokratisch funktioniert.

Als privater Vermieter kann ich so ja auch sehr viel einnehmen. Muss ich da direkt ein Gewerbe anmelden?

Das lässt sich pauschal nicht sagen. Grundsätzlich ist man steuerpflichtig, egal ob man ein privater oder gewerblicher Gastgeber ist. Darüber klären wir auf unseren Hilfeseiten auf und senden jedes Jahr eine Erinnerungsemail an alle Gastgeber, ihre Einnahmen über Airbnb bei der Steuererklärung anzugeben, denn die Steuerpflicht liegt bei jedem Einzelnen. Als privater Vermieter kann ich diese Einnahmen direkt auf der Steuererklärung mit angeben.

Welche Vorteile ergeben sich für private Gastgeber durch das Vermieten?

Airbnb ermöglicht Gastgebern, sich durch die effizientere Nutzung ihres Wohnraums etwas dazuverdienen. Der größte Kostenfaktor, den man hat, ist meistens die Wohnung. Dadurch, dass ich sie mit Gästen teile, kann ich einige meiner Fixkosten reduzieren. Ein anderer Vorteil, den wir gerade bei einer immer stärker wachsenden Zielgruppe sehen, die wir bei uns als Senior Hosts, also etwas ältere Gastgeber, klassifiziert haben, ist der soziale Austausch. Bei diesen Gastgebern sind vielleicht die Kinder ausgezogen und sie haben dementsprechend den Platz und die Zeit. Da gibt es viele tolle Gastgeber, die wirklich darin aufgehen. Es gibt aber wiederum auch Gastgeber, die ein Gastgewerbe betreiben und Airbnb als zusätzlichen Kanal nutzen.

Ihr habt auf eurer Seite intelligente Preise. Wie kommen die zustande?

Die intelligente Preisgestaltung ist ein automatisiertes System, das sich kontinuierlich die Nachfrage nach Unterkünften in der Region anschaut und dementsprechend den Preis anpasst. Die Preisgestaltung wird dabei durch die vom Nutzer ausgewählten Einstellungen bestimmt. Das heißt also, dass der Nutzer immer noch selber für den Preis verantwortlich ist. Er kann auch einfach festlegen, dass seine Unterkunft 5.000 Euro pro Nacht kostet. Dann werden Interessenten sich aber wahrscheinlich für eine andere Unterkunft entscheiden. So reguliert sich der Markt selbst. Leute, die sich gar nicht mit sowas auseinandersetzen tendieren dazu, ihre Wohnung zu teuer einzustellen. Denen gibt die intelligente Preisgestaltung ein Verständnis dafür, wie die Preise in der Umgebung der Unterkunft gesetzt sind und wie hoch da die Nachfrage ist. Die intelligente Preisgestaltung basiert auf der Art der Unterkunft, dem Standort, der Jahreszeit, den Suchanfragen. Der Gastgeber kann selber entscheiden, ob er den Preis, der dabei ermittelt wurde, so einstellt oder nicht.

Welchen Einfluss hat die temporäre Vermietung auf die lokale Wirtschaft?

Die Vermietung auf Airbnb und die Aktivitäten der Gäste und Gastgeber haben einen sehr großen Effekt auf die lokale Wirtschaft. Bis zu 97 Prozent der Einnahmen über Airbnb verbleiben beim Gastgeber selbst. Zudem geben die Gäste natürlich auch dort Geld aus, wo sie wohnen und viele Unterkünfte liegen außerhalb der klassischen Hotelhotspots. Das kommt natürlich gerade den lokalen Geschäften in den Nachbarschaften zu Gute. Die Gastgeber empfehlen ihr Lieblingsrestaurant oder Geschäft um die Ecke. Das sind oft Orte, die der normale Tourist, der nicht über Airbnb verreist und sich in Berlin zum Beispiel hauptsächlich in der Gegend um den Alexanderplatz oder um den Potsdamerplatz aufhält, sonst nie entdeckt hätte.

Wie halten Sie Ihre Standards und woran müssen sich Gastgeber bei der Vermietung halten?

Wir haben einen zweiseitigen Marktplatz, der vorrangig über das Bewertungssystem reguliert wird. Das heißt, Gast und Gastgeber bewerten sich nach jeder Reise gegenseitig. Wenn man den Gästen gute Erlebnisse anbietet, bekommt man auch gute Bewertungen und wird entsprechend in den Suchergebnissen weiter oben dargestellt. Anders als bei vielen anderen Plattformen kann ich jedoch nur eine Bewertung abgeben, wenn es auch wirklich eine Buchung gab. Man kann also keine anonymen Bewertungen abgeben, was die Bewertungen authentisch macht.